Neue Unterkünfte in Thomasberg Die ersten Bewohner ziehen im Frühjahr ein

Thomasberg · In Thomasberg entstehen aktuell zwei neue Unterkünfte für 92 Asylbewerber. Und das obwohl in diesem Jahr noch kein einziger in die Stadt gekommen ist. Die Bürger äußern Kritik.

 In Oberpleis ist eine neue Flüchtlingsunterkunft am Krahfeld vorgesehen. Bei der Bepflanzung des Zauns packten Bewohner mit an.

In Oberpleis ist eine neue Flüchtlingsunterkunft am Krahfeld vorgesehen. Bei der Bepflanzung des Zauns packten Bewohner mit an.

Foto: Frank Homann

960 Flüchtlinge: Noch im Januar hatte die Stadt Königswinter mit dieser Zahl an Zuweisungen für das laufende Jahr gerechnet. Tatsächlich ist in den ersten sieben Monaten kein einziger neuer Asylbewerber in die Stadt gekommen. Eine Situation, die sich binnen weniger Tage wieder ändern kann, wie der Technische Dezernent Theo Krämer bei einer Informationsveranstaltung in Thomasberg betonte.

In dem Königswinterer Bergort entstehen derzeit zwei neue Unterkünfte, die 2017 bezugsfertig sein sollen. Über den aktuellen Stand und die weiteren Planungen informierte die Verwaltung am Montagabend bei einer Bürgerversammlung.

Insgesamt drei neue Einrichtungen für Asylbewerber waren ursprünglich in Thomasberg vorgesehen. Tatsächlich gebaut werden jetzt zwei, erklärte Krämer den Besuchern im voll besetzten Franz-Unterstell-Saal. Nicht realisiert wird der Neubau, der hinter dem Getränkemarkt entstehen sollte. „Das Grundstück ist vor zwei Wochen an einen privaten Investor verkauft worden, der dort Wohnungen bauen will“, sagte der Technische Beigeordnete. „Die genauen Planungen kennen wir allerdings noch nicht.“ Seit anderthalb Wochen hingegen laufen die Arbeiten für den Neubau „Am Domblick“ hinter dem Rewe-Einkaufsmarkt. „Es entstehen zwölf Wohnungen zwischen 61 und 96 Quadratmetern“, sagte Bruno Röser, der als einer von vier Investoren das Bauvorhaben vorstellte. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2017 geplant.

Die Stadt mietet das Haus als Unterkunft für Asylbewerber an, sobald kein Bedarf mehr besteht, sollen sie als Sozialwohnungen vermietet werden. Krämer schätzt die Nutzungsdauer durch die Stadt auf zwei bis fünf Jahre: „Aber wir haben dazu keine wirklichen Erfahrungen.“ Allein die Prognosen für dieses Jahr hätten gezeigt, wie wenig zuverlässig derlei Schätzungen seien. „Da könnten wir auch in die Kristallkugel gucken.“ Maximal 60 Menschen finden in dem Neubau ein Domizil, so Krämer. Zum Einsatz soll dort auch ein eigener Unterkunftsleiter kommen – Bestandteil eines Verwaltungskonzepts, das seit März umgesetzt wird.

„Der Unterkunftsleiter ist sozusagen ein Hausmeister plus“, erklärte Hildegard Walter, Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales und Generationen. „Er kümmert sich nicht nur um die Wohnanlage, sondern ist auch erster Ansprechpartner für die Bewohner.“ Zum Konzept gehören daneben auch der Einsatz von drei Sozialarbeitern und ein „Bestreifungsdienst“ in den Abendstunden und am Wochenende – wenngleich es laut Krämer in den großen Unterkünften in Stieldorf oder in der Altstadt bislang „keine einzige negative Erfahrung“ gegeben habe: „Aber wir möchten für das größtmögliche Gefühl von Ordnung und Sicherheit sorgen.“

Krämer hatte vereinzelt auch kritische Nachfragen etwa zu fehlenden Stellplätzen oder dem Thema Sauberkeit zu beantworten: „Die Unterkunft in Stieldorf wirkt schwer vermüllt“, sagte ein Besucher. „Das würde ich ungern in Thomasberg sehen.“ „Wir auch“, konterte Krämer. „Es gibt eine Hausordnung, deren Einhaltung auch kontrolliert wird.“ Ein anderer Teilnehmer äußerte harsche Kritik an der Stadt: „Ich fühle mich auf den Arm genommen“, sagte er. „Nachdem sich die Grundstücke am Limperichsberg schlecht verkauft haben, wurden Interessenten mit günstigeren Preisen angelockt, jetzt setzt man uns ein Flüchtlingsheim vor die Nase.“

„Die Stadt muss alles dafür tun, den Menschen, die zu uns kommen, zu helfen“, erwiderte Krämer. „Wir verfahren dabei sauber und transparent. Ich habe Verständnis für ihre Sorgen und Ängste. Kein Verständnis habe ich dafür, dass sie sich von der Stadt verschaukelt fühlen.“ Kritik aus der Zuhörerschaft gab es auch bei dem zweiten Projekt: Voraussichtlich im ersten Quartal 2017 soll die Wohnanlage „Am Limperichsberg“ oberhalb der Turnhalle bezugsfertig sein. Auf einer Gesamtfläche von 830 Quadratmetern bieten Einzel- und Doppelcontainer in Leichtbauweise dann Platz für bis zu 32 Menschen. „Das heißt wohl, vor allem für männliche Flüchtlinge?“, wollte ein Besucher wissen. „In dem Bereich wohnen viele alleinstehende Frauen, die sich abends nicht mehr heraustrauen könnten“, ergänzte eine weitere Zuhörerin. „Die Unterkunft ist nicht allein für Männer, sondern auch für Frauen gedacht“, stellte Krämer klar. „Wir versprechen ihnen, auf eine gute Durchmischung zu achten.“

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