Ehepaar aus Königswinter überlebt Schiffsunglück

ROM/KÖNIGSWINTER · Bei dem Unfall des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der italienischen Küste war auch das Ehepaar Christine und Gert Hammer aus Königswinter-Rauschendorf an Bord. Sie kamen mit einem Schrecken davon, doch sechs Menschen sind bis Montagmittag bereits tot geborgen worden.

Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" ist vor der toskanischen Küste mit mehr als 4.200 Menschen an Bord gekentert. In einer spektakulären Rettungsaktion konnten am Wochenende mehrere Überlebende aus dem sinkenden Schiff gerettet werden. Für mindestens fünf Menschen kam jede Hilfe zu spät, sie starben. 60 Menschen - darunter zehn Deutsche - wurden verletzt, als das Schiff in der Nacht zu Samstag vor der Insel Giglio auf einen Felsen lief und zur Seite kippte. Das Schicksal mehrere Menschen, darunter auch einiger Deutscher, war noch unklar.

Der Kapitän wurde festgenommen. Ihm wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Er soll das Schiff bis auf 150 Meter ans Ufer herangefahren haben. Womöglich wollte er Inselbewohner mit einem Signalton grüßen. Der 52-jährige Francesco Schettino sei im Dienst gewesen und habe die Route vorgegeben, auf der sich das Schiff "sehr ungeschickt" der Insel genähert habe und auf einen Felsen gefahren sei, erläuterte Staatsanwalt Francesco Verusio. Zudem habe er das Schiff verlassen, als ein Großteil der Passagiere und Besatzung noch darauf wartete, von Bord zu kommen.

Das Unglück ereignete sich, als viele Passagiere gerade beim Abendessen waren. Der Fels riss an der Seite der "Costa Concordia" ein 70 Meter breites Loch. Passagiere - darunter etwa 560 Deutsche - und Besatzungsmitglieder mussten in Sicherheit gebracht werden. Doch die Evakuierung verlief nach Augenzeugenberichten chaotisch. Als das Schiff Schlagseite bekam, seien einige Passagiere in Panik über Bord ins Wasser gesprungen, sagte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi. Das Meer hat derzeit eine Temperatur von etwa 14 Grad Celsius.

Christine Hammer aus Königswinter, die mit ihrem Mann Gert zum ersten Mal eine Kreuzfahrt machte, schilderte am Sonntag dem General-Anzeiger die dramatischen Stunden. Auch sie waren beim Abendessen, als sich das Unglück ereignete: "Das gesamte Geschirr kam uns entgegen, Teller, Flaschen, Gläser. Ich bin sofort aufgesprungen und reflexartig weggelaufen", erzählte die 65-Jährige.

"Wir fühlten uns wie in der Falle. Das Schiff neigte sich immer mehr, es war abenteuerlich. Es gab nur eine feste Leiter, um auf die Außenwand des Schiffes zu gelangen, da kletterten wir hoch. Ich wäre beinahe die Bordwand heruntergerutscht." Das Ehepaar kam mit dem Schrecken und nur mit dem, was beide am Leib trugen, davon.

Mehr als 24 Stunden nach dem Schiffbruch konnten die Retter drei Überlebende bergen. Ein Spezialkommando der Feuerwehr befreite in der Nacht zum Sonntag ein Paar aus Korea aus einer Kabine im Rumpf des Schiffes. Die beiden 29-Jährigen waren auf Hochzeitsreise. Verwirrung herrschte derweil um die Zahl der Vermissten. Die Zahlen variierten am Sonntag zwischen 17 und 36.

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