Steinbruch Hühnerberg im Siebengebirge Eine Mondlandschaft aus Basalt

Willmeroth · Ein Rundgang über den Hühnerberg bei Willmeroth zeigt die Arbeit in dem einzig noch aktiven Basaltsteinbruch im Siebengebirge. Jede Woche werden 30 000 Tonnen Rohmaterial losgesprengt.

 Basaltabbau am Hühnerberg.

Basaltabbau am Hühnerberg.

Foto: Frank Homann

Freitag, 16 Uhr. Die Maschinen und Förderbänder am Basaltsteinbruch Hühnerberg stehen still. Nur ein letzter Lastwagen schlängelt sich den schmalen Pfad hinauf. Aus der Ferne betrachtet wirkt er wie eine orangefarbene Miniaturausgabe in der riesigen Fördergrube. Die graue Farbe lässt das Areal wie eine unwirkliche Mondlandschaft wirken.

„Treten Sie nicht zu nah an den Abgrund“, warnt Hans-Gerd Schlangen, Technischer Leiter des Steinbruchs zu Beginn des Rundgangs. „Das Regenwasser durchspült den Basalt, Steine lösen sich, und man könnte abrutschen“, so Schlangen. Initiiert hatte die Führung durch die Anlage der CDU-Ortsverband Oberpleis-Heisterbacherrott. „Es freut mich, dass wir so eine große Gruppe sind. Wir haben offenbar das richtige Thema getroffen“, begrüßt Norbert Mahlberg, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands, die rund 50 Teilnehmer zu Beginn der Tour.

Über Schotterwege startet der Rundgang zum Rand der Fördergrube. Asphaltierte Wege müssten sonst alle drei Jahre erneuert werden. Über 900 Meter in der Nord-Süd-Achse und über 500 Meter in der West-Ost-Ausdehnung erstreckt sich die Anlage mit dem kegelförmigen Krater. Ursprünglich maß die Anhöhe 336 Meter. Jetzt blicken die Teilnehmer nur noch auf eine Berghöhe von 176 Metern. „Der war ja viel höher als der Drachenfels“, stellt ein Gast verwundert fest.

Rundgang durch Basaltsteinbruch Hühnerberg
22 Bilder

Rundgang durch Basaltsteinbruch Hühnerberg

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Am Hühnerberg – umgangssprachlich auch „Chicken Hill“ genannt – wird seit Ende des 19. Jahrhunderts Basalt gefördert. 1976 wurden die Steinbrüche Willmeroth und Hühnerberg zusammengeschlossen. Seit den 1970er-Jahren betreibt die Rheinische Provinzial Basalt- und Lavawerke (RPBL) den Steinbruch, ein mittelständiges Unternehmen mit 260 Mitarbeitern. Von den insgesamt zehn Steinbrüchen der RPBL, die sich vorwiegend in der Eifel befinden, verfügt der Standort in Eudenbach über die größte Produktionskapazität. Jährlich fördern Schlangen und seine Kollegen zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Tonnen tertiären Basalt. Der wird vor allem im Straßenbau für Asphalt oder Beton, aber ebenfalls für Sonderprodukte in der Tonindustrie verwendet.

„Früher war es reine Handarbeit, heute wird alles maschinell gemacht“, erklärt der Technische Leiter. An der Anzahl der Beschäftigten lässt sich dieser Produktionswandel ablesen: Während in der Anfangszeit mehr als 250 Arbeiter zur Förderung des Gesteins beitrugen, bedienen heute nur 35 Angestellte die Maschinen im Steinbruch. „Aktuell arbeiten wir auf drei Sohlen, später werden wir auf sechs oder sieben Sohlen gehen“, so Schlangen.

Einmal pro Woche wird das Rohmaterial mittels Sprengung gewonnen – jeweils 30 000 Tonnen Gestein. Dazu werden 40 Bohrlöcher mit einer Tiefe von je 22 Metern gebohrt. Anschließend werden ein pumpfähiger Sprengstoff in die Kammern eingefüllt und die Zünder programmiert. Erst wenn der Steinbruch komplett geräumt ist, wird gezündet. „Früher wackelte bei uns in Berghausen das Porzellan im Schrank. Warum tut es das heute nicht mehr?“, fragt ein Besucher. Die einfache Antwort: deutlich weniger Sprengstoff. Im Gegensatz zu den sechs bis acht Tonnen, die früher pro Gesamtzündung eingesetzt wurden, sind es derzeit nur noch 40 Kilogramm. „Wir fördern, gewinnen, zerkleinern und liefern das Material aus“, fasst Schlangen die Arbeit zusammen. Ausgeliefert wird nicht nur in den Großraum Köln/Bonn und das Ruhrgebiet, sondern auch nach Frankreich, Belgien und Holland.

Dicht am Abgrund vorbei geht es weiter den Berg empor zu der Aufbereitungsanlage. Die Bäume am Wegesrand sind von einem Grauschleier überzogen, auch die Geländer an den Zerkleinerungsmaschinen sind von einer feinen Schicht Gesteinsstaub bedeckt. Ein Lastwagen, der von weitem wie ein normales Arbeitsfahrzeug gewirkt hat, steht nun in Originalgröße vor den Teilnehmern – ein einziges Rad ist größer als jeder von ihnen. Bis zu 65 Tonnen Ladung kann ein solches Exemplar fassen. Am Hühnerberg werden davon vier eingesetzt. Wie lange am Hühnerberg allerdings noch Basalt gewonnen werden kann, wollte Schlangen nicht verraten.

„Wir gehen nur noch tiefer“. Denn die Basaltschicht zieht sich trichterförmig nach unten. Bei einem Versiegen des Gesteinsvorkommens tritt in jedem Fall Phase zwei ein: die Rückverfüllung mit Erdreich von Großbaustellen aus der Region. „Warum macht man keinen Baggersee aus dem Steinbruch?“, schlägt ein Zuhörer eine alternative Nutzung vor. Diese Verwendungsweise ist aufgrund der Beschaffenheit des Steinbruchs nicht realisierbar. Durch die erhöhte Lage der Anlage würden Winde auf der Wasseroberfläche zu Wellenschlag führen, der wiederum für ein Ausspülen der Gesteinsklüfte sorgen und eventuell ein Abrutschen des Hanges herbeiführen könnte.

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