Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Historische Bibeln im Foyer

KÖNIGSWINTER · Der Theologe und Bibelexperte Gerd Scheier hat Bibeln aus der frühzeit des Buchdrucks zusammengetragen. Bartholomäus von Unckel war im 15. Jahrhundert ein vielbeschäftigter Drucker in Köln.

 Museumsleiter Elmar Scheuren (l.) und der Bibelexperte Gerd Scheier mit einer Wittenberger Lutherbibel von 1538/39.

Museumsleiter Elmar Scheuren (l.) und der Bibelexperte Gerd Scheier mit einer Wittenberger Lutherbibel von 1538/39.

Foto: Frank Homann

Was hat Luther mit Weihnachten zu tun? Ein Blick in die Vitrinen im Foyer des Siebengebirgsmuseums verrät die Antwort: Alte Bibeln aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind dort anlässlich einer neuen Ausstellung zum Lutherjahr zu sehen, darunter das von Luther übersetzte Neue Testament. In der Originalbibel, die 1524 in Nürnberg gedruckt wurde, ist das Lukasevangelium, Kapitel 2, aufgeschlagen: die „Weihnachtsgeschichte“ in der Textfassung, die heute weitgehend unverändert in allen evangelischen Christnachtgottesdiensten gelesen wird.

Was also hat Luther mit Weihnachten zu tun? „Er hat den Menschen das Weihnachtsevangelium in der deutschen Sprache zur Verfügung gestellt“, erklärt Gerd Scheier. „Vorher wurde der Text in den Messen im Lateinischen gelesen.“ Der Theologe aus Bad Honnef hat die Bibeln für die Ausstellung aus privaten Sammlungen zusammengetragen, ebenso Sammlungen älterer Holzschnitte und Illustrationen, die die Weihnachtsgeschichte damals sozusagen ins rechte Bild brachten.

„Klein, aber fein“

Die Idee zu der Ausstellung entstand in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef. Ursprünglich sollte sie auch dort in einer Buchhandlung gezeigt werden. Auf der Suche nach Ausstellungsvitrinen nahm man Kontakt zum Siebengebirgsmuseum auf und entschied sich dann, auch aus Sicherheitsgründen, die kostbaren Exponate dort zu zeigen – sehr zur Freude von Museumsleiter Elmar Scheuren, der „die kleine, aber unglaublich feine Ausstellung“, die noch bis zum 8. Januar 2017 zu sehen ist, jetzt eröffnete.

Gezeigt werden auch Beispiele hochdeutscher und plattdeutscher Bibeln, die noch älter sind als die Luther-Bibel. Denn Luther war nicht der erste, der sich an die Übersetzung herangewagt hatte: „Es gab vor Luther bereits 18 verschiedene Bibeldrucke in Deutsch“, sagt Scheier. 1483 beispielsweise wurde bei Anton Koberger in Nürnberg die „Neunte Deutsche Bibel“ gedruckt, in einer Auflage von rund 1000 bis 1500 Exemplaren – eines der wenigen noch erhaltenen ist in der Ausstellung zu sehen. „Diese deutschsprachige Bibelübersetzung folgt Wort für Wort der lateinischen Vulgata und basiert auf einer wahrscheinlich hundert Jahre älteren Vorlage.“

Zur Sicherheit Siebengebirgsmuseum

Einen besonderen regionalen Bezug hat eine Kölner Bibel aus dem Jahr 1478 – eine niederrheinische Übersetzung, von der allerdings nur ein Faksimile in der Vitrine liegt. Beteiligt war daran vermutlich auch der bekannte Drucker Bartholomäus von Unkel. Die Sprache war – wie in allen vorlutherischen Ausgaben – altertümlich und schwer verständlich: „Ende id geschack i de dage Eyn gebot gink uyt va de keyser Augustro dat alle de werlt worde beschreue.....“

Bildliche Darstellungen der Weihnachtsgeschichte sucht man in Luthers Neuem Testament vergeblich. „Das einzige Weihnachtsbild, das in Luthers Bibeln zu seinen Lebzeiten je veröffentlicht wurde“, so Scheier, „findet sich im alttestamentlichen Teil zu Beginn des Propheten Micha.“ In zwei kleinen Szenen wird dort die Weissagung auf das Weihnachtsgeschehen dargestellt. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann die Produktion von Holzschnittserien, später auch Kupferstichen, die zur Bibelillustration verwendet wurden.

Anlässlich der Bibelausstellung lädt das Siebengebirgsmuseum für Mittwoch, 7. Dezember, um 18 Uhr zu einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Kostprobe 3 x 1 – 1 Stunde, 1 Thema, 1 Wein“ ein. An einen kurzen Vortrag schließt sich der Besuch der Ausstellung an. Dazu gibt es die Gelegenheit, einen Wein aus der Region zu kosten. Die Teilnahme kostet sieben Euro pro Person inklusive Museumseintritt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das Siebengebirgsmuseum hat seinen Sitz an der Kellerstraße 16 in Königswinter. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.siebengebirgsmuseum.de.

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