Flüchtlinge in Königswinter und Bad Honnef Die Unterkünfte stehen bereit

Siebengebirge · In Königswinter leben zurzeit 547 Flüchtlinge. Platz gibt es für weitere 100 Menschen. Für die Verantwortlichen im Siebengebirge erst einmal Zeit um durchzuatmen.

 In Oberpleis entsteht eine neue Flüchtlingsunterkunft am Krahfeld. Bei der Bepflanzung packten die Bewohner mit an.

In Oberpleis entsteht eine neue Flüchtlingsunterkunft am Krahfeld. Bei der Bepflanzung packten die Bewohner mit an.

Foto: Frank Homann

Zeit zum Durchatmen: Die haben zurzeit die Verantwortlichen in Königswinter und Bad Honnef, wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht. Denn während im vergangenen Jahr immer neue, teils sehr kurzfristige Zuweisungen die Arbeit prägten und die Städte vor Probleme stellten, ist durch den Zuweisungsstopp und politische Entwicklungen wie das EU-Abkommen mit der Türkei an der Basis etwas Ruhe eingetreten – obwohl das Flüchtlingselend bleibt. Die Städte gehen zugleich davon aus, dass es demnächst wieder neue Zuweisungen geben wird.

Zurzeit leben in Königswinter 547 Flüchtlinge. Kapazitäten hat man allerdings für 650 Menschen. „Das ist ein Puffer, den wir brauchen“, so Bürgermeister Peter Wirtz. Grund für diese vergleichsweise komfortable Lage ist die Tatsache, dass in diesem Jahr noch keine neuen Zuweisungen erfolgt sind. Im Gegenteil: „Derzeit haben wir 50 Flüchtlinge weniger als zum Jahresende“, so der Technische Dezernent Theo Krämer. Grund ist, dass Menschen in ihre Heimatländer „zurückgeführt“ wurden. Bis Juni gab es keine neuen Zuweisungen, „und es gibt Hinweise, dass wir auch im Juli keine Menschen zugewiesen bekommen“, so Krämer. Allerdings seien diese Angaben noch nicht bestätigt.

Zu Beginn des Jahres hatten die Prognosen noch ganz anders ausgesehen. Damals rechnete man noch mit bis zu 960 Neuzuweisungen 2016. Dementsprechend wurden auch die Unterkünfte geplant. Im April wurden die Zahlen dann auf 270 Menschen nach unten korrigiert. „Wir haben die entsprechende Beschlusslage für die Unterkünfte umgesetzt, aber zeitlich gestreckt“, so Krämer. „Wir können derzeit nicht abschätzen, wie viele Menschen zu uns kommen werden“, so Wirtz. „Wer die Nachrichten verfolgt, weiß, was sich im Mittelmeer abspielt.“ Doch selbst, wenn in überschaubarer Zeit keine neuen Flüchtlinge kommen, „stellen die Unterkünfte eine Entlastung für die bestehenden dar.“

Auch für Bad Honnef gibt es derzeit eine Verschnaufpause bei der Unterbringung. Richard Thomas, Fachbereichsleiter im Bad Honnefer Rathaus: „Ausgehend von Schätzungen des Landes ist davon auszugehen, dass wir ab Juli 20 Menschen pro Monat aufnehmen müssen.“ Aktuell sind in Bad Honnef 452 Menschen untergebracht, davon 309 im Tal sowie 143 in Aegidienberg. Anfang des Monats waren es laut Stadt 460 Flüchtlinge, davon lebten 315 im Tal und 145 in Aegidienberg.

Da es mehrere freiwillige Ausreisen gegeben habe und weitere Menschen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern zur Ausreise verpflichtet worden seien, sei die Gesamtzahl trotz Familienzuzugs recht konstant geblieben. „Drei Personen sind spurlos verschwunden“, ergänzte Thomas im Sozialausschuss. Wie es dazu gekommen sei, darüber könne man keine genaue Aussage machen, hieß es auf Nachfrage im Fachdienst Asyl.

Oft aber reisten Flüchtlinge durch die Bundesrepublik, um Verwandte zu besuchen – ohne Bescheid zu geben oder sich eine Erlaubnis bei der Ausländerbehörde zu holen. Der Außendienst sei dabei, einen genauen Bestand in den großen Unterkünften zu ermitteln. Zugleich sei die Verwaltung bemüht, teils teuer von privat angemietete Wohnungen nicht mehr als Unterkünfte zu nutzen. Inwieweit Verlegungen in die neue Unterkunft am Rederscheider Weg geplant seien, wollte SPD-Ratsherr Werner Sünnen wissen.

Und ließ durchblicken: Sollten Flüchtlingsfamilien umsiedeln müssen, könnte dies vor allem für die Kinder Probleme bringen – durch einen Schulwechsel etwa. Thomas: „Der Hinweis ist berechtigt, die Belange muss man sehen.“ Eine Verlegung um jeden Preis sei keine Lösung. „Die wirkliche Integrationsarbeit beginnt erst“, so Thomas. Ein Beispiel seien die Vorbereitungsklassen beziehungsweise Deutschfördergruppen (DFG) an Grundschulen, bei denen die Kinder die Regelklassen besuchen und 14 Stunden pro Woche gefördert werden.

In Bad Honnef gibt es zwei Vorbereitungsklassen an der Konrad-Adenauer-Schule, eine DFG an der Theodor-Weinz-Schule und ab Sommer eine Vorbereitungsklasse am Siebengebirgsgymnasium. Beantragt sind eine weitere DFG für Aegidienberg und eine für die GGS Am Reichenberg – beide seien aber noch nicht genehmigt. „Dafür braucht es 13 Kinder.“ Die Zahl werde bislang knapp unterschritten.

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