Grünschnitt im Siebengebirge Ein Mann und seine Maschine

Quirrenbach · Wenn andere verreisen, geht Uli Danz mit seinem Unimog gegen Gestrüpp entlang der Fahrbahnen vor. Allein in Königswinter gibt es 265 Kilometer „Straßenbegleitgrün“.

 Wildwuchs ade: Mit seinem Unimog sorgt Uli Danz entlang der Straßen und Wege in Königswinter für Ordnung.

Wildwuchs ade: Mit seinem Unimog sorgt Uli Danz entlang der Straßen und Wege in Königswinter für Ordnung.

Foto: Frank Homann

„Mähen Sie die andere Seite auch noch?“ Die ältere Dame blickt besorgt den Wirtschaftsweg entlang. „Sie wissen schon, wegen der Prozession.“ Uli Danz nickt freundlich. Natürlich wird er auch die andere Seite noch mit seinem Unimog bearbeiten, damit alles ordentlich ist, wenn sich die Gläubigen von Eudenbach nach Quirrenbach auf den Weg machen.

Der Mitarbeiter der Stadt Königswinter ist ein gern gesehene Gast. Denn während der Vegetationszeit sorgen er und seine beiden Kollegen dafür, dass es entlang der Gemeindestraßen nicht zu üppig grünt.

Vor sechs Jahren kaufte die Stadt den hochmodernen Unimog – und schaffte die drei alten Fahrzeuge ab. „Sie waren unzureichend ausgelastet, kosteten aber in der Unterhaltung viel Geld“, sagt Theo Krämer, Technischer Dezernent der Stadt Königswinter. „Wir sind sehr froh, dass die Politik uns damals gefolgt ist.“ Denn der neue Alleskönner sei besser ausgelastet und gleichzeitig billiger in der Unterhaltung.

Dass das so bleibt, ist auch das Verdienst von Danz. Denn er tut weit mehr, als das Fahrzeug einfach nur zu steuern. Er kennt seine Maschine, merkt, wenn es dem Unimog im Sommer zu heiß wird, und kann kleine Reparaturen direkt vor Ort ausführen, bevor es zu einem echten Schaden kommt.

Es schwingt ein wenig Stolz in seiner Stimme mit, wenn er davon berichtet, was der Unimog alles kann. Denn er hat nicht nur einen Arm, mit dem er den Randstreifen mähen kann, sondern einen zweiten, „mit dem ich Gräben oder Böschungen beschneiden kann“. Das Gras wird auch nicht einfach nur gemäht, sondern auch gleich zerkleinert, damit es anschließend schnell verrottet. Gesteuert werden die Arme mit einen Joystick. „Da gehört viel Können und Erfahrung dazu“, sagt Krämer anerkennend.

In der Vegetationszeit ist das Fahrzeug in zwei Schichten nahezu im Dauereinsatz. 265 Kilometer „Straßenbegleitgrün“, wie es in der Fachsprache heißt, entlang der Gemeindestraßen gilt es zu pflegen. „Natürlich kommen wir da nicht hinterher“, räumt Krämer unumwunden ein. „Aber jeder, der zu Hause einen englischen Rasen will, weiß, dass der zweimal die Woche gemäht werden muss. Das können wir nicht leisten.“ Dreimal werden zwischen April und September die Flächen entlang der Straßen gemäht. Und wenn irgendwie möglich, rechtzeitig zur nächsten Prozession.

Dennoch gibt es manchmal Beschwerden. Doch nicht überall, wo Wildwuchs herrscht, ist die Stadt auch zuständig. Der Doppelkreisel in Dollendorf beispielsweise fällt nicht in ihre Zuständigkeit. „Auch entlang von Landes- und Kreisstraßen sind andere verantwortlich.“

Im Herbst werden die Mäharme gegen eine Schere ausgetauscht, mit denen Danz Äste und Zweige zurückschneiden kann. Natürlich nur die, die im städtischen Besitz sind. „Sind es private Bäume oder Büsche, schreiben wir die Eigentümer an und setzten ihnen eine Frist, bis wann der Rückschnitt erfolgen muss“, erläutert Krämer.

Danz kämpft den Kampf gegen das sprießende Grün nicht alleine. Ein Extra-Trupp kümmert sich um die Grünanlagen der Stadt, die Parks und das Rheinufer. Krämer: „Überall, wo auch gerade Touristen hinkommen, wird natürlich besonders intensiv gepflegt, an einigen Stellen sogar täglich.“ Andere Bereiche wie Ausgleichflächen werden hingegen nur einmal im Jahr bearbeitet. Nicht alle Aufgaben übernimmt die Stadt dabei selbst, sondern hat diese an externe Dienstleister übergeben.

Derweil hat Danz seine Maschine wieder angeschmissen und setzt seine Fahrt in brütender Hitze fort – und denkt dabei vielleicht auch schon an den nächsten Winter. Denn dann werden die Arme abgenommen und durch die Schneeschaufel ersetzt. Und auch dann wird er durch die Straßen in Quirrenbach fahren.

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