Übersetzungshilfe für Spam-Mails German for Runaways

In der Siebengebirgsredaktion des General-Anzeigers ging jüngst eine E-Mail ein, zu deren Verständnis es durchaus ein wenig Fantasie bedurfte. GA-Mitarbeiter Alexander Hertel machte sich ans Übersetzen - und holte sich Anregungen bei Otto Waalkes.

 Etwas Fantasie ist zum Verständnis schon erforderlich: Screenshot der E-Mail, die bei der Redaktion einging.

Etwas Fantasie ist zum Verständnis schon erforderlich: Screenshot der E-Mail, die bei der Redaktion einging.

Foto: GA/Screenshot

Die Irrungen und Wirrungen der Sprache sorgen immer wieder für Erheiterungen. „English for Runaways“ hieß es schon bei Otto Waalkes, der uns mit seinem Sprachkursus für Fortgeschrittene englische Ausdrücke und Begriffe ins Deutsche „übersetzte“.

Da wurden Peter, Paul und Mary, die eigentlich „in the kitchen“ (also in der Küche) sitzen, schnell mal ins Kittchen (also ins Gefängnis) verlegt. Und bei „Here is a letter for you“ wird ihnen auch kein Brief, sondern eine Leiter übergeben.

Deutsch in Deutsch übersetzen

Aber auch die deutsche Sprache weiß durchaus die nächste Stufe zu erreichen. „German for Runaways“ quasi. Denn eine E-Mail, die uns in der Redaktion erreichte, war in einem Deutsch „geschrieben“, das zum Verstehen durchaus fortgeschrittene Kenntnisse benötigt.

Mit dem Satz „Guten Tag, kann der Segen Gottes sei mit Euch und gewähren Ihnen die Weisheit und Mitgefühl, meine Situation zu verstehen und wie viel ich brauche Ihre Hilfe“ begann das Unheil. Wenn nicht bereits bei der kryptischen E-Mail-Adresse, dem Betreff „Mein Liebster“ oder der Anmerkung „Übertragung von Fonds“ die Spam-Mail-Alarmglocken schrillten, war es nach dem ersten Satz soweit.

Grundlagen deutscher Sprache

Doch wie kann man bei dieser Einführung voller sprachlicher Eleganz nicht weiterlesen wollen? Es ist ein Spiel mit Wörtern, Grammatik und jeglichen Grundregeln der deutschen Sprache, mit der eine 22-Jährige von der Elfenbeinküste – besser: ein nicht ganz ausgereiftes Übersetzungsprogramm – ihr Schicksal schildert. Die Kurzfassung: Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich dort nicht mehr sicher, will das Land verlassen und woanders ein Studium beginnen. Wie praktisch, dass sie 4,6 Millionen Euro geerbt hat.

Im Original klingt das so: „Ich möchte ein anderes Land, weil es nicht mehr gut Wertpapieren ist, nicht mehr gut Universitäten, mehr keine Investitionsmöglichkeiten in diesem Elfenbeinküste, da dies Rebell, politischen und Bürgerkrieg begann, ich hoffe, dass Sie über den Krieg von Cote gehört Küste.“ 20 Prozent des Geldes, also 920.000 Euro, bietet die Dame für die Mühen „nach der erfolgreichen Übertragung meiner ererbten Geld auf Ihr angegebenes Konto“. Die Bedingung: Hilfe bei der Geldübertragung, bei der Zulassung an einer Uni und der Unterkunftssuche.

So verlockend das klingt, die Mail wurde nicht beantwortet. Da nehmen wir lieber noch einige Englischstunden bei Otto. In diesem Sinne: Good Buy – Guten Einkauf.

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