Neue Bleibe für Wohnungslose Königswinter eröffnet Obdachlosenunterkunft

KÖNIGSWINTER · Das komplett sanierte Haus an der Hauptstraße, das ursprünglich als Flüchtlingsheim dienen sollte, bietet künftig Platz für 18 bis 20 Menschen in Not. Neun Wohnungslose sind bereits eingezogen.

 „Mein Zimmer ist klein, aber sauber“, sagt Michael. Er ist einer der neun ersten Bewohner der Obdachlosenunterkunft.

„Mein Zimmer ist klein, aber sauber“, sagt Michael. Er ist einer der neun ersten Bewohner der Obdachlosenunterkunft.

Foto: Frank Homann

Bürgermeister Peter Wirtz war zufrieden. „Es ist so geworden, wie ich es mir gewünscht habe, ein schickes, neues Haus“, meinte das Stadtoberhaupt bei einer Besichtigung der neuen Obdachlosenunterkunft.

Nach einer Kernsanierung konnte das Wohnhaus an der Hauptstraße seiner Bestimmung übergeben werden: Es bietet 18 bis 20 Wohnungslosen ein Obdach. 16 Zimmer, drei Bäder, zwei Küchen und eine Waschküche wurden während der neunmonatigen aufwendigen Umbaumaßnahme eingerichtet.

Wände wurden freigelegt, von der Elektrik bis zu den Sanitäranlagen alles erneuert, hohe Brandschutzauflagen waren zu erfüllen. Wirtz: „Das war eine Abenteuerbaustelle. Das Haus war noch bewohnt, als wir es erworben haben.“ 500 000 Euro ließ sich die Stadt die Sanierung kosten.

„Hätten wir neu auf die grüne Wiese gebaut, wäre es auch nicht billiger geworden“, gibt Wirtz zu bedenken. Ursprünglich war in dem Gebäude eine Flüchtlingsunterkunft geplant. Aber nachdem ein Obdachlosenhaus an der Grabenstraße nach einem Brand nicht mehr nutzbar war und sich alles auf das zweite an der Malteserstraße konzentrierte, beschloss der Stadtrat die Umnutzung.

Lage ist günstig für Bewohner und Stadtverwaltung

„Das ist auf Dauer ein menschenwürdiges und sicheres Haus“, findet Wirtz. Hinzu kommt die Lage. Rettungsdienst und Feuerwehr könnten im Notfall das Haus, das zwischen B 42 und Bahnlinie sowie Landstraße, Straßenbahn und Rhein liegt, schnell anfahren. Das zweistöckige Haus hat keine direkte Nachbarschaft.

Dezernentin Heike Jüngling: „Die Unterkunft befindet sich in der Nähe der Stadtverwaltung. Wir können sehr schnell da sein. Wir legen Wert darauf, dass dieses Gebäude in dem jetzigen Zustand erhalten bleibt.“

Das helle und freundliche Haus verfügt über weiß gestrichene Flure und Zimmer, nicht brennbare Böden, Schränke und Betten in den Zimmern, die Küchen sind mit Herd, Spüle und einem Kühlschrank ausgerüstet, der für jeden Bewohner ein abschließbares Fach beinhaltet.

Regelmäßige Kontrollen geplant

„Wir werden mindestens jeden zweiten Tag nachsehen, ob alles in Ordnung ist“, kündigte der Leiter des Servicebereichs Sicherheit und Ordnung, Armin Krämer, an. Bürgermeister Wirtz machte klar: „Wer randaliert, fliegt raus.“

Seit Jahrzehnten gebe es in Königswinter 30 bis 35 Wohnungslose. Jüngling: „Wir versuchen, die Obdachlosigkeit im Vorfeld bereits abzufangen, einzugreifen, wenn eine Räumung ansteht. Wir versuchen, mit dem Sozialdienst zusammen die Probleme zu lösen oder auch kurzfristig über den Sozialdienst Katholischer Männer Betroffene unterzubringen.“

Neben der Wohnungs- und Mittellosigkeit seien bei den Betreuten auch psychische Störungen, Alkohol und Drogen im Spiel. Krämer: „Bis zur Obdachlosigkeit ist es oft ein langer Prozess.“ Eine Höchstdauer für das Verweilen in dem Haus gibt es nicht, auch wenn es eigentlich nur als vorübergehende Unterkunft gedacht ist, so der Leiter des Geschäftsbereichs Ordnungsamt, Nicolas Klein. Krämer: „Wir möchten den Start in ein neues Leben anstoßen.“

Sozialer Absturz nach schwerer Krankheit

So wie es sich Michael wünscht, einer der neun ersten Bewohner. Der 60-Jährige stammt aus dem Badischen, erlernte in Frankreich den Kochberuf, kam 1993 ins Rheinland. Als er Michael Schumacher im Grandhotel Petersberg bei dessen Hochzeit bekochte, ahnte er nichts von seinem Schicksal: Vor drei Jahren erkrankte er schwer. „Knochenkrebs“, erzählt er, während er in seinem Zimmer vor dem Fernseher sitzt.

Das Gerät gehört zu seinen wenigen Habseligkeiten. „Im Oktober 2018 bin ich geschieden worden.“ Kurzfristig habe er eine Wohnung bekommen, „aber die war zu groß, zu teuer, da musste ich raus“. So blieb nur das Obdachlosenhaus an der Malteserstraße.

„Das hier ist viel besser. Mein Zimmer ist klein, aber sauber.“ Mit zwei, drei Leuten habe er Kontakt, aber sonst halte er sich abseits. „Mit Alkohol will ich nichts zu tun haben.“ Michael geht lieber nach draußen, spazieren. „Ich möchte mich ablenken, nicht in Depressionen fallen.“ Und er hofft auf eine Wohnung.

So wie Oana (42). Er kam mit der Familie vor 20 Jahren aus Rumänien. Weil das Haus, in dem sie lebten, saniert wird, mussten alle raus. „Die Verwaltung hat geholfen, dass mein Bruder mit Kleinkind eine Wohnung bekam.“ Er musste hier einziehen. „Das Haus ist super, aber das soll für mich nicht auf Dauer sein.“

In wenigen Tagen hat er eine Operation. Danach möchte er gern wieder seine vorherige Arbeit aufnehmen. Gerade hat er einen Wischmopp gekauft. „Es soll hier so sauber bleiben, wie ich es von Mutter gelernt habe.“

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