Drei Brände in einer Woche Feuerwehren in der Region rüsten wegen Waldbrandgefahr auf

Rhein-Sieg-Kreis · Die Waldbrandgefahr im Rhein-Sieg-Kreis steigt. Im Siebengebirge haben bereits mehrere Feuer in den vergangenen Tagen die Feuerwehr in Alarmbereitschaft versetzt. Die Einsatzkräfte üben zudem den Ernstfall und haben bei der Ausrüstung nachgesteuert.

Drei Waldbrände in einer Woche im Siebengebirge. Der Deutsche Wetterdienst stuft weite Teile der Region momentan zwar „nur“ in die zweithöchste Warnstufe 4 ein, dennoch sind sämtliche Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis in höchster Alarmbereitschaft. „Die Situation ist angespannt“, berichtet Stefan Gandelau, stellvertretender Kreisbrandmeister. „Die Gefahr steigt mit jedem Tag Trockenheit weiter.“

Königswinters Feuerwehrsprecher Marc Neunkirchen stellt die Einstufung bereits jetzt in Frage: „Es hat am Wochenende fast keinen Regen im Siebengebirge gegeben. Die Situation hat sich nicht verbessert“, sagt er. Zuvor hatte der Wetterdienst noch die Warnstufe 5 ausgegeben. Nicht zuletzt: Die Gefahr, dass die Vegetation brennt, besteht nicht nur im Wald, sondern auch auf Wiesen, Feldern und an Böschungen, so der Sprecher der Feuerwehr Bad Honnef, Björn Haupt.

Das gilt längst nicht nur für reine Waldgebiete wie Siebengebirge oder Kottenforst. Auch auf Wiesen, Feldern und an Böschungen besteht derzeit sowohl im links- als auch im rechtsrheinischen Kreisgebiet hohes Risiko, dass die Vegetation Feuer fängt. Mit besonderer Sorge blickt Gandelau auf die Wahner Heide und an die obere Sieg.

Glückliche Umstände verhinderten Schlimmeres

Bei den jüngsten Bränden im Siebengebirge war es nur das Zusammentreffen mehrerer glücklicher Umstände zu verdanken, dass kein größerer Schaden entstanden ist, so Königswinters Feuerwehrsprecher Marc Neunkirchen. Am Montag vergangener Woche brannten auf einem Wanderparkplatz am Stöckerhof bei Ittenbach mehrere Müllsäcke. Am Freitag wurde die Feuerwehr zu einem Flächenbrand in ein Waldgebiet am Hüscheider Weg zwischen Ittenbach und Hüscheid gerufen. Dort brannte Gehölz auf einer Fläche von rund 50 Quadratmetern. Und an diesem Montag brannten am Kleinen Oelberg, wiederum bei Ittenbach, rund 60 Quadratmeter Unterholz an einem Steilhang in Wegnähe. „Wenn wir nicht so schnell alarmiert werden, kann leicht der halbe Wald brennen“, sagt Neunkirchen zu den Bränden auf Königswinterer Stadtgebiet. Die Brandursache werde in allen drei Fällen wohl nicht geklärt werden können. „Die Müllsäcke am Stöckerhof haben sicher nicht von alleine gebrannt“, sagt Neunkirchen.

Auch in Bad Honnef sind die Wehrleute die ganze Zeit in Hab-Acht-Stellung. Zu recht, wie sich herausstellen sollte: Am Dienstag wurden sie wegen eines Brandes in der Nähe der Bogenschützenwiese im Lohfeld alarmiert. 200 Meter Böschung brannten dort, der Rauch war weithin sichtbar. Der Bahnverkehr musste eingestellt werden. Schlimmeres konnte die Wehr allerdings auch in diesem Fall noch verhindern.

Während es im Siebengebirge bereits drei Waldbrände in einer Woche gegeben hat, mussten die Einsatzkräfte in Bornheim und Alfter bisher noch nicht in den Forst ausrücken. Im Alfterer Ortsteil Gielsdorf kam es zwar am Dienstag zu einem Brand, allerdings handelte es sich um Büsche in einem Vorgarten, die in Flammen standen. Einige Tage zuvor ereignete sich ein Flächenbrand in Oedekoven an der Alfterer Straße. Obwohl nach Angaben von Ulrich Breuer, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bornheim, in den vergangenen Jahren Waldbrandeinsätze ausblieben, „waren die Bornheimer Einsatzkräfte im Rahmen überörtlicher Hilfeleistung zur Bekämpfung von Waldbränden wie in Königswinter und der Wahner Heide im Einsatz“.

Experten setzen auf frühe Erkennung von Bränden

„Der Mensch ist bei Waldbränden der entscheidende Faktor“, sagt Gandelau. Trotz vieler Hinweise auf die aktuellen Gefahren von offenem Feuer gebe es immer wieder Personen, die das Risiko ignorieren. Erst vor wenigen Tagen sei die Feuerwehr zu einem Einsatz an den Rhein bei Niederkassel-Mondorf gerufen worden, weil eine Gruppe ein Lagerfeuer gemacht hatten. „Es gibt auch immer wieder Leute, die bei dem Wetter auf Feldern grillen“, so Gandelau.

Der Mensch ist aber auch entscheidend, wenn es um die schnelle Bekämpfung von Bränden geht. So etwa auch bei den Fällen im Siebengebirge, wo es unter anderem Wanderer und Mountainbiker waren, die die Feuerwehr alarmierten. Genau deshalb sind laut Forstdirektor Stephan Schütte auch Betretungsverbote von Waldgebieten wie sie für mehrere Regionen in Deutschland und NRW diskutiert werden, eher kontraproduktiv. Der stellvertretende Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft setzt stattdessen eher auf die frühe Erkennung von Bränden. „Die größten Probleme bestehen sowieso in der Nähe von Straßen und Autobahnen“, so Schütte. Anders als die meisten Spaziergänger, die sich im Wald meist umsichtig verhielten, seien Autofahrern die Brandgefahr nicht bewusst. „Sie schmeißen brennende Kippen einfach aus dem Autofenster. “

Aus einem Feuer wird ein Flächenbrand

Die Förster in der Region unternehmen zurzeit verstärkt Kontrollfahrten in den Waldgebieten, klären Besucher auf und halten Ausschau nach möglichen Brandstellen. Sorge machen ihm dabei weniger die gut gepflegten Gebiete im Siebengebirge und Kottenforst, die einen hohen Anteil von Laub- und Mischwäldern aufweisen, als vielmehr junge, ungepflegte Nadelholzbestände in Privatbesitz. „Eng bepflanzt, viel Astmaterial, abgestorbene Bäume – das gibt Nahrung für Feuer“, so Schütte. Als Beispiel nennt er Schweden. In dem Land hat es in diesem Sommer bereits verheerende Waldbrände gegeben. Ein Grund: Der hohe Anteil von Kiefern und Fichten. Zwar stehe das Regionalforstamt auch privaten Waldbesitzern beratend zur Seite, nicht immer aber mit dem gewünschten Erfolg.

Vor allem im nördlichen und östlichen Rhein-Sieg-Kreis, etwa in Much, Lohmar, Windeck oder Neunkichen-Seelscheid fänden Mitarbeiter ungepflegte Nadelholzbestände vor. In diesen Gebieten gebe es viele kleine Waldparzellen – ein Resultat der Erbfolgeregelung, die bereits im napoleonischen „Code civil“ eingeführt wurde. „Viele Waldbesitzer zeigen sich aufgeschlossen, andere leider nicht“, so Schütte.

Auch die Feuerwehren beobachten die Lage im östlichen Kreisgebiet genau. Bereits Anfang Juli stand ein kleines Waldstück bei Much in Flammen. Anwohner versuchten vergeblich, das Feuer zu löschen, mussten aber die Feuerwehr alarmieren. Hilfe in der Region erhalten die Einsatzkräfte unter anderem von den Piloten, die den Flughafen Köln/Bonn anfliegen. „Zum Glück melden sie uns, wenn sie zum Beispiel in der Wahner Heide etwas beobachten“, sagt Gandelau. So war es auch ein Pilot, der im April 2017 ein Feuer in der Wahner Heide beobachtete, das sich sehr schnell zu einem Flächenbrand auf rund zehn Hektar ausweitete. Rund 260 Einsatzkräfte aus dem Kreis, aus Köln, Wesseling und Bonn sowie von Feuerwehren des Flughafens und der Bundeswehr bekämpften damals die Flammen.

Löschwasser wird knapp

In der Wahner Heide sind nicht etwa Nadelhölzer das Problem. Im Wald herrscht ein hoher Laubbaumanteil. „Das Heidekraut und die Gräser sind total trocknen“, sagt Florian Zieseniß, Leiter des Bundesforstamtes Wahner Heide. Besonders der verbreitete und inzwischen vertrocknete Adlerfarn brenne wie Zunder. „Jeder Waldbrand ist eine Herausforderung für die Feuerwehr, aber ein Feuer in der Wahner Heide ist besonders schwierig“, so Gandelau. Das Problem: Im Untergrund des ehemaligen Truppenübungsplatzes schlummern immer noch Munitionsreste. „200 Jahre militärische Nutzung haben ihre Spuren hinterlassen“, sagt Zieseniß. „Wir wissen nicht genau, welche Kampfmittel da noch alle liegen.“ Bei Bränden dürften auch Einsatzkräfte der Feuerwehr einige Gebiete nicht betreten. Löscharbeiten würden nach der anhaltenden Trockenheit zurzeit aber auch noch aus anderem Grund kompliziert: Die Verfügbarkeit von Löschwasser ist schwierig. „Die Agger und andere Entnahmestellen in der Wahner Heide führen nur noch wenig Wasser“, so Zieseniß.

Dennoch versichert Gandelau: „Wir sind gut aufgestellt.“ Dass die Feuerwehr im Kreis dezentral organisiert ist, wirke sich bei der Bekämpfung von Waldbränden positiv aus. „Örtliche Feuerwehren kennen sich natürlich besser im eigenen Gelände aus“, so Gandelau. Zudem halten sie sogenannte Alarmzüge bereit, um andere örtliche Wehren zu unterstützen. Über die Bezirksregierung könnten weitere Bereitschaftskräfte angefordert werden. Werde Unterstützung aus der Luft erforderlich, ist die Bundespolizei in Sankt Augustin in der Lage, ihre Helikopter mit Wasserpacks auszustatten. Auf diese Weise können rund 5000 Liter Wasser aufgenommen und über einem Brand abgeworfen werden, wie Gandelau erklärt. Genauso wichtig aber sei, dass Brände schnell bemerkt und gemeldet würden. Der Kreisbrandmeister weist daraufhin, dass im Wald dazu sogenannte Lotsenpunkt Orientierung bieten. Spaziergänge finden hierauf Informationen zu ihrem Standort und können diese bei einem Notruf weitergeben.

Rauchen und Flammen sind absolutes Tabu

Offenes Feuer im Wald müsse natürlich ebenso wie Rauchen ein Tabu sein. Wenn es doch brenne, sollten sich Waldbesucher so vorbildlich verhalten wie zuletzt. Auch die Bad Honnefer Wehrleute appellieren immer wieder an die Bürger, die Gefahren nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Die höchste Warnstufe ist in den nächsten Tagen immer wieder möglich“, so Feuerwehrsprecher Haupt. Doch auch bei niedrigerer Stufe sei es im Wortsinne brandgefährlich. Wie Neunkirchen weist er darauf hin, dass das Rauchen im Wald und jede offene Flamme ein absolutes Tabu seien. Waldzufahrten müssten immer freigehalten werden, damit im Falle eines Falles der Weg für die Retter frei sei. Woran Autofahrer ebenfalls denken sollten: Autos sollten keinesfalls im hohen Gras abgestellt werden, da ein warmer Auspuff einen Brand verursachen kann. Auch damit bekam es die Bad Honnefer Wehr schon zu tun in jüngerer Vergangenheit: Bei der Arbeit mit einem Unkrautvernichter ging eine Hecke in Flammen auf.

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