Schüler erklären soziale Netzwerke Elternabend in Oberpleis zu Whatsapp, Instagram und Snapchat

OBERPLEIS · Wer nicht mitmacht, ist draußen: Wie und warum Jugendliche soziale Netzwerke nutzen, erfuhren Eltern beim Infoabend in der Aula des Schulzentrums in Oberpleis aus erster Hand - von ihren Kindern.

 Whatsapp, Twitter und Co.: Eltern geben bei dem Informationsabend an, was sie selbst nutzen.

Whatsapp, Twitter und Co.: Eltern geben bei dem Informationsabend an, was sie selbst nutzen.

Foto: Frank Homann

Auch die Väter und Mütter sind nicht ganz von gestern. Jedenfalls wenn es um die Nutzung von Whatsapp & Co. geht. Beim Gesprächs- und Informationsabend „Chancen und Gefahren der Mediennutzung für Kinder und Jugendliche“ für Eltern der fünften bis siebten Klassen wurden die Besucher gleich am Eingang zur Aula des Schulzentrums vom Jugendpfleger der Stadt Königswinter, Stefan Schmied, gebeten, an einer Tafel Häkchen an den von ihnen genutzten Angeboten zu machen.

Dabei stellte sich heraus: Whatsapp ist zweifellos der Renner bei den anwesenden Eltern, die offensichtlich Twitter die kalte Schulter zeigen und auch bei Instagram und Snapchat Zurückhaltung an den Tag legen. „Whatsapp nutze ich recht häufig zum Informationsaustausch mit Familie und Freunden“, erklärte etwa Sabine Trude.

Familienkommunikation per Whatsapp

Auch Anke Henneke machte da ihr Häkchen: „Man braucht eine Plattform, um sich schnell kurzzuschließen.“ Mit Blick auf die anstehende Klassenfahrt ihrer Tochter ergänzte Trude: „Per Whatsapp-Gruppe erfahren die Eltern, dass die Kinder gut angekommen sind. Telefonbenachrichtigung wäre viel zu kompliziert.“

Das Besondere dieses Medienabends, den die Stadt Königswinter, das Gymnasium Am Oelberg, die Gesamtschule Oberpleis und die Volkshochschule gemeinsam veranstalteten: Schüler informierten Eltern und Pädagogen – auch Schulleiterin Sonja Friedrich und Lehrer Olaf Halber vom Gymnasium sowie Gesamtschul-Sozialarbeiterin Sandra Roth nahmen teil.

Die diplomierte Medienpädagogin Kristin Langer von der Landesanstalt für Medien NRW gestaltete die an Eltern von Zehn- und Elfjährigen gerichtete Veranstaltung. „Sie haben heute die Chance, sich vom Nachwuchs informieren zu lassen“, sagte sie. „In diesem Alter steigt der Wunsch nach dem eigenen Smartphone. Wenn Sie überzeugt sind, dass ein Alter von zehn Jahren zu früh ist für das eigene Smartphone, dann wird Ihr Kind das überleben“, gab sie den Eltern mit.

Kinder sind unbedarft unterwegs

Während Väter und Mütter sich Sorgen machten, dass ihre Kinder über Internetkontakte Schaden nehmen könnten, auch durch ins Netz gestellte Fotos, seien viele Kinder unbedarft in der Internetwelt unterwegs. Cybermobbing & Co. scherten sie nicht weiter. „Kinder brauchen Orientierung“, verlangte Langer. „In der Bedienung sind sie fit, alles andere können sie nicht abschätzen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern Bescheid wissen.“

Die Medienpädagogin wollte von den Besuchern wissen, ob es ihnen etwas ausmachen würde, auf das Handy zu verzichten – die Hälfte der Teilnehmer bejahte das. Eine Mutter betonte: „Ich wäre unruhig, ich halte über Handy Kontakt zu meinem Kind.“

In den Gesprächsrunden gaben die Jugendlichen bereitwillig Auskunft. Gesamtschüler Batuhan (16) berichtete in der Whatsapp-Runde. Ein Vater wollte wissen, wer diesen Dienst nutzt. „Alle“, so Batuhan. „Es wird über alles geredet, als würde man normal sprechen.“ Eine Mutter befürchtete: „Wird die Sprache nicht ungenau durch die Abkürzungen?“ Der Schüler: „Ja, ich muss nachhaken, wenn ich es nicht verstehe.“

150 Nachrichten in zwei Stunden

Wie viele Nachrichten er bekomme, hänge „von der Lage“ ab. „Manchmal sind 150 Nachrichten da, wenn ich nach zwei Stunden Sport aufs Smartphone schaue.“ „Stresst das nicht?“, wollte eine Mutter wissen. „Doch“ , gab der 16-Jährige zu. Auch um die Fotos ging es, denn: Profilbilder darf Whatsapp – damit also auch Facebook – nutzen. Und es schlummern Fallstricke: Nur selbst gemachte Fotos sollten hochgeladen werden, sonst kann es Ärger wegen Urheberrechtsverletzung geben. Ob es ein Problem sei, wenn ein Jugendlicher Whatsapp nicht nutze, war eine Frage. „Ja, es wäre schwer, diese Person zu erreichen.“

Über Youtube informierte Gesamtschüler Lennart (14), Instagram beleuchteten die Gymnasiastinnen Ernestine und Julie (beide 15). Zwischen 15 und 30 Minuten verbringen die Mädchen pro Tag mit Instagram. Was daran spannend ist? „Mich interessiert das Leben der anderen.“ 50 Follower hat Julie. Und das sei wenig.

Jugendhaus-Praktikant Yannic (19) stellte Snapchat vor. „Das mache ich seit zwei Monaten, vorher war ich nur bei Whatsapp.“ Er zeigte den Eltern auf seinem Display, was möglich ist – seine Kontakte können auf einer Karte sehen, wo er sich gerade aufhält. Schöne neue Welt? Das fragten sich da doch einige Eltern. Ein Vater lobte die jungen Referenten: „Das war sehr informativ.“ Eine Mutter schlug vor, ältere Schüler sollten jüngeren berichten. Diesen Vorschlag will Stefan Schmied für die nächsten Medientage aufgreifen.

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