Zehn Jahre Ökumenischer Hospizdienst Königswinter Ein Kranich als Glückssymbol für jeden

HEISTERBACHERROTT · Vor zehn Jahren wurde der Hospizdienst Ölberg ins Leben gerufen. Heute hat der Verein 300 Mitglieder und 50 ehrenamtliche Begleiter, die Sterbende und Angehörige auf ihrem schweren Weg begleiten. Beim Fest zum Zehnjährigen wurde die Bedeutung dieser Aufgabe betont.

Was hat die Entwicklung eines Garns aus Seide und aus den Abfällen der Zitrusfrucht-Verarbeitung mit dem Ökumenischen Hospizdienst Königswinter „Ölberg“ zu tun? Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen in der Emmauskirche zog Vorsitzender Thomas Wiemer den Vergleich. Zwei junge Sizilianerinnen hatten für die Idee, aus diesem Garn feine Unterwäsche mit pflegender Wirkung herzustellen, einen der „Ideas 4 Change Awards“ gewonnen.

„Auch wenn unser Hospizdienst noch keinen Preis der Uno gewonnen und kein neues Produkt erfunden hat, gibt es doch manche Parallelen. Zu den ,Ideas 4 Change‘ lässt sich zweifellos auch die Gründung des Hospizdienstes Ölberg rechnen.“ Sie habe dazu beigetragen, „dass die Befassung mit dem Sterben nicht länger nur als eine Privatangelegenheit der davon Betroffenen und ihrer Angehörigen gesehen wird, sondern als eine gesellschaftliche Aufgabe, die viel Aufmerksamkeit und Ressourcen erfordert“.

Jahrhundertealte christliche Tradition

Die Gründung vor zehn Jahren sei als Reaktion auf einen Notstand zu werten – so wie das sizilianische Unternehmen in einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit auch. Die begrenzte Kapazität stationärer Hospize und der Wandel des familiären Zusammenlebens hätten Menschen mobilisiert, etwas zu verändern.

Der entscheidende Unterschied zu dem italienischen Start-up-Unternehmen: „Mit der Gründung des Hospizvereins in Königswinter wurde kein neues Produkt erfunden, eher eine jahrhundertealte christliche Tradition wiederbelebt.“ Wie sich in den zehn Jahren der „Ölberg“ entwickelt hat, erläuterte die erste Koordinatorin Rita Schmitz, die von Anfang an dabei ist.

300 Mitglieder hat der Verein, 50 ehrenamtliche Begleiter, die 60 bis 70 Sterbe- und Trauerbegleitungen pro Jahr durchführen. „Heute ist der Hospizdienst ein Bestandteil im Netzwerk der palliativen Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen im Kreis, der die Versorgung in Königswinter entscheidend mitgeprägt hat“, sagte Schmitz. Sie hat bisher sämtliche Begleiter geschult und ist von Beginn an Ansprechpartnerin für alle, die Hilfe suchen. Blumen gab es für sie und für Babette Hünig, die die Trauerarbeit organisiert, sowie für Monika Schwertner, die für die Zimmer mit palliativer Versorgung im Seniorenzentrum Haus Katharina zuständig ist.

„Was wäre die Welt ohne Samariter“

Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis dankte allen Helfern. „Was wäre die Welt ohne Samariter“, sagte er. Und: „Es gehört viel Kraft dazu, seelische und teils auch körperliche, um diese Aufgabe zu leisten. Meine Bewunderung gilt allen Menschen, die anderen die Hand reichen und trösten.“ Berührende Erlebnisse aus ihrem Erfahrungsschatz im Umgang mit Schwerkranken teilten Monika Fleischer, die beim Kooperationsprojekt im Seniorenhaus Sankt Margareta in Stieldorf ständige ehrenamtliche Mitarbeiterin ist, und Regina Batta mit.

Der Männergesangverein Rauschendorf gestaltete sowohl den vorhergehenden ökumenischen Gottesdienst mit Pfarrerin Pia Haase-Leh und Pastor Markus Hoitz als auch den Festakt musikalisch. In seiner Predigt erinnerte der katholische Geistliche an den Satz des Bischofs Gaillot: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Und Hoitz betonte: „Der ökumenische Hospizdienst macht bei aller Zerstrittenheit der verschiedenen Konfessionen eine Kirche lebendig, die dient – zum Heil der Menschen.“

Anschließend konnten sich die Besucher, darunter Mitglieder wie die erste Vorsitzende Irene Feldhaus und ihr Stellvertreter Peter Schäfer, sowie zahlreiche Vertreter aus dem Netzwerk, bei Speisen und Getränken austauschen. Für jeden gab es eine Festschrift und einen aus Papier gefalteten Kranich als Glückssymbol.

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