Ausstellung in der Emmauskirche Heisterbacherrott Gegen den Geist der Resignation

HEISTERBACHERROTT · Im Gemeindehaus der Emmauskirche in Heisterbacherrott ist die Ausstellung „Frieden geht anders“ zu sehen. Anhand von elf Konflikten wird aufgezeigt, wie mit unterschiedlichen, gewaltfreien Methoden Kriege verhindert oder beendet werden konnten. Zur Eröffnung kam auch Norbert Röttgen.

 Zu Gast bei der Eröffnung in Heisterbacherrott: Norbert Röttgen im Gespräch mit Pia Haase-Leh (l.) und Astrid Hencke.

Zu Gast bei der Eröffnung in Heisterbacherrott: Norbert Röttgen im Gespräch mit Pia Haase-Leh (l.) und Astrid Hencke.

Foto: Frank Homann

Eine lebensgroße Puppe in sowjetischer Uniform. Schautafeln mit Fotos und Texten, die Überschriften tragen wie „Eigenes Nachdenken statt blinder Pflichterfüllung“, „Wer hat den Finger am Drücker?“ oder „Zivilcourage ist unverzichtbar“. Im Gemeindehaus der Emmauskirche eröffnete die Wanderausstellung „Frieden geht anders“, in der anhand von elf konkreten Konflikten aufgezeigt wird, wie mit unterschiedlichen, gewaltfreien Methoden Kriege verhindert oder beendet werden konnten.

So ist beispielsweise die Geschichte von Oberst Stanislaw Petrow nachzulesen, der am 25. September 1983 nicht reagierte, als im sowjetischen Kontrollzentrum ein Angriff der USA mit fünf Raketen gemeldet wurde. Diese geringe Anzahl schien ihm unlogisch – und deshalb verweigerte er die Freigabe eines Gegenschlags durch Interkontinentalraketen. Sein Rang als Oberst wurde ihm aberkannt. Viel später wurde er für sein couragiertes Verhalten geehrt.

Pfarrerin Pia Haase-Leh erinnerte an die Nachkriegszeit und die tiefe Sehnsucht nach Frieden, die daraus entstehende Eine-Welt- und Friedensbewegung mit der Blütezeit in den 80er Jahren auf dem Boden der Kirche. „Lieder, Texte, Gebete und Veranstaltungen wie Kirchentage waren ganz von diesem Geist bestimmt“, sagte Haase-Leh. „Und sie sind es immer noch. Aber diese tiefe Überzeugung wird aktuell leiser, ein Geist der Resignation breitet sich aus, auch in der Kirche. Wie soll man die komplexen Konflikte heute in den Griff bekommen?“

Dann ein Wechsel an der „Kanzel“: CDU-Bundestagsabgeordneter Norbert Röttgen sprach bei der Eröffnung der Ausstellung über Krieg und Konflikte und schöpfte dabei aus seiner Erfahrung als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. „In der Kirche etwas sagen zu dürfen, ist immer etwas Besonderes“, so der Stieldorfer. „Als ich den Titel der Ausstellung las, dachte ich: Der ist ja sehr anmaßend – wir erleben so viel Krieg und Unfrieden wie lange nicht mehr. Ein Gestrüpp von Hass und Machtstreben. Warum ist das so?“

Röttgen ging auf die erste Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) zwischen 35 Staaten des West- und Ostblocks in Helsinki ein. „Diesen Konsens von vor 40 Jahren gibt es nicht mehr.“ Und er fragte: „Was ist, wenn in einem Staat schlimmster Terror besteht? Ab einem bestimmten Grad geht uns das alle etwas an.“

Wer sich mit dem Frieden beschäftige, treffe auf Dilemmata, der müsse abwägen und schwierige Entscheidungen treffen. Als Beispiel nannte er die Verfolgung der Jesiden durch den sogenannten Islamischen Staat (IS). „Wir haben Waffen an die irakischen Kurden geliefert, als der IS die Jesiden ausrotten wollte. Ich habe das sehr kritisch gesehen. Diese Waffen werden wir im nächsten Konflikt wiedersehen. Aber die Jesiden haben im Sindschar-Gebirge überlebt.“

Nach dem Ende des Kalten Krieges, dessen Nichtkriegszustand immer auf einer Drohung basierte, hätten alle geglaubt, man sei von Freunden umzingelt. „Aber jetzt haben wir Krieg und Konflikte wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.“ Als schwersten Fehler bezeichnete Röttgen den Krieg der USA im Irak, der das Land in Unordnung gestürzt habe. „Das eigentlich Neue ist: Die Konflikte kommen zu uns.“ Man müsse auch mit denen reden, die Blut an den Händen haben. „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Stärke des Rechts, und nicht das Recht der Stärke gilt. Das Wichtigste, was wir als Christen tun können“, sagte er in der anschließenden Diskussion, „ist, die Augen nicht vor Leid und Unrecht zu verschließen, und ein offenes Herz haben.“

Die Ausstellung im Gemeindehaus der Emmauskirche ist bis Dienstag, 27. September, zu sehen – montags und freitags 10 bis 14 Uhr, mittwochs 18 bis 20 und sonntags nach dem Gottesdienst bis 14 Uhr.

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