Hallenzeiten in Königswinter Die Kapazitäten sind erschöpft

KÖNIGSWINTER · Sie sind ein Dauerärgernis bei den Sportvereinen in Königswinter - die Hallenzeiten. Der Bedarf ist seit Jahren größer als die Kapazitäten. Der Stadtsportbund hat nun die Stadtverwaltung aufgefordert, das heiße Eisen endlich anzupacken.

 Der Platz in den Königswinterer Sporthallen reicht für den großen Bedarf nicht aus.

Der Platz in den Königswinterer Sporthallen reicht für den großen Bedarf nicht aus.

Foto: Homann

Bei seiner Vorstandssitzung im Juli beschloss der Dachverband der Sportvereine, die Verwaltung offiziell zu beauftragen, die Nutzung der zugewiesenen Hallenzeiten zu kontrollieren. Bei der Diskussion komme immer wieder das Argument, dass Hallenzeiten von Gruppen belegt werden, die mit nur sehr wenigen Aktiven ihre Termine wahrnehmen.

In der kommenden Woche steht das Thema im städtischen Sportausschuss auf der Tagesordnung. Die Verwaltung überlässt der Politik die Entscheidung. Sie soll beschließen, ob die Stadt die Nutzung überprüfen oder eine solche Überprüfung zunächst nicht erfolgen soll.

Die Verwaltung stellt in ihrer Vorlage dabei sowohl die Vor- als auch die Nachteile einer solchen Kontrolle dar. "Sämtliche Hallenkapazitäten sind nahezu erschöpft", heißt es dort. Neu gegründeten Vereinen könnten keine Hallenzeiten angeboten werden. Zusätzliche Angebote, zum Beispiel für den Gesundheitssport einzelner Vereine, seien nicht mehr möglich.

Der HSV Bockeroth bemühe sich seit Jahren um zusätzliche Trainingsmöglichkeiten für seine Handballer. Auch die HSG Siebengebirge-Thomasberg benötige weitere Trainingszeiten. In den vier Großsporthallen stehen für 47 Mannschaften, die in der Meisterschaft spielen, von montags bis freitags nur rund 100 Stunden in der kompletten Halle zur Verfügung.

Deren Trainingsbetrieb findet dabei vor allem in den Sporthallen am Sonnenhügel und in Halle I im Schulzentrum Oberpleis statt, während die Halle II und die CJD-Turnhalle vor allem von Sportlern mit geringerem Flächenbedarf und für den Allgemeinsport genutzt werden.

Die meisten Teams im Meisterschaftsbetrieb hat die HSG Siebengebirge-Thomasberg mit 19, gefolgt vom HSV Bockeroth und dem TuS Dollendorf mit jeweils neun und dem TuS Oberpleis mit acht Badminton- und zwei Basketballmannschaften. Die Verwaltung stellt fest, dass eine Kontrolle der Hallennutzung nur durch eine persönliche Überprüfung möglich sei, da die Eintragung in den Hallenbüchern nicht verlässlich sei.

"Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, sollte die Überprüfung einen Zeitraum von mindestens sechs bis acht Wochen umfassen", so die Verwaltung. An dieser Stelle beginnen aus Sicht der Stadt auch die Nachteile: Sie weist auf die Mehrkosten durch die entstehenden Überstunden der Mitarbeiter hin. Außerdem sei davon auszugehen, dass vereinzelte Sportangebote aufgrund fehlender Mindestbelegung wegfallen.

"Weiterhin ist zu erwarten, dass die Nutzungsüberprüfung erhebliche Konfliktpotenziale erzeugen wird." Dabei dürfte auch die Frage einer Gewichtung des meisterschaftsbedingten Sports im Vergleich zu Breiten-, Gesundheits- und Freizeitsport entstehen.

Hallenzuweisung

Seit 1989 gilt bei der Hallenzuweisung folgende Regelung: Mindestteilnehmerzahlen im Regelfall sind bei Handball und Fußball je zwölf pro Normalturnhalle und 24 bei einer Dreifachhalle. Beim Basketball, Tischtennis, Volleyball, Judo, Turnen und bei der Leichtathletik sollen sich jeweils zwölf Sportler eine Turnhalle oder ein Hallendrittel einer Dreifachhalle teilen. Für 20 Sportler sollte eine komplette Dreifachhalle zur Verfügung stehen.

Ausnahmen sind die leistungsorientierten Mannschaften, bei denen eine Reduzierung der Mindestteilnehmerzahl um bis zu 50 Prozent möglich ist. Den Handballvereinen wird die Möglichkeit zugestanden, ihre erste Mannschaft einmal wöchentlich allein trainieren zu lassen. Sonst teilen sich zwei Teams eine Dreifachhalle.

Solidarität unter Vereinen

Bei einem Solidaritätsabend für die Vereine, die ihre Stunden in der Sporthalle Palastweiher abgeben müssen, wurden Lösungen gefunden. Die katholische Kirchengemeinde St. Remigius stellte das Remigiushaus zur Verfügung, das vom TV Königswinter, der BSG Siebengebirge und der VHS genutzt wird. Die Tischtennisabteilung des TVK kann in die CJD-Turnhalle ausweichen, wo der TuS Dollendorf und der HSV Bockeroth Stunden abgeben.

Weitere Angebote des TVK werden in die Turnhallen der Longenburgschule und auf dem Schnitzenbusch verlegt. Hier verzichten der TuS Dollendorf, der TuS Oberpleis und die Heimstatt e.V. auf Stunden. Keine Lösungen konnten - bis auf das Remigiushaus - vormittags für Kitas, BSG und VHS gefunden werden, weil alle Hallen dann durch Schulen belegt sind.

Kurz gefragt

"Die Betroffenen werden sauer sein"

Interview mit Klaus Wiesehügel zum Beschluss des Stadtsportbundes

Klaus Wiesehügel (62) ist seit April Vorsitzender des Stadtsportbunds. Mit Wiesehügel sprach Hansjürgen Melzer.

Das Thema "Hallenzeiten" sorgt seit Jahren für Verdruss. Warum greift der Stadtsportbund das heiße Eisen gerade jetzt auf?
Klaus Wiesehügel: Die Idee ist nach einer Veranstaltung, bei der es um die Termine am Wochenende ging, entstanden. Dort wurde darüber von den Handball spielenden Mannschaften diskutiert. Es wird dann häufiger das Beispiel angeführt, dass drei Personen in einer Halle Yoga machen oder andere abenteuerliche Dinge.

Wie ging es dann weiter?
Wiesehügel: Wir haben im Vorstand des Stadtsportbundes den Beschluss gefasst, dass wir der Stadt anraten, die Nutzung der zugewiesenen Hallenzeiten zu kontrollieren. Wenn das nur die Hausmeister kontrollieren, halten wir das für nicht ausreichend.

Die Verwaltung scheint an das Thema aber nicht so recht herangehen zu wollen. Da ist von einem "erheblichen Konfliktpotenzial", auch bei der Gewichtung zwischen meisterschaftsbedingtem Sport und Breitensport, die Rede und der Gefahr, dass "vereinzelte Sportangebote aufgrund fehlender Mindestbelegung wegfallen". Sehen Sie das auch?
Wiesehügel: Wir haben im Vorstand darüber diskutiert, dass es Konflikte geben wird und dass die Betroffenen, die nicht die Mindestteilnehmerzahl erfüllen und Hallenzeiten aufgeben müssen, sauer sein werden. Wir können nicht einmal im Jahr Sportler ehren, die herausragende Ergebnisse bei Wettkämpfen und Meisterschaften erzielen, ohne sie bei den hierfür notwendigen Trainingsmöglichkeiten ausreichend zu unterstützen. Der Breitensport ist auch sehr wichtig, muss aber vielleicht nicht immer in so großen Hallen stattfinden.

Sind Sie angesprochen worden?
Wiesehügel: Ja. Der HSV Bockeroth hat immer wieder bei der Stadt angemahnt, dass er nicht ausreichende Hallenzeiten für seine Handballer hat. Aber auch die Handballer der HSG Siebengebirge und des TuS Dollendorf und die Badmintonspieler und Basketballer des TuS Oberpleis brauchen Hallen.

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