Konzerte der Bläck Fööss im Königswinter Einmal Boygroup, immer Boygroup

Königswinter · Mit Hätz, Hingabe und Leidenschaft begeistern die Bläck Fööss ihre Fans in Königswinter. Zum 44. Mal spielen die Kölschmusiker in ihrem Wohnzimmer: die Aula der Jugenddorf Christophorusschule.

 Drei Konzerte in ihrem „Wohnzimmer“ – und alle blitzschnell ausverkauft: Die Fööss in Königswinter.

Drei Konzerte in ihrem „Wohnzimmer“ – und alle blitzschnell ausverkauft: Die Fööss in Königswinter.

Foto: Christoph Meurer

Nach fünf Songs atmet Kafi Biermann durch, setzt die dick geränderte Hornbrille auf und faltet die Hände vor der Brust. „Liebe Gemeinde“, raunt er mit bedeutungsschwangerem Blick ins Mikro, „die Wege des Herrn sind unergründlich“. Oha, eine waschechte Fööss-Predigt – das kann ja nur gut werden. „Unergründlich, ja, manche Diener des Herrn haben sich das offenbar zum Lebensmotto gemacht“, fährt Pastor Kafi spitzbübisch fort. „Ich denke da speziell an unseren unergründlichen, bunt gefiederten Freund aus Limburg.“

Das laute Gelächter ertrinkt in den jäh einsetzenden Orgelklängen, und die besterhaltene Boygroup Kölns macht musikalisches Kirchenkabarett, singt, schunkelt, albert herum: „Ich wör su jähn ens Weihbischof“. Die restlos ausverkaufte CJD-Aula feiert. „Wir sind echt erstaunt, dass das im stockkatholischen Königswinter so gut ankommt“, scherzen die Fööss. Und wissen doch: Selbst wenn Königswinter tatsächlich stockkatholisch wäre – auf der Bühne genießen sie Narrenfreiheit. Wie es bei Legenden nun einmal üblich ist.

Aber eine echte Karriere als geistlicher Würdenträger, von der Bühne an den Altar – für die Fööss undenkbar. „Damals im Kino ist mir klar geworden, ich werde niemals Weihbischof“, schiebt der Frontmann hinterher. „Und zwar wenn et Leech usjing im...“ – und das Publikum brüllt zurück: „Roxy!“ Die Wände beben. Einer der größten Stimmungsmacher des Abends, vorne wird getanzt, der Rest klatscht ausgelassen mit, das Durchschnittsalter im Saal sinkt schlagartig um mindestens zehn Jahre.

Und die Fööss? Die sind sowieso noch immer in Schuss und spielen mit genauso viel Feuer wie zu ihren besten Zeiten – obwohl sie nun schon zum 44. Mal auf Einladung der Fidelen Freunde Postalia auftreten. Aber wahre Größe kennt ja bekanntlich kein Alter: In wenigen Tagen erscheint das neue Fööss-Album, im Gepäck haben sie an den drei traditionellen CJD-Abenden eine Menge Neues. Ein gebührender Abschied vom Königswinterer Stammpublikum für Biermann, der am Mikrofon im kommenden Jahr von Mirko Bäumer abgelöst wird.

Und so schwingt auch ein Hauch von Wehmut mit, denn alle wissen: So wird Königswinter die Fööss nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen“, merkt die Band an, während in der ersten Reihe ohne Unterlass ein FC-Fan-Schal geschwenkt wird. „Und mal ehrlich, es gab bessere Zeiten. Wenn in den USA nächsten Monat so 'ne Jeck gewählt wird... Nee.“ Politisch zu werden, davor haben sich die Fööss noch nie gescheut.

Eine „Wahl zwischen Pest und Cholera“ sei das, sagen sie und singen „Mir klääve am Lääve“ – gewidmet besseren Zeiten. Ins blaue Scheinwerferlicht getaucht, wogt das Menschenmeer im Saal in gemütlichem Wellengang auf und ab, eine einzige große Schunkelparty.

Den Traum von einer besseren Welt träumen sie dann weiter mit „Freiheit alaaf!“, einer Liebeshochzeit zwischen kölschem Karneval, Beethovens „Ode an die Freude“ und den Beatles. „Ja: All you need is love“, werfen die Jungs ein, „aber wir haben festgestellt, dass es zu wenig Liebe und Empathie unter den Menschen gibt.“ Das Fööss'sche Gegenmittel: „Alles für die Liebe“, nur echt mit Ukulele und Melodika.

Ansonsten alles wie immer – soll heißen: Kölsch, Mettbrötchen, Dudelsäcke, johlende Männer und ja, natürlich auch kreischende Frauen. Einmal Boygroup, immer Boygroup, und zwar auch im mittlerweile knackigen Alter noch mit Herz, Hingabe und Leidenschaft. Und wenn die Bläck Fööss dann mit „Dat Wasser vun Kölle“ aufs Konzertende zusteuern, trinken zum Schluss selbstverständlich auch alle ene met.

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