Biotop in Oberpleis Familie Macke überlässt ihren Boden den Experten von Chance 7

Oberpleis · Die Nachkommen des berühmten Malers August Macke sind überzeugte Umweltschützer. Sie überlassen ihren Grund und Boden bei Oberpleis den Experten von Chance 7 und der Biostation des Rhein-Sieg-Kreises.

Das grüne Kleinod mit dem kleinen See liegt nur ein paar hundert Meter vom Oberpleiser Kirchplatz entfernt. So nah an der Ortsmitte gibt es ein kleines Paradies mit seltenen Tier- und Pflanzenarten. Mit Hilfe des Naturschutzprojektes Chance 7 soll auf die privaten Flächen nun noch ein weiterer früherer Bewohner zurückkehren – die Gelbbauchunke.

Eigentümer des Geländes sind die Unternehmer Til und Tom Macke, 79 und 46 Jahre alt. Wenn es viele Menschen wie den Enkel und den Urenkel des Malers August Macke gäbe, hätte der Naturschutz leichtes Spiel. Die beiden Männer, die in Oberdollendorf mit ihrem Unternehmen C. Gerhardt und 80 Mitarbeitern Laborgeräte herstellen, haben ihr Land gerne an den Kreis verpachtet.

Der Naturfreund und begeisterte Ornithologe Til Macke, promovierter Biologie und von 1988 bis 1999 Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe Bonn, erwarb bereits 1992 das Gelände der ehemaligen Tongruben am Lützbach. 1996 wurden sowohl der Teil, auf dem die Kölner Fordwerke einst ihre Galvanikschlämme gelagert hatten (siehe Infokasten), als auch die angrenzende Fläche der großen Tongrube rekultiviert und zum Vogelschutzgebiet erklärt. Zur Eröffnung kam damals Landesumweltministerin Bärbel Höhn.

Eine Stiftung gegründet

Die einstige Tongrube, die zu einem See mit Brutinseln unter anderem für Gänse geworden ist, wird von der Biostation des Kreises gepflegt. Til Macke hat für das Projekt die Stiftung „Macke Stiftung Arche Lütz“ ins Leben gerufen. Arche insofern, dass das Gelände ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten sein soll. Die Biostation kümmert sich zum Beispiel um den See mit seiner Flachwasserzone, indem sie das Schilf im Uferbereich schneidet. Sie pflegt auch eine Wiese mit Wildblumen und die Wege. Bisher geschah das stets auf Zuruf. Mit der neuen Stiftung soll das künftig regelmäßig zweimal im Jahr passieren.

Chance 7 widmet sich nun dem Gelände der ehemaligen Deponie und einer weiteren Fläche, die Tom Macke 2013 von einer Nachbarin erwarb. Nicht um dort zu wohnen, sondern um der Gelbbauchunke einen Lebensraum zu geben. Deshalb hat er das Grundstück ebenfalls an den Kreis verpachtet.

„Das ist reiner Idealismus. Wenn wir nicht anfangen, unser ökologisches Potenzial höher zu bewerten, haben wir in Zukunft ein Problem“, ist er überzeugt. Früher gab es auf der Fläche bereits eine größere Population der Gelbbauchunke. Als im Laufe der vergangenen 20 Jahre aber nach und nach ein Wald aus Erlen wuchs, wurde der Amphibie, die offene Landschaften braucht, der Lebensraum entzogen. Im Rahmen des Chance 7-Projekts wurde die Fläche nun gerodet und der Boden geschreddert. Weiterhin ist geplant, künstliche Gewässer anzulegen. „Wir wissen ja, dass die Gelbbauchunke in großer Zahl hier früher hingehörte“, sagt Tom Macke. Wenn es Chance 7 nicht gäbe, hätte man das Gelände eben in Privatinitiative hergerichtet.

Im Frühjahr sollen die Unken kommen

Mit der Projektleitung habe man sich schnell geeinigt. „Bei uns haben sie da offene Türen eingerannt.“ Nur ein wenig schneller könnte es aus seiner Sicht schon gehen. Bei einem aus öffentlichen Mitteln finanzierten Projekt müsse man aber eben mehr Geduld haben als bei einem privaten. Macke hofft nun, dass sich die ersten Gelbbauchunken im kommenden Frühjahr in Oberpleis ansiedeln werden. Wenn sie nicht von selbst kämen, müssten die Amphibien notfalls eben importiert werden, meint er. Allerdings dürfen sie nicht ohne Genehmigung so einfach umgesiedelt werden.

Zu seiner Motivation befragt, sagt Macke, dass sich seine Familie und sein Unternehmen C. Gerhardt schon immer für soziale Zwecke eingesetzt haben. Die drei Säulen ihres Engagements seien der Mensch, die Kunst und die Natur. „Wir halten immer die Augen und Ohren offen, wo man helfen oder was tun kann“, sagt er. So tritt das Unternehmen zum Beispiel als Sponsor der Königswinterer Kunsttage auf. 2013 finanzierte die Firma zudem eine Spiel- und Kletterlandschaft auf dem Spielplatz an der Flurgasse in Oberdollendorf.

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