Diesmal steht Luthers Frau im Mittelpunkt

KÖNIGSWINTER · 2017 ist das Luther-Jahr. Doch nicht Reformator Martin Luther (1483-1546), sondern die Frau an seiner Seite, Katharina von Bora (1499-1552), gab der Ausstellung „taufrisch“ im Palastweiher einen aktuellen Bezug.

Christine Theile zeigte im Kreis ihrer Atelier-Kollegen Tobias Buß, Ingrid Klein, Lilian Szokody und Gastkünstlerin Ulrike Meier das Bild „Ohne Gans kein Martin“. Die freischaffende Künstlerin meinte: „Katharina von Bora ist als Pfarrfrau Dreh- und Angelpunkt des offenen Lutherschen Hauses. Neben ihren Aufgaben als Ehefrau und Mutter versorgte Katharina von Bora Verwandte, Freunde, Luther-Verehrer, Studenten, Hausangestellte, Tagelöhner – bis zu 50 Personen täglich. Sie betrieb Kräuter-, Obst- und Gemüsegärten, ein Brau-haus, ein Waschhaus. Katharina von Bora war Martin Luther ebenso intellektuelle Beraterin wie unentbehrliche Gefährtin.“

Ihr Bild verkörpere diese außergewöhnliche Frau als Zentrum des Hauses Luther. Die Farben lehnte Christine Theile an eines der Cranach-Porträts an. Die Künstlerin: „Die Komposition erinnert bewusst an Francis Bacons ,Study for a Bullfight’als Metapher der Dynamik im Wirkungskreis der Katharina von Bora.“

Diese Arbeit, die zweite Version ihrer Katharina, extra für diese Präsentation im Palastweiher gemalt; die erste hängt im Bonner Frauenmuseum. Und so war die Farbe noch nass bei diesem Werk Theiles, die in den USA Malerei studiert hat.

Überhaupt gab es etliche Porträts zu sehen. Ingrid Klein zeigte die beiden Kinderköpfe Doris und Mabel in großem Format.

Die Heisterbacherrotterin hat ihre Modelle im Film der 70er Jahre über das Leben in einem Bauerndorf in Norddeutschland entdeckt. Und zwar in der Fernseh-Kinderserie „Neues aus Uhlenbusch“. Sie hielt den Streifen an und die Kinder Mabel und Doris fotografisch fest, um ihnen dann in selbstgemischten Temperafarben individuellen Ausdruck zu verleihen und ihren Charakter zu unterstreichen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin hat vor ihrem Studium der Pädagogik und Psychologie von 1997 bis 2001 an einer Freien Kunstakademie Malerei studiert. Tobias Buß, Kunstlehrer am Gymnasium am Oelberg, war mit drei Bildern vertreten. Er beobachtet die Menschen, hält dies mit Bleistiftskizzen fest, um sie dann in Öl umzusetzen. Dabei „wildert“ er auch im „Lehrerzimmer“, wie ein Titel verrät. Einem Frauenporträt gab er den Namen „Traum“. Buß hatte an der Hochschule für Bildende Künste in Saarbrücken studiert und war zum Meisterschüler ernannt worden. Jeweils ein Jahr hängte er an der Glasgow School of Art und an der Escola Massana in Barcelona an, ehe er seine Lehrtätigkeit aufnahm. Seit 2009 unterrichtet er am Oberpleiser Gymnasium, 2015 bezog er ein Atelier im Palastweiher und war nun erstmals bei einer Gemeinschaftspräsentation dabei.

Das Metier der Fotografie bedient Lilian Szokody. Mit Langzeitbeleuchtung und Lochkamera hat sie ein Selbstporträt in Ganzkörpergröße aufgenommen, das hinter einem im Vordergrund stehenden, scharf hervorgehobenen Stuhl fast verschwinden zu drohen scheint. Dabei ging es der Theaterfotografin um die Vergänglichkeit. Auf den ersten Blick wirke das Foto wie transparente, ganz raffinierte Malerei, meinte Kunsthistorikerin Heidrun Wirth bei der Einführung in die Ausstellung. Eine kleine Abbildung Szokodys stammt aus ihrer Serie „Reigen“, in der sie die Wirtschaftselite spielerisch-kritisch sieht.

Als Gast präsentierte Ulrike Meier ihre abstrakten Skulpturen – in Eisen und in Aluminium. Den Titel „Wende“ gab sie aus Aluminium bestehenden, leichten Segeln. Aus ihrem Lieblingsmaterial Baustahl hat sie die beiden Werke „Energie“, ein Kraftpaket aus zwei geschlossenen Ringen, und „Offene Verbindung“ geschaffen. Ulrike Meier hat 2005 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Uwe Meier über die Lokale Agenda den Palastweiher als Kunstort mit begründet, an dem mehrere Künstler ein Atelier beziehen können.

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