Sommer: Ferien im Siebengebirge Grüße aus dem Luftkurort Rhöndorf

Bad Honnef · Eine historische Postkarte und ein aktuelles Foto erzählen viel über die Geschichte Rhöndorfs in den vergangenen hundert Jahren.

 Die Postkarte von 1925 zeigt das drei Jahre zuvor gegründete Mütterheim des Erzbistums Köln. Ganz rechts erkennt man das "Haus im Turm", die Villa Merkes.

Die Postkarte von 1925 zeigt das drei Jahre zuvor gegründete Mütterheim des Erzbistums Köln. Ganz rechts erkennt man das "Haus im Turm", die Villa Merkes.

Foto: Virtuelles Brückenhofmuseum

Türkisblau schimmert der Rhein in der oberen rechten Ecke der Ansichtskarte aus dem Jahr 1925. Die Aufnahme, die fälschlicherweise den Honnefer Ortsteil und Luftkurort mit „Röhndorf“ statt Rhöndorf betitelt, zeigt links im Bild das Mütterheim, Haus Sankt Hedwig an der Drachenfelsstraße.

Am 3. November 1922 hatte die neu gegründete „Vereinigung für Familienhilfe in der Erzdiözese Köln“ das Anwesen übernommen, um dort ein Kurheim für Mütter einzurichten. Zuvor war die Liegenschaft unter dem Namen „Marienbad“ bekannt. Der Arzt Johann Peter Eugen Euteneuer hatte das Areal von 1894 bis Anfang der 1920er Jahre als Kur- und Heilanstalt genutzt und sich den Anwendungen aus der Kneipp-Medizin verschrieben.

Weiter rechts im Bild ist der markante und namengebende Turm der Villa Merkens, genannt Haus im Turm, zu erkennen. Das prägende Gebäude geht auf eine Anlage aus dem Mittelalter zurück, die mehrfach umgebaut wurde, bis Johann Theodor Essingh das Haus Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb. Der Kölner Händler ließ die Villa zu einem Herrenhaus im klassizistischen Stil umgestalten. Seine Tochter Maria Katharina heiratete Franz Merkens. Kurgäste konnten die Postkarte mit der Ansicht von 1925 damals bei der Bahnhofsbuchhandlung August Breutigam in Rhöndorf erwerben.

Auf dem Bild, das 91 Jahre später entstand, erkennt man die beiden Gebäude immer noch deutlich – nur der Rhein schimmert nicht so intensiv wie auf der colorierten alten Grußkarte. Das Anwesen hat inzwischen einige Veränderungen erfahren. In den 1950er Jahren verlegte das Erzbistum Köln seine katholische Landvolkshochschule nach Rhöndorf und ließ dafür ein neues Gebäude vor Haus Sankt Hedwig errichten. Rund zehn Jahre später kaufte das Erzbistum auch das Haus im Turm. In den Folgejahren wurden dessen Räume als Gästezimmer und Seminarräume für die Landvolkshochschule genutzt, bis im Jahr 2000 Schule und Haus Sankt Hedwig zum „Tagungszentrum Rhöndorf“ vereint wurden.

Nur vier Jahre später stand das gesamte Anwesen samt dem Park zum Verkauf . Das Haus im Turm fand einen Liebhaber in Bernd G. Siebdrath; der Unternehmer ließ das Gebäude aufwendig sanieren. Später erwarb er auch die angrenzenden Teile des Ensembles. Haus sankt Hedwig wurde ebenfalls erhalten. Das frühere Erholungszentrum wurde samt seiner südlichen Anbauten komplett modernisiert. Bei der Entwicklung weiterer Teile des Areals stand Siebdrath Klaus Nickel, Geschäftsführer der Martin Nickel GmbH und alleiniger Gesellschafter der Rhöndorfer Turmpark GmbH, als Partner zur Seite.

Das Gebäude der ehemaligen Landvolkshochschule wurde abgerissen, hochwertige Wohnbebauung entstand. Das begrünte Flachdach eines der zur Konrad-Adenauer-Straße gelegenen Häuser ist im Vordergrund zu sehen. Ins Haus im Turm sind Weinhandel und Gastronomie eingezogen.

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