Bierbrauer in Königswinter Die „Seven Mountain Brewery“

Stieldorferhohn · Ein Quartett aus Stieldorferhohn hat das Brauen für sich entdeckt. In in einer Scheune in dem kleinen Königswinterer Ort wird seit eineinhalb mit Hopfen und Malz experimentiert. Jetzt treten die vier Hobbybrauer - darunter eine Frau - bei einem internationalen Wettbewerb an.

Auch Wein trinken sie ab und zu ganz gerne. Lässt man Bianca und ihrem Mann Stefan Hoppe, Günther Hilger und Eugen Rötzel jedoch die Wahl, sie würden sich immer für ein Bier entscheiden. Und zwar für ihr eigenes. Vor rund anderthalb Jahren hat das Quartett aus Stieldorferhohn das Bierbrauen für sich entdeckt. Als „Seven Mountain Brewery“ gehen sie jetzt bei einem internationalen Brauwettbewerb an den Start, an dem sich 60 Hobby- und Profibrauer aus der ganzen Welt beteiligen.

Günther Hilger steht hinter einem wuchtigen Einmachkessel und rührt gleichmäßig durch eine braun-gräuliche Flüssigkeit. In der Scheune der Hoppes ist es warm an diesem Tag, sehr warm. Und das liegt nicht nur an den sommerlichen Außentemperaturen. Der 44-Jährige – in Shorts, T-Shirt und mit einem Handtuch um den Hals – braut seine Maische ein. Dazu verrührt er fünf Prozent eines dunklen Karamellmalzes, so die Vorgabe aus dem Wettbewerb, mit 45 Grad heißem Wasser. Alles, was dann kommt, ist Hilgers Kreativität überlassen. Am Ende des Brauprozesses wird er in fünf bis sechs Wochen dunkles Weizenbier in Flaschen abfüllen. „Und zwar ein sehr dunkles Weizenbier, weil es etwas stärker gehopft wird“, sagt er. „Das könnte ganz gut werden.“

Rund anderthalb Jahre ist es her, dass Hilger mit seinen Nachbarn Eugen Rötzel sowie Bianca und Stefan Hoppe einen Kursus bei Braumeister Gunnar Martens besucht hat. Martens, neben Diplom-Braumeister auch der einzige gelernte Bier-Sommelier im Siebengebirge, wohnt nur ein Dorf weiter, in Sonderbusch. „Da kennt man sich“, sagt Bianca Hoppe. Sie alle hätten schon immer gerne gutes Bier getrunken, die Geschmacksvielfalt sei einfach faszinierend. „Und nach dem Kursus haben wir dann gedacht: Bierbrauen, das können wir auch“, erinnert sich die 44-Jährige. Die Scheune gleich neben Hoppes Wohnhaus in Stieldorferhohn bot sich als Experimentierfeld für die Vier an, die sich schnell auf einen Namen einigen konnten: „Seven Mountain Brewery“. „Wir sind alle schon sehr heimatverbunden“, sagt Bianca Hoppe. „Da lag es nahe, dass das Siebengebirge irgendwie im Namen auftauchen muss.“ Und sie fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Auf Englisch klingt das gleich schon ziemlich international – falls wir mal groß ins Geschäft einsteigen.“

Das ABC des Bierbrauens

Mindestens einmal im Monat kommen die Hobbybrauer in der Scheune zusammen, grübeln über, tüfteln an und experimentieren mit neuen Bierrezepten. „Wir haben uns viel im Selbststudium beigebracht, und mit der Zeit kommt die Erfahrung hinzu“, sagt Stefan Hoppe, den die anderen fast schon liebevoll „unseren Technischen Direktor“ nennen. Der Energieanlagenelektroniker hat drei normale Einkochkessel umfunktioniert, mit Temperaturmessgeräten und Steuerungen für das Rührwerk versehen und so quasi das Herz der Siebengebirgs-Brauerei geschaffen. Auch das große ABC des Bierbrauens kennt der 47-Jährige aus dem Effeff: Einmaischen, Eiweißrast für die Schaumbildung, Maltoserast für die Stärke, Verzuckerungsrast, Läutern, um feste und flüssige Stoffe zu trennen, und so weiter und so fort – Hoppe wie seine drei Mitstreiter wissen, was es zu einem guten Bier braucht. Und den Nachbarn jedenfalls schmeckt es: „Wenn wir Freunde zu Besuch haben, gibt es natürlich auch unser selbst gebrautes Bier“, sagt Eugen Rötzel. „Und bislang gab es da ziemlich viel Lob.“

Der 56-Jährige, der im Hauptberuf eigentlich Unternehmensberater ist, geht mit einer besonderen Kreation in den Brauwettbewerb: dem Hohner Altbier, unter anderem aus Münchner Malz, Wiener Malz und Cara Dunkel. Altbier? Aus dem Siebengebirge? Rötzel lacht. „Ich darf das“, sagt er. „Ich habe fast zwanzig Jahre in Düsseldorf gelebt.“ Bianca Hoppe hingegen wird mit einem dunklen Ale ins Rennen gehen, versetzt mit Orangen- und Holunderblüten. Beste Erfolgsaussichten räumen alle drei jedoch neidlos dem „Black Badger Stout“ von Stefan Hoppe ein. „Es sieht aus wie ein Guinness“, sagt er. „Es wird kohlrabenschwarz, hat eine schokoladige Note und noch ein paar Besonderheiten.“ Zum Beispiel in Whiskey eingelegte Vanilleschoten und Aroniabeeren.

Bierbrauer Martens hatte das Quartett auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht, an dem 60 Brauer aus Japan, Brasilien, Amerika oder auch Litauen an den Start gehen und ihre Biere von einer Fachjury beurteilen lassen. „Wir haben uns ziemlich kurzfristig für die Teilnahme entschieden“, sagt Rötzel. „Es geht vor allem darum, unsere Biere jetzt mal von Profis bewerten zu lassen und zu sehen, ob sie vor so einer Konkurrenz bestehen können.“ Im September wird die Jury ihr Urteil fällen. Dann wissen die Vier von der „Seven Mountain Brewery“ mehr.

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