Interview mit Schulleiter Godehard Mai Gesamtschule Oberpleis braucht mehr Räume

Oberpleis · Godehard Mai, der Leiter der Gesamtschule Oberpleis, bereitet den Start der gymnasialen Oberstufe für den kommenden Sommer vor. Im Interview spricht er über die Herausforderungen und die Pläne.

Im Sommer startet an der Gesamtschule Oberpleis die gymnasiale Oberstufe. Mit Schulleiter Godehard Mai sprach Hansjürgen Melzer über die Vorbereitungen.

Am 30. Januar stellt die Gesamtschule die neue gymnasiale Oberstufe vor, die nach den Sommerferien startet. Bedeutet das zurzeit viel Stress?

Godehard Mai: Es gibt keine Phase, in der es wenig Arbeit gibt. Über Unterbeschäftigung können wir nie klagen. Aber es ist zurzeit sicher noch etwas mehr zu tun. Wir bereiten die gymnasiale Oberstufe bereits seit April 2018 in einem Arbeitskreis vor, dem Kollegen, Eltern und Schüler angehören und der mindestens alle 14 Tage tagt. Wir bauen da auch die Erfahrungen aus anderen gymnasialen Oberstufen ein. Neben dem Informationsabend am 30. Januar gibt es am 15. und 16. Februar ein Einführungsseminar für die Schüler. Da werden unter anderem die Fächer in den Klassenräumen durch die Fachlehrer vorgestellt, wobei jeder Schüler mehrere Stationen durchläuft.

Mit wie vielen Schülern rechnen Sie im ersten Jahrgang der gymnasialen Oberstufe?

Mai: Wir rechnen mit um die 80 Schülern. Dann könnten wir vier Klassen bilden. Wenn es 100 werden, wäre das schön. Zehn Schüler mehr oder weniger sind schon eine Menge, wenn wir eine breit angelegte Oberstufe hinbekommen wollen. Umso breiter gefächert ist dann natürlich auch das Angebot. Bei den anstehenden Halbjahreszeugnissen werden wir schon sehen, wohin der Trend geht. Einige Schüler stehen sicher auf der Kippe, können und wollen es aber unbedingt noch schaffen. Die große Unbekannte ist auch, wie viele Schüler noch von auswärts kommen. Wir haben bisher rund 20 Anfragen.

Ist in der Oberstufe eine Kooperation mit dem Gymnasium geplant?

Mai: Das ist für den Start nicht angedacht. Als Gesamtschule stehen wir dem jedoch offen gegenüber.

Wie viele Leistungskurse sollen angeboten werden?

Mai: Natürlich in den Pflichtfächern Deutsch, Mathematik und Englisch. In den Naturwissenschaften planen wir mit Biologie und Chemie. Bei den Sprachen werden es entweder Französisch oder Spanisch, bei den Gesellschaftswissenschaften Erdkunde und Geschichte. Außerdem wollen wir einen Sport-Leistungskurs anbieten. Wir haben dazu bereits Gespräche mit der Bezirksregierung und der Stadt geführt. Die Voraussetzungen bei den Sportstätten sind gegeben. Langfristig wollen wir auch ein bilinguales Abitur für Sprachbegabte anbieten. In den fünften und sechsten Schuljahren gibt es schon entsprechende Kurse, die ausgebaut werden sollen.

Wie viele Schüler hat die Gesamtschule jetzt, im sechsten Jahr nach dem Start?

Mai: Rund 900. Die Jahrgangsstufen fünf bis sieben sind fünfzügig, die achte, neunte und zehnte je sechszügig. Zurzeit haben wir 73 Lehrer, dazu Praktikanten und Lehramtsanwärter. Wenn in Zukunft noch drei Jahrgänge in der Oberstufe dazukommen, werden wir bei weit über 1000 Schülern und über 100 Lehrern liegen.

Wann findet in diesem Jahr das Anmeldeverfahren für das fünfte Schuljahr statt?

Mai: Vom 25. Februar bis zum 22. März wie bei allen anderen Schulen auch. Wir haben kein vorgezogenes Anmeldeverfahren wie in den vergangenen Jahren mehr, das gemacht wird, wenn deutlich mehr Anmeldungen als Plätze da sind. Im letzten Jahr hatten wir ja eine Punktlandung mit 135 Anmeldungen hingelegt.

Mit wie vielen Anmeldungen rechnen Sie in diesem Jahr?

Mai: Das ist immer ein bisschen der Blick in die Glaskugel. Der Schulentwicklungsplan sagt, dass wieder fünf Züge erreicht werden. Es könnten aber auch mehr werden. Ich kann da nichts ausschließen. Es kommt auch darauf an, wie viele Schüler von außerhalb, zum Beispiel aus Bad Honnef, Interesse haben. Wenn wir über den 135 Anmeldungen liegen, greifen wieder die üblichen Mechanismen.

Wobei Königswinterer Kinder nach einem Beschluss des Stadtrates bevorzugt zu behandeln sind...

Mai: Ja. Das teilen wir den Eltern in den Anmeldegesprächen auch so mit.

Wie viel Prozent der Schüler kommen mit einer Gymnasialempfehlung?

Mai: Diese Empfehlung steht zwar in den Grundschulzeugnissen. Für uns ist das jedoch nicht so sehr ausschlaggebend, weil bei 15 verschiedenen Grundschulen Leistungen teilweise unterschiedlich bewertet werden. Wir teilen die Schüler in zwei Leistungsklassen ein, wobei wir den Notendurchschnitt der Grundschulzeugnisse in den Hauptfächern ermitteln. Das machen wir, um eine möglichst gerechte Vergleichbarkeit zu haben. Dabei sind die Gruppen der Schüler mit Noten von 1,0 bis 2,5 und von 2,6 bis 4,0 etwa gleich groß.

Die Schule wächst, jetzt kommt auch noch die Oberstufe hinzu. Wie ist es um die Infrastruktur bestellt?

Mai: Wir setzen auf den Schulträger Stadt und die Politik, die nach dem holprigen Start und den schwierigen Anfangsbedingungen jetzt in der Pflicht stehen, genügend Räume zu schaffen. Es ist noch nicht so, wie es sein sollte. Wir brauchen mehr Räume als nur die Klassenräume. Wir haben eine breite Differenzierung, für die die notwendigen Räumlichkeiten geschaffen werden müssen. Auch der Verwaltungsbereich hat eine alles andere als günstige Infrastruktur. Die Wege sind sehr weit. Es wäre wünschenswert, dass günstige Lösungen getroffen werden, die für eine Schule dieser Größenordnung angemessen sind.

Gibt es immer noch kein gemeinsames Lehrerzimmer?

Mai: Nein. Es gibt zwei getrennte Lehrerzimmer. Der Austausch ist schwierig, was die pädagogische Arbeit erschwert. Unsere Lehrerkonferenz haben wir gerade im Sitzungssaal des Oberpleiser Rathauses abgehalten. Da sitzen wir dann mit 75 Leuten. In Zukunft arbeiten an unserer Schule aber 100 oder 110 Kollegen. Es wäre schön, wenn es da eine bessere Lösung gäbe.

Wie wirkt sich die Gründung der Gesamtschule in Bad Honnef aus?

Mai: Wenig. Die Bad Honnefer Gesamtschule ist allerdings privat und kann selbst entscheiden, wen sie nimmt. Deshalb kommt es immer wieder zu Zuweisungen Bad Honnefer Kinder durch die Bezirksregierung an unsere Schule. Mit der Folge, dass die Klassen sehr voll sind und wir zum Beispiel keine Schulwechsler, die während des Schuljahres nach Königswinter umziehen, mehr aufnehmen können. Das ist dann schwierig.

Wie fällt Ihr Rückblick auf die ersten fünfeinhalb Jahre Gesamtschule aus?

Mai: Sehr positiv. Wir haben schon sehr viel auf die Beine gestellt. So haben wir ein Austauschprogramm mit Frankreich und Spanien und ein Austausch mit England ist im Aufbau. Wir haben einen Schwerpunkt auf den sportlichen Bereich und auf die Berufsorientierung gelegt. Sie beginnt schon in Klasse sieben, sodass die Schüler, die die Schule nach der zehnten Klasse verlassen, gut informiert sind und Lehr- oder Ausbildungsstellen finden. Wir wollen die Berufsorientierung auch in der gymnasialen Oberstufe fortführen. Ziel des Kollegiums ist es, dass unsere Schüler den für sich richtigen Lebensweg finden.

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