Erfolgreiche Klage Gericht verweist Jäger der Arche Lütz in Königswinter

Oberpleis · Das Verwaltungsgericht Köln gibt Til Macke nach seiner Klage recht: Jäger dürfen auf dem Grundstück des Enkels von August Macke nicht mehr jagen.

 Til Macke verfolgt das rege Tierleben auf seinem Areal mit dem Fernglas.

Til Macke verfolgt das rege Tierleben auf seinem Areal mit dem Fernglas.

Foto: Frank Homann

Nach fast drei Jahrzehnten finden die Tiere in der Arche Lütz endlich Schutz. Enten, Gänse, Fischreiher und Kormorane können auf den Inseln im See wieder gefahrlos brüten, Zugvögel die Eilande als Überwinterungsplatz nutzen. Rehe können in Frieden ihre Kitze großziehen. Ein echtes Idyll mitten in Oberpleis.

Das war lange Zeit nicht so. Seit Til Macke das Gelände in der ehemaligen Oberpleiser Tongrube im September 1989 von einer Erbengemeinschaft erworben hatte, bemühte sich der Enkel von August Macke um eine Befriedung des 4,2 Hektar großen privaten Naturschutzgebietes am Lützbach.

Aber erst seit dem 1. April 2017 darf auf der Fläche tatsächlich nicht mehr gejagt werden. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Köln, vor dem Macke geklagt hatte, erging zwar bereits im Dezember 2015 zu seinen Gunsten. Bis die Untere Jagdbehörde den Richterspruch umsetzte, zog jedoch noch einige Zeit ins Land.

Grundstück sollte Oase für Tiere werden

Macke, Ende der 1980er Jahre noch Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe Bonn, hatte das Areal nach dem Tipp eines Oberpleiser Naturfreundes gekauft, um eine Oase für die Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen. Doch nicht nur das: Die Arche Lütz sollte auch jagdfreie Zone sein. „Ich finde das Schießen von Tieren ohne Not einfach widerlich“, sagt er.

Die erste Kontaktaufnahme mit der zuständigen Jagdgenossenschaft Uthweiler verlief allerdings wenig erfolgreich. Die Waidmänner sahen nicht ein, warum sie auf die Jagd verzichten sollten. Sie handelten dabei im Rahmen der Gesetze.

Eindringen auf fremde Grundstücke gilt zwar als Hausfriedensbruch, aber jeder, der ein Haus außerhalb geschlossener Ortschaften besitzt, ist automatisch Mitglied einer Jagdgenossenschaft und muss dulden, dass bewaffnete Jäger sein Grundstück betreten und dort ihrer Tätigkeit nachgehen. Das wollten die Oberpleiser Jäger auch weiter so halten.

Kugeln der Jäger trafen Nachbarhaus

„Sie haben zwar in der Regel vorher angerufen. Dann sind sie aber über Schleichwege auf mein Grundstück gekommen und haben mit Hunden die Enten bejagt“, erzählt Macke. Weil Enten waidgerecht nur im Fliegen erschossen werden dürfen, landeten die Schrotkugeln dabei schon mal auf den Scheiben des Nachbarhauses. Und für die Enten sei es ein qualvoller Tod gewesen.

Auch einen Fuchsbau hätten die Jäger ausgegraben und die Tiere dann wohl erschlagen. „Für mich ist das reine Tötungslust gewesen“, sagt der studierte Biologe. Wenn die Eindringlinge auf seinem Grundstück gewesen wären, hätten sich zudem dort für längere Zeit keine Enten und Reiher mehr blicken lassen.

Auch mehrere Anträge bei der Unteren Jagdbehörde auf Befriedung wurden abgelehnt. Ermutigt durch eine Änderung des Bundesjagdgesetzes, die im Dezember 2013 in Kraft trat und nach der „eine Befriedung von Grundflächen aus ethischen Gründen“ möglich ist, reichte Macke dann schließlich Klage ein.

Dabei musste er – wie einst ein Kriegsdienstverweigerer – seine Gründe darlegen. „Bereits in jungen Jahren widerte mich die Jagd an. Als Biologe sah ich keinen Sinn in der Jagdausübung. Ich war und bin der Meinung, dass durch ein Jagdverbot sich ein gesundes biologisches Gleichgewicht in der Natur einstellen würde“, schrieb er in der Begründung. Das Gericht gab ihm recht.

Mehr Artenvielfalt wegen Mackes Einsatz

Als Macke 1989 das Areal kaufte, war der See in der ehemaligen Tongrube komplett zugewachsen und bot wenig Lebensraum für die Tierwelt. Heute brüten dort drei Gänsearten, Stockenten, Blesshühner, Teichhühner und Eisvögel. Und der See ist voller Fische.

Als der Eigentümer vor einigen Jahren eine Blumenwiese als Lebensraum für die selten gewordenen Insekten anlegte, holte er die Biostation Bonn mit an Bord. „Insgesamt ist auch die Vogelwelt sehr zurückgegangen. Es gibt viele Arten, die man heute vergeblich sucht“, sagt Evelyn Steppacher, die das Fachwerkhaus am Rande der Arche bewohnt und viele Pflegearbeiten übernimmt.

Macke schrieb Brief an Angela Merkel

Erst im Januar schrieb Macke einen langen Brief an Angela Merkel, in dem er der Bundeskanzlerin eine Agrarreform als zentrales Thema ans Herz legte. „Wir sollten die Landwirte richtig fördern, wenn sie naturnah wirtschaften und dadurch schwächere Erträge haben“, erzählt er. Er hat auch eine zweiseitige Antwort eines Staatssekretärs erhalten. Man wolle das prüfen.

Bei diesem Thema, das ihm besonders am Herzen liegt, appelliert Macke auch an Privatleute mit ihren Gärten. „Es wird heute vieles zubetoniert und pflegeleicht gemacht, so dass es kaum noch Lebensräume für Insekten gibt. Oder es werden fremdländische Pflanzen gepflanzt, die wertlos für die Tierwelt sind“, sagt er.

Als 14-Jähriger erhielt Til Macke ein Wellensittichpärchen geschenkt und kam über die Vogelhaltung zur Vogelbeobachtung. Nach dem Biologiestudium wurde er dann aber Unternehmer. „Ich kann so viel mehr erreichen als als Wissenschaftler“, meint er. Letztlich verdanke er aber seinen beiden Großvätern August Macke und Hans Thuar, der ebenfalls ein bekannter Maler war, dass er vor fast 30 Jahren so viel Geld in die Natur investieren konnte. Die Arche Lütz erwarb er 1989, indem er ein Bild von August Macke verkaufte. „Mein Großvater hätte mir das verziehen“, ist er fest überzeugt.

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