Lemmerzhallen in Königswinter Der Abriss liegt auf Eis

KÖNIGSWINTER · Der Teilabriss der Lemmerzhallen ist vorerst vom Tisch. Eine entsprechende Dringlichkeitsentscheidung haben die Fraktionsspitzen im Stadtrat am Mittwoch einstimmig in einer Sondersitzung getroffen.

Dezernent Theo Krämer hatte die Kommunalpolitiker darüber informiert, dass es drei ernsthafte Interessenten gibt, die sich eine Nutzung der städtischen Fläche vorstellen können. "Wir brauchen nun Zeit, um mit diesen Investoren weiter zu verhandeln", begründete Theo Krämer am Donnerstag gegenüber dem GA das Vorgehen.

Das bedeutet nun zweierlei: Die Ausschreibung für die Suche nach einem Unternehmen für den Abriss, der bis Ende des Jahres vollzogen sein sollte, wird zurückgestellt. Bei der nächsten Ratssitzung am 29. September steht zudem die Zukunft der Lemmerzhallen automatisch auf der Tagesordnung. Bis dahin sollen konkretere Konzepte der drei Investoren vorliegen; nach GA-Informationen wird in den kommenden Tagen möglicherweise sogar ein vierter Unternehmer ein Angebot abgeben.

Inhaltlich sagt die Stadt über die bisherigen Bewerber nur, dass einer von ihnen aus der Region kommt, und Vorschläge sowohl für gewerbliche als auch für Einzelhandelsnutzung vorliegen. Um diese Ziele zu verfolgen, wären sowohl der ganze Abriss als auch ein Teilabriss denkbar. Damit nimmt die Vermarktung des ehemaligen Lemmerzgeländes wieder Fahrt auf, nachdem die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft zwei Jahre lang vergeblich versucht hatte, das Grundstück an den Mann zu bringen.

Für den Teilabriss - das Verwaltungsgebäude sollte stehen bleiben - stimmte im Juni die Koalition aus CDU, Grünen und FDP in allerhöchster Zeitnot. Hintergrund: Ab Januar 2016 wäre die Hayes Lemmerz Immobilien GmbH Co. KG, der die Stadt das Areal vor vier Jahren abgekauft hat, nicht mehr für die Entsorgung von Altlasten haftbar zu machen. Die CDU hatte die Entscheidung damals damit begründet, dass die Vermarktung einer geräumten Fläche einfacher wäre. Die Oppositionsreihen hatten diesen Beschluss allerdings scharf kritisiert, weil man sich unnötig unter Druck setzen lasse, um geschätzt 25 000 Euro für die Entfernung von Altlasten zu sparen.

Am Donnerstag reagierten sämtliche Fraktionen im Stadtrat erleichtert auf das gestiegene Interesse am städtischen Grundstück. "Wir freuen uns, dass Bewegung in die Vermarktung gekommen ist", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Josef Griese.

Nun müsse man sich die Pläne und Konzepte genau anschauen, um eine gute Entscheidung für die Stadt treffen zu können. Jürgen Kusserow, Fraktionschef der SPD, erklärte: "Wir müssen schauen und bewerten, was das Sinnvollste für den städtischen Haushalt ist." Von einer "ausgezeichneten Entwicklung" sprach Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Owczarczak. Sowohl Dietmar Rüsch von der FDP als auch Lutz Wagner von der Königswinterer Wählerinitiative (Köwi) erinnerten daran, dass die Hallenflächen derzeit nicht als Einzelhandelsflächen, sondern als Gewerbeflächen im Regionalplan Bonn/Rhein-Sieg aufgeführt sind. Eine Änderung wäre vielleicht möglich, würde aber Zeit kosten.

Auch Andreas Danne von den Linken begrüßte den Dringlichkeitsbeschluss. Er geht davon aus, dass "der Abriss im Hauruckverfahren damit gestorben ist". Bis Jahresende die Fabrikgemäuer auf dem Gelände abzutragen, wäre auch ohne die Rückstellung wohl ein schwieriges Unterfangen geworden.

Der Kaufvertrag

Die Stadt Königswinter hat den Hayes Lemmerzwerken im Januar 2011 das 22.000 Quadratmeter große Gelände samt der Gebäude mit Hallen und einem Verwaltungsgebäude abgekauft. Damaliger Kaufpreis: 2,1 Millionen Euro. Der Kauf war Teil einer weiteren Vereinbarung, nach der der Produktionsbetrieb mit langer Tradition vor Ort als einer der größten Arbeitgeber in der Stadt seinen Standort weiter in Königswinter behält.

Ein Passus im Kaufvertrag regelt, dass Hayes Lemmerz fünf Jahre lang, also bis zum 25. Januar 2016, für Altlasten eine Haftung übernimmt. Bis zu diesem Datum müssten sowohl der Abbruch als auch die Entsorgung etwaiger Schadstoffe erfolgen.

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