Familie Maderer Enkel und Opa führen das Hotel Loreley in Königswinter

Königswinter · Der 27-jährige Cedric Maderer führt mit seinem 80-jährigen Großvater Manfred das Hotel Loreley an der Königswinterer Rheinallee. Gemeinsam blicken sie auf die Geschichte des Hotels und die aktuelle Situation in der Stadt.

Der Einstieg von Manfred Maderer in Königswinter war alles andere als einfach. Zehn Jahre, nachdem seine Mutter Carola das Hotel Loreley an der Rheinallee übernommen hatte, stand das Gebäude 1982 in Flammen. Der Koch war mit der Zigarette im Mund eingeschlafen.

Seine Mutter hätte nach dem Brand nicht mehr die Energie gehabt, noch einmal von vorne anzufangen. Also kam einen Tag nach dem Brand der Sohn zur Unterstützung – und blieb bis heute. Manfred Maderer hatte bereits eigene Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt. Von 1964 bis 1970 war er Wirt im Oberpleiser Ännchen, später auch in der Bahnhofsgaststätte in Niederdollendorf.

Von 1970 bis 1993 hatte er zudem die Bahnhofsgaststätte in Düren, viele Jahre also parallel mit dem Hotel. „Ich musste Geld verdienen. Das Hotel war schließlich ein Fass ohne Boden“, sagt er. Weitere Stationen des in Bonn geborenen Gastronomen, der in diesem Jahr 80 wurde, waren Aachen, wo er zur Schule ging, Bern, wo er Koch lernte, und Tegernsee, wo er die Hotelfachschule besuchte.

Großer Umbau nach Sanierung

Eine Million Mark betrug der Schaden durch den Brand im Jahr 1982. Verglichen damit war der größte Hochwasserschaden – er lag 1983 bei rund 80 000 Mark, wovon das Land NRW auch noch die Hälfte trug – geradezu eine Kleinigkeit. Danach wurde die untere Etage gegen das Rheinwasser so resistent umgestaltet, dass heute nichts mehr kaputt gehen kann. Was bleibt, ist das lästige Ein- und Ausräumen.

Der Sanierung nach dem Brand, bei dem der halbe Turm des Hotels Loreley abstürzte, folgte der große Umbau, die Restaurierung und die Modernisierung. „Vorher musste das Wasser noch mit dem Krug geholt werden und auf dem Flur gab es nur eine Etagentoilette, vor die die Gäste im Nachthemd Schlange standen“, erinnert sich Maderer.

43 Hotels in den goldenen Zeiten

In der Altstadt stieß er dabei zunächst nicht eben auf eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Bis auf den Installateur wollte keine Firma aus Königswinter bei mir arbeiten“, berichtet er. Das muss anders werden , sagte sich Maderer – und trat zahlreichen Vereinen bei. So wurde der Gastronom zum Beispiel auch Vorsitzender des Gaststättenverbandes Altstadt. „Der hatte mal 50 Mitglieder. Heute sind es noch fünf. Bei der letzten Versammlung war aber nur einer da“, sagt er.

Besser könnte man nicht beschreiben, wie Gastronomie und Hotellerie in Königswinter eingebrochen sind. In den goldenen Zeiten gab es 43 Hotels, heute sind es mit dem Maritim, dem Baynunah und dem Hotel Loreley noch drei große. Aus der Tradition der Grand Hotels ist nur noch das Haus von Manfred Maderer übrig geblieben. Klangvolle Namen wie Berliner Hof, Kölner Hof, Düsseldorfer Hof oder Europäischer Hof sind lange schon Geschichte.

Frischer Wind im Haus

Das Haus mit der denkmalwürdigen Fassade, die aus dem selben Drachenfels-Trachytstein wie der Kölner Dom erbaut ist, ist ein beliebtes Fotomotiv für die Touristen. „Wenn ich für jedes Foto ein Euro bekäme, hätten wir keine Sorgen mehr“, sagt Cedric Maderer. Der 27-Jährige ist der Enkel von Manfred Maderer und vor zwei Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Elterlich insofern, als auch noch Mutter Diana zum Führungstrio des Hotels zählt. Zum Jahresende möchte ihn der Opa gerne zum Chef über 18 Mitarbeiter – mit Aushilfen – machen.

In den zwei Jahren hat der Juniorchef schon einigen frischen Wind ins Haus gebracht. Im vergangenen Jahr wurde die erste Etage mit elf Zimmern, darunter einer Suite, und zwei Tagungsräumen komplett saniert und modernisiert. Beim Design und bei der Auswahl der Tapeten tragen die bis zu vier Meter hohen Räume die Handschrift des Enkels. Alt sind nur noch die Stuckdecken.

Wiege stand neben der Theke

„Es war immer klar, dass ich ins Hotel zurück kehre. Meine Wiege stand neben der Theke. Als kleiner Junge habe ich schon die Gäste begrüßt“, sagt der 27-Jährige. Lemmerzschule, Jugenddorf-Christophorusschule, Studium an der IUBH in Bad Honnef, Stationen an Hotels in London und in Zürich liegen zwischen damals und heute. „Das Hotel war und ist mein Zuhause. Das ist viel Herzblut und mehr als ein Job. Ich hänge an dem Haus mehr als an Königswinter“, sagt er. Mutter und Opa hätten ihn nie gedrängt. Und mit einem guten Abiturzeugnis hätte ihm auch ein anderer Weg offen gestanden.

Er hat sich aber so entschieden. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Generationen im Hotel funktioniert ganz gut. „Ein Gewitter reinigt schon mal die Luft. Die Mutter ist das Bindeglied“, sagt Cedric Maderer. Jede Generation habe eben ihre eigenen Ideen. Immerhin gibt er zu: „Das Haus kennt keiner so gut wie der Opa.“ Der lobt auch die Zusammenarbeit mit dem Enkel, stellt aber zugleich fest. „Die Arbeit ist ja vorgegeben. Die Frage ist höchstens, wer sie wie macht.“

Einige treue Gäste aus Holland und Belgien

Morgens ist er um 6 Uhr immer noch der Erste. „Abends bin ich aber nicht mehr der Letzte. Um 20 Uhr bin ich weg“, sagt Manfred Maderer. Weg heißt im Anbau hinter dem historischen Gebäude. Dieser entstand 1993. Bis dahin hatte das Hotel nur 42 Zimmer. Zwei Reisebusse brachten aber 100 Leute mit. Deshalb entstand der Anbau mit acht Zimmern, einem Büro und der Wohnung für den Chef. Damals holte Manfred Maderer auch seine Frau nach Königswinter. Sie hatte in der Dürener Bahnhofsgaststätte gearbeitet.

Als Manfred Maderer vor rund 35 Jahren in Königswinter anfing, musste er sich nicht nur Handwerker außerhalb der Stadt suchen, auch die Kundschaft war damals im Wandel begriffen. „Erst haben wir viele Engländer gehabt, dann kamen die Holländer und Belgier“, sagt er. Sie machten oft auf der Heimreise von Italien im Loreley Station, weil sie nach 14 Tagen Spaghetti unbedingt mal wieder Kartoffeln essen wollten. Ende der 1990er Jahre habe das Hotel dann mit der Eröffnung der beiden großen Wohnblöcke neben dem Maritim den Wegfall des Parkplatzes für Reisebusse deutlich zu spüren bekommen.

Kritik an der Verwaltung

„Der damalige Stadtdirektor hat uns verkauft. Das hat die Gastronomie in Königswinter halb kaputt gemacht“, ist er der Stadt heute noch gram. Heute kämen noch einige wenige treue Gäste aus Holland und Belgien. „Der klassische Bustourismus ist fast ganz weggebrochen. Wir sind durch die Nähe zu Bonn mehr und mehr Geschäftshotel“, sagt Cedric Maderer.

Während der Enkel sich mit Kritik an der Verwaltung zurückhält, nimmt der Opa da kein Blatt vor den Mund. Zurzeit regt er sich über die neuen Parkuhren an der Rheinallee auf. „Dümmer geht es nicht. Die Leute können keine Bootsfahrt mehr machen oder mit der Oma essen gehen, weil sie nach zwei Stunden wieder an der Parkuhr sein müssen. Das ist doch bescheuert“, regt er sich auf. Der Trend, dass Touristen nach Königswinter kommen, sei – mit Ausnahme der Drachenfelsbesucher – rückläufig.

Besonderer Charme

Gäste kämen auch immer mehr gezielt ins Hotel. Dennoch wollen sich bei beiden Maderers über die aktuelle Situation, in der sich ihr Haus befindet, nicht beschweren. „Das ist zufriedenstellend“, sagen sie unisono. Dazu trage sicher auch bei, dass das Hotel „an einem der schönsten Fleckchen von Königswinter“ liege, so Cedric Maderer.

Auf der Rheinallee gebe es schließlich keinen Leerstand wie auf der Hauptstraße. Und der Kaisersaal, in dem einst schon Kaiser Wilhelm feierte, ist immer noch beliebt für Hochzeiten oder Geburtstagsempfänge. Auch wenn der Saal mit den hohen Stuckdecken zurzeit ein paar Risse als Folge der Bauarbeiten in der ersten Etage aufweist und demnächst saniert werden soll. „Wenn wir im Dach fertig sind, fangen wir im Keller wieder an“, sagt Cedric Maderer. Das ist halt der Preis für den besonderen Charme seines Hotels.

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