Theaternacht am CJD Königswinter Der Fahrradkeller wird zur Bühne

KÖNIGSWINTER · Unter dem Motto „Bruch-Stücke“ präsentierten 42 CJD-Schüler bei der Theaternacht acht Aufführungen. Selbst der Fahrradkeller wurde zur Theaterbühne.

 Insgesamt acht verschiedene Stücke hatten die Schüler der Literaturkurse für ihre Theaternacht einstudiert.

Insgesamt acht verschiedene Stücke hatten die Schüler der Literaturkurse für ihre Theaternacht einstudiert.

Foto: Frank Homann

42 Schüler, acht Stücke – und vielleicht die Premiere für spätere Schauspielstars oder Regisseure: Bei der Theaternacht an der Jugenddorf Christophorusschule (CJD) gab es jedenfalls Talente-Alarm, als Schüler aus den Literaturkursen der Jahrgangsstufe 11 in acht Gruppen Theaterstücke aus der eigenen Feder aufführten.

Und natürlich hatten sie dabei auch selbst Regie geführt und für die passende Bühnentechnik gesorgt. Gesamtmotto: „Bruch-Stücke“. Unterstützt und begleitet wurden sie dabei von ihren Lehrerinnen Stephanie Manz und Beate Schöndube, die Impulse bei diesem kreativen Prozess setzten.

Das Publikum versammelte sich zunächst in der CJD-Aula, wo alle Schüler gemeinsam ein Einstiegs-Stück präsentierten. Hier war dann auch der Schlussapplaus nach einem Theaterfinale mit allen Darstellern zu erleben.

Brüche in Lebensbiografien

Zwischendurch wurden die Besucher durch farbig unterschiedliche Eintrittskarten zu den Spielorten gelenkt, wo die Gruppen am laufenden Band, nämlich insgesamt fünf Mal, ihre etwa 15 Minuten dauernden Theaterstücke aufführten. Jeder Gast hatte also die Möglichkeit, fünf der acht Stücke live zu sehen – im Foyer, im Café, in Klassenräumen. Selbst der Fahrradkeller wurde zur Theaterbühne.

Gemäß dem Motto „Bruch-Stücke“ hatten die Schüler beim Schreiben ihrer Drehbücher schwierige Lebenssituationen ausgewählt, die zu Brüchen in der Biografie führen können, und alle einen unterschiedlichen Ausgang nehmen. In fast jedem Stück gab es eine Leiche oder Suizid- oder Mordversuche. Stets diente Literatur als Vorlage: Bücher wie „Nichts – Was im Leben wichtig ist“, „Tote Mädchen lügen nicht“ oder „Böser Bruder – toter Bruder“ waren Ideengeber.

Prisca Hinrichs als Veronika, die sich ihr Leben voller Leere nehmen und der Routine ihres Alltags entfliehen will, aber gerettet wird und in der Klinik landet, die Mitpatienten Helen Chon als Zettka, Paul Paust als Eduard und Lena Rieck als Mari sowie Kristoffer Steen als Arzt der Einrichtung interpretierten mit ihrer Aufführung Paulo Coelhos Buch „Veronika beschließt zu sterben“. Ihre Bühne: der Fahrradkeller.

Im Stück spielt die Geschichte in der Anstalt Viletta für geistig kranke Menschen. Und der Arzt ersinnt eine wirkungsvolle Methode, um Veronikas Blick auf die Welt zu verändern. Und nicht nur ihren… Er möchte sie von ihrem Lebensunmut befreien, indem er ihr vorgaukelt, dass sie infolge ihres Suizidversuches in wenigen Tagen sterben werde.

Tiefe Einblicke in die menschliche Psyche und zwischenmenschliche Beziehungen gewährten die jungen Künstler mit ihrem ungewöhnlichen Stück, das den Blick für Sinn und Unsinn schärfen sollte und am Schluss einen hoffnungsvollen Ausblick auf das Leben bereithielt.

Eine feine Leistung, nicht nur schauspielerisch, sondern auch inhaltlich in diesem kahlen Keller, in dem geschickt ein leerer Fahrradständer in die Kulisse einbezogen wurde. Ihn überwanden die Patienten, denn nicht nur Veronika, die hinter den Mauern von Viletta das Musizieren wieder beginnt, flieht am Ende aus der Anstalt. Viel Beifall im Fahrradkeller – und überall auf den CJD-Bühnen.

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