"Zwischen Arbeit und Ruhestand" Ein Netzwerk für die Älteren aus Königswinter

Königswinter · Das Netzwerk "Zwischen Arbeit und Ruhestand" ist für Menschen über 55 Jahre und soll auch in der Altstadt, Ober- und Niederdollendorf sowie Römlinghoven etabliert werden. Vor einer offiziellen Gründungsveranstaltung soll es ein Multiplikatorentreffen geben.

Seit 1979 gibt es „Zwar“. Als im Ruhrgebiet damals viele Menschen vorzeitig in den Ruhestand entlassen wurden, kam die Idee auf, diese für ein bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen. Inzwischen existieren über 200 Netzwerke des Projekts „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ in rund 60 Kommunen. Jetzt ist „Zwar“ auch im Talbereich von Königswinter angekommen.

Dazu wollen die Stadt, die „Zwar“-Zentralstelle in Dortmund und der Caritasverband Rhein-Sieg, der die hauptamtliche Begleitung übernehmen möchte, einen Kooperationsvertrag schließen. Obwohl sie das Vorhaben grundsätzlich begrüßen, traten die Kommunalpolitiker bei der Beschlussfassung im Ausschuss für Soziales, Generationen und Integration allerdings kräftig auf die Bremse.

So wird es zunächst nur ein Multiplikatorentreffen geben, das voraussichtlich am 28. November um 18.30 Uhr in Haus Bachem stattfindet. Eingeladen werden sollen Vertreter des Forums Ehrenamt, der Gruppen aus „Aktiv im Alter“, der Kirchengemeinden sowie der Vereine und Verbände.

Gründungsversammlung findet später statt

Die von der Verwaltung für Januar 2018 avisierte Gründungsveranstaltung, zu der der Bürgermeister alle 2660 Bürger zwischen 55 und 70 Jahren der Stadtteile Altstadt, Ober- und Niederdollendorf sowie Römlinghoven einladen soll, wird – wenn überhaupt – erst später stattfinden. Vorher möchte der Ausschuss über das Ergebnis des Multiplikatorentreffens informiert werden.„Das Netzwerk ist 37 Jahre alt.

Da kommt es auf drei Monate nicht an“, sagte Ausschussvorsitzender Josef Griese (CDU). Die Politik möchte auf jeden Fall vermeiden, dass eine ungesunde Konkurrenz zu den bestehenden Einrichtungen und Angeboten für ältere Menschen wie zum Beispiel „Aktiv im Alter“ oder „Engagierte Stadt“ entsteht.

Paul Stanjek, Fachberater von der „Zwar“-Zentralstelle in Dortmund, sieht diese Gefahr nicht. „Zwar“ würde durch das niedrigschwellige Angebot Menschen erreichen, die sich von den etablierten Formen wie Vereinen oder Verbänden nicht angesprochen fühlten. Als Kooperationspartner in Königswinter würde der Caritasverband Rhein-Sieg bereit stehen. Eine Mitarbeiterin des Wohlfahrtsverbandes würde für ein Jahr die pädagogische Begleitung der Basisgruppe übernehmen – mit einem Umfang von durchschnittlich drei Stunden pro Woche.

Menschen an der Schwelle zum Ruhestand

„Wir sprechen Menschen an der Schwelle zum Ruhestand an und haben die Erfahrung gemacht, dass sie da sehr offen für soziale Kontakte sind“, sagte Stanjek. Jeder Mensch sei gefordert, seine neue Lebensphase mit Leben zu füllen. Dazu gehörten soziale Kontakte ebenso wie sinnstiftende Tätigkeiten. „Unser Konzept ist es, die Menschen zu fragen, was sie tun wollen.“ Einige Netzwerke seien bereits über 30 Jahre alt. Dabei würde „Zwar“ natürlich mit Vereinen, Verbänden, Initiativen, Kirchen, sozialen Einrichtungen und den Kommunen kooperieren.

Ziel der Beratung der „Zwar“-Zentralstelle ist der Aufbau eines selbstorganisierten Netzwerks für ältere Menschen. Das Projekt richtet sich vor allem an die „jungen Alten“, die ihre Interessen mit anderen Menschen teilen wollen. Nach der Gründungsveranstaltung würde sich die Basisgruppe bilden. Aus dieser würden wiederum themenorientierte Interessengruppen hervorgehen.

Das können gemeinsame Spaziergänge, Reisen, Museumsbesuche bis hin zum bürgerschaftlichen Engagement für den Stadtteil oder für benachteiligte Menschen sein. Dazu gehört auch die gegenseitige Unterstützung in Alltagsdingen.

Multiplikatorentreffen soll Klarheit bringen

Laut Stanjek kommen bei den Gründungsveranstaltungen zu einem Drittel Menschen, die noch berufstätig sind. In Königswinter rechnet er mit 150 Personen, von denen 50 bis 70 anschließend das Netzwerk bilden dürften. Zunächst einmal soll nun beim Multiplikatorentreffen geklärt werden, wie das neue Projekt in die bestehenden Angebote eingebunden werden könnte. „Dieselbe Zielgruppe kann sich ja nur einmal engagieren“, sagte Astrid Hencke (CDU).

Florian Striewe (Köwis) ist zwar der Gedanke sehr sympathisch, dass sich Menschen in ihren Ortsteilen selber organisieren. „Ungesunde Konkurrenz“ zu den vorhandenen Angeboten soll aber nicht entstehen. Warum das Projekt nur in der Talschiene geplant ist, wollte Jan-Hendrik Kohlmorgen (FDP) wissen. „In diesem Bereich besteht Bedarf. Außerdem wird er noch nicht so beackert wie der Bergbereich“, sagte Dezernentin Heike Jüngling. Auf die Frage, warum dem Ausschuss bereits ein fertiger Zeitplan für die Einführung des Projekts vorgelegt wurde, sagte sie: „Wir wollten Sie ganz früh damit beschäftigen.“

Bei dem Treffen mit den Multiplikatoren sollten nun erst einmal die Rahmenbedingungen geklärt werden. Jüngling bat aber darum, das Angebot zum Thema „Demografischer Wandel“, das auf dem Silbertablett serviert werde, gründlich zu prüfen. „Daraus kann nur etwas Positives entstehen.“

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