Stieldorfer Stammtisch Es dreht sich (fast) alles um den Fußball

VINXEL · Den Stieldorfer Mittwochsstammtisch gibt es seit mittlerweile 15 Jahren und seiner Mitglieder blicken damit auf 787 Treffen zurück.

 An der Schnapskanone (v.l.): Klaus Lippmann, Willi Sutorius, Alfred Neuhöfer, Heiner Ludwig, Rudolf Pieper, Peter Fuchs und Hans-Rudolf Schlösser.

An der Schnapskanone (v.l.): Klaus Lippmann, Willi Sutorius, Alfred Neuhöfer, Heiner Ludwig, Rudolf Pieper, Peter Fuchs und Hans-Rudolf Schlösser.

Foto: Frank Homann

Die Wette gilt. „Deutschland kommt nicht über die Vorrunde hinaus!“ Diese pessimistische Vorhersage steht gegen die euphorische Meinung „Deutschland geht weiter Richtung Endrunde!“ Natürlich ist auch am Stieldorfer Mittwochsstammtisch die anstehende Fußball-Europameisterschaft ein heißes Thema. Und während Klaus Lippmann der deutschen Nationalelf nicht allzu viel zutraut, hält Heiner Ludwig mit zehn Litern Bier dagegen. Es gibt in den nächsten Wochen also noch viel Diskussionsstoff bei den neun Herren, die sich jeden Mittwoch um 17 Uhr am Stammtisch einfinden.

Seit 15 Jahren ist das so. Oder anders ausgedrückt: „Wir treffen uns heute zum 787. Mal“, erklärt Präsident Alfred Neuhöfer. Das Amt hat er von Anfang an – und alles, wirklich alles, hält er schriftlich fest. Die „Wettprotokolle“, aber auch seitenweise Gedichte, denn der Chef hat noch für jedes Ereignis, was seine Stammtischbrüder betraf, einen Reim darauf gemacht.

Aber zunächst einmal dominiert der Fußball auch den Jubiläumsstammtisch, der im ausgebauten Stall von Rudolf Pieper stattfindet. Die Schnapsrakete hat der Vinxeler schon in Abschusspositur gebracht. Die Herren trinken auf ihr Jubiläum und singen vorher: „Ja, wenn das so ist, dann Prost!“ Für jedes Tor der Deutschen wird es während der EM auch eine Runde geben. Im Moment interessiert jedoch, wen der Bundestrainer aufgestellt hat. „Gut, dass Jogi Löw den Kramer nicht mitgenommen hat, dann kann der sich während der Europameisterschaft auch nicht verletzen“, sieht Rudolf Pieper, der Gladbach-Fan, das „EM-Aus“ von Weltmeister Christoph Kramer von der praktischen Seite.

„Den Podolski hat er als Pausenclown dabei“, sieht Peter Fuchs dessen Nominierung fußballtechnisch wohl eher kritisch. Willi Sutorius: „Das ist ja auch Löws Liebling.“ Und Präsident Neuhöfer schwant: „Der will, dass Podolski die 150 Länderspiele schafft.“ Trotzdem: „Löw ist ein fundierter Trainer“, bricht Heiner Ludwig für ihn eine Lanze. Peter Fuchs erinnert sich an 1954, als Sepp Herberger mit der WM-Elf auf dem Petersberg war. „Da habe ich von allen Autogramme bekommen.“

Während der Bundesligasaison werden zu jedem Spieltag auf zwei Partien Wetten abgegeben. Obwohl ihre Herzen unterschiedlich ticken: Die Herren vom Stammtisch, zu denen auch noch Rolf Gelhaus, Hans-Rudolf Schlösser und Herbert Halberstadt zählen, verbindet eine echte Freundschaft. Sie halten zusammen, obwohl die einen echte FC-Köln-Fans sind, die anderen Gladbacher. Sutorius hat ein Herz für Schalke und Peter Fuchs drückt Bayern München die Daumen. Aber auch das Dorfgeschehen, wie die Diskussion um die alte Kirchenglocke, und die Politik werden thematisch gestreift. Die Stammtisch-Männer engagieren sich in den Vereinen, einige waren sogar Vorsitzende verschiedener Bürgervereine.

Angefangen hatte damals alles mit einem Spaziergang von Rolf Krichel und Hans Euskirchen, die anschließend in der „Post“ von Stieldorf einkehrten – und kurzerhand einen Stammtisch gründeten. Sie sind beide bereits verstorben. Auch den Verlust ihrer Freunde Uli Blotevogel, Giselher Seifert und Lothar Last beklagen die Männer vom Mittwochsstammtisch. Ihre Lokalitäten gibt es ebenfalls nicht mehr alle.

Seit drei Jahren haben sie ihr Treffen ins italienische Restaurant „Maruzzella“ verlegt. „Seither sind wir auf Grappa umgestiegen“, sagt der Präsident verschmitzt. Die Herren reden aber nicht nur, sondern starten auch zu Unternehmungen – besuchen Köln oder auch das Geschichtshäuschen in Bockeroth, boßeln oder frühstücken auf dem Oelberg. Sogar für ihr 20-jähriges Jubiläum plant der Präsident schon: „Dann feiern wir auf dem Petersberg. Und der MGV Oelinghoven soll singen!“

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