Ittenbacher Art Lounge Herkunft der Bilder reicht von Heisterbacherrott bis nach Kenia

ITTENBACH · Sie sehen aus wie kleine Pappkartons, sorgfältig nebeneinander und hintereinander aufgereiht. Quadratisch, praktisch, gut. Im rot-goldenen Licht der afrikanischen Sonne strahlen selbst diese windschiefen Blechhütten einen gewissen Charme aus - eindrucksvoll mit Pinsel und Farbe eingefangen von Dickson Kaloki.

 Auch die zehnte Vernissage in der Ittenbacher Galerie war gut besucht.

Auch die zehnte Vernissage in der Ittenbacher Galerie war gut besucht.

Foto: Frank Homann

Immer wieder hält der kenianische Künstler die Stimmung in den Slums seiner Heimat auf der Leinwand fest - Bilder, die zum Innehalten einladen, die nachdenklich stimmen und dennoch mit ihrer ganz eigenen Schönheit den Betrachter gefangen nehmen und die Seele berühren.

Eines dieser Bilder ist jetzt in der Art Lounge in Ittenbach zu sehen, gemeinsam mit einem Gemälde der ebenfalls aus Afrika stammenden Künstlerin Caroline Mbirua. Beide sind ein kleiner Vorgeschmack auf eine Ausstellung kenianischer Künstler im Juni. "Für die Künstler ist das eine große Chance", sagt Terri Dahl, Gründungsmitglied des Vereins Shangilia Deutschland, der kenianischen Straßenkindern ein Zuhause gibt.

Die Hilfsorganisation ist Bindeglied zu den afrikanischen Künstlern. "Ein ehemaliger Schüler aus unserem Projekt ist Maler geworden. Er hat den Kontakt zu den Künstlern hergestellt", berichtet Dahl. Der Erlös aus dem Verkauf der Werke geht nicht nur an die Künstler, sondern auch an "Shangilia".

Zu sehen gab es aber bei der insgesamt zehnten Vernissage in der Galerie des Königswinterer Künstlers Dave Deigthon ("Deetz") nicht nur Eindrücke aus Afrika, sondern auch Kunst aus heimischen Gefilden. So hat Edith Kranz aus Hennef die Schönheit heimischer Gewächse im Bild festgehalten, den schimmernden Tautropfen auf einem Blatt zum Beispiel oder den Zauber der ersten Schneeglöckchen.

Zwei Meter hoch ist die Lichtinstallation von Susanne Hecker, ein großes Holzbrett mit vielen Gucklöchern - das, was andere achtlos weggeworfen haben, erstrahlt hierdurch betrachtet im wahrsten Sinne des Wortes in einem anderen Licht: Papierschnipsel, Verpackungsmüll, rostige Metallteile.

Für Agi Weber aus Heisterbacherrott ist die Ausstellung eine Premiere: Sie zeigt ihre Werke erstmals in der Öffentlichkeit. Die Künstlerin benötigt für ihre Bilder nicht etwa Pinsel und Farbpalette, sie greift vielmehr zu Leim und Spraydosen. Aus alten Kleidern, Sand, Steinen, Glassplittern und vielem mehr, die in mehreren Schichten aufgetragen und immer wieder übersprüht werden, entstehen so faszinierend anzuschauende, plastische Kunstwerke. Eines trägt den Namen "Snow White" - Schneewittchens Traumkleid, festgehalten im Bild. "Es besteht aus einem alten Kleid, das mir so gut gefallen hat, aber längst nicht mehr passte", schmunzelt Weber. Kurzerhand hat sie das gute Stück auf eine Leinwand gelegt, raffiniert drapiert und dann mit verschiedenen Materialien und elfenbeinfarbener Sprühfarbe in ein Kunstwerk verwandelt, das man zwar nicht mehr in den Kleiderschrank, dafür aber an die Wand hängen kann.

Die Art Lounge, Königswinterer Straße 310 in Ittenbach, hat donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

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