Pater Columban Eßer Jahrzehntelang zu Fuß von Siegburg nach Uthweiler

Uthweiler · In Uthweiler kam im vergangenen halben Jahrhundert kein Katholik an ihm vorbei. Pater Columban Eßer, der mehr als 50 Jahre jeden Samstag und Sonntag bis März 2011 die Messe in der Kapellengemeinde Sankt Michael las, ist am Sonntag im Stieldorfer Altenheim Sankt Margaretha im Alter von 90 Jahren verstorben.

 Pater Columban (links) bei seinem Goldjubiläum in Uthweiler 2010 mit dem damaligen Dechanten Udo Maria Schiffers.

Pater Columban (links) bei seinem Goldjubiläum in Uthweiler 2010 mit dem damaligen Dechanten Udo Maria Schiffers.

Foto: Holger Handt

Der Pater war der letzte Mönch, der am Wiederaufbau der Abtei Sankt Michael in Siegburg nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt war. Eßer war zwei Jahre lang Soldat gewesen und ebenso lange in Kriegsgefangenschaft. Als 23-Jähriger trat er 1950 in die Abtei ein, wo er 1954 seine feierlichen Gelübde ablegte.

1957 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht. Er studierte dann zunächst in der Abtei, bevor er von Abt Ildefons Schulte Strathaus zum Weiterstudium nach Rom an die Benediktinerhochschule San Anselmo gesandt wurde. Nach dem Abschluss seiner Studien mit Lizentiat in Theologie und Bibelwissenschaft übernahm er 1960 die Seelsorge in der Kapellengemeinde Sankt Michael in Uthweiler.

Die Betreuung der Kapelle durch die Mönche der Abtei hatte einen historischen Hintergrund: Als Abt Ildefons 1941 von den Nazis aus der Abtei vertrieben wurde und in der Burg Niederberg Unterschlupf fand, betreute er selbst vorübergehend die Kapelle in Uthweiler. Damals gab der Abt das Versprechen ab, dauerhaft dafür zu sorgen, dass ein Glaubensbruder dort die Messen liest.

Pater Columban gefiel die Aufgabe so gut, dass er blieb. Er wirkte mehr als 50 Jahre als Seelsorger in Uthweiler. Beim ersten Mal reiste er noch mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn von Siegburg an. Danach legte er den Weg über Jahrzehnte zu Fuß zurück. Zu seinem Goldjubiläum im November 2010 war die Kapelle proppenvoll. Die Freiwillige Feuerwehr mit ihrer Jugendabteilung, der Kapellenchor und die Kinder vom Kindergarten „Zwergenland“ bildeten bei der vom Dechanten Udo Maria Schiffers zelebrierten Jubiläumsmesse den festlichen Rahmen.

Pater Columban war ins Dorfgeschehen integriert. Er taufte irgendwann die Enkelkinder von Paaren, die er einst getraut hatte. Er wurde von einer Familie beherbergt, bei der er sein eigenes Zimmer hatte. Daher fehlte er auch beim gemeinsamen Foto, als die Benediktiner 2011 nach 947 Jahren Abschied von Siegburg nahmen. „Pater Columban hat sich in den Ruhestand nach Uthweiler zurückgezogen“, hieß es damals nur.

In der Abtei versah er das Amt des Novizenmeisters und verstand es, die jungen Mönche durch sein Wissen in das Alte Testament einzuführen. Auf das Thema hatte er sich im Studium spezialisiert.

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