Buchprojekt von Christian Kieß Das harte Geschäft des Erzabbaus

KÖNIGSWINTER · Man muss heute schon genau hinschauen, um die Wunden zu sehen, die der Erzabbau im östlichen Stadtgebiet von Königswinter verursacht hat.

 Architektonisches Zeugnis der Vergangenheit: Das Schlösschen "Neuglück" war einst das Steigerhaus der Grube Altglück. Sein heutiges Aussehen verdankt es der Vicomtesse Elinor de Milhau, die es um 1900 aufwendig umbauen ließ. Heute ist es Privat- und Seminarhaus.

Architektonisches Zeugnis der Vergangenheit: Das Schlösschen "Neuglück" war einst das Steigerhaus der Grube Altglück. Sein heutiges Aussehen verdankt es der Vicomtesse Elinor de Milhau, die es um 1900 aufwendig umbauen ließ. Heute ist es Privat- und Seminarhaus.

Foto: Frank Homann

Manche Mulden zeugen davon, aber sie sind nicht zu unterscheiden von gewöhnlichen Erdsenken. Hügel und Furchen hat die Erosion in 140 Jahren eingeebnet. Klemens Dormagen und der Heimatforscher Christian Kieß sind an den entsprechenden Stellen gewesen. Später stieß auch der Geologe Jörg Rieche zu ihnen.

Zwischen Quirrenbach, Bennerscheid, Brüngsberg und Eudenbach gab es 15 Erzgruben, von denen Erze mit Pferdefuhrwerken zum Rhein transportiert wurden. Kleine und mittlere Fuhrunternehmen brachten die zu verhüttenden Erze an den Fluss.

Über Stock und Stein, denn befestigte Wege gab es damals nicht. Eine schwere Arbeit war das, wie Kieß auch dem Publikum erzählte, das auf Einladung von Oberhau aktuell, dem Verein für Heimat- und Brauchtumspflege, nach Eudenbach gekommen war.

Um das Jahr 1800 fing der Erzbergbau im Oberhau an - und boomte 30 Jahre lang, bis er langsam aber sicher im Jahr 1912 in der Bergregion des Siebengebirges völlig verschwand. Jahrzehnte lang lebten zwischen 700 und 900 Arbeitskräfte direkt vom Erzabbau im Siebengebirge.

Alleine die wichtigste Grube Neuglück brachte pro Jahr immerhin einen Maximalertrag von 20 000 Tonnen Erz zu Tage.

Was die Arbeiter taten und wie sie es taten, hat die Bergbaugruppe um den Bad Honnefer Christian Kieß so weit erforscht, dass im kommenden Jahr ein umfangreiches Buch zu dem Thema veröffentlicht werden soll.

Es enthält nicht nur Beschreibungen der 15 Oberhauer Erzgruben im 19. und 20. Jahrhundert, sondern eine dezidierte Analyse von insgesamt 140 Gruben in der Region mitsamt den Geschichten, die dahinterstecken.

Im geplanten Buch wird Aufstieg und Niedergang des historischen Erzbergbaus im Siebengebirge beschrieben. Da der Erzabbau sehr kapitalintensiv und risikoreich war, mussten kleine Gruben und Betriebe schnell schließen oder an größere Bergbau-Unternehmen verkaufen.

Zuletzt betrieben praktisch lediglich zwei größere Gesellschaften den hiesigen Erzbergbau: die "Stolberger Zink" und die belgische "Gesellschaft des Altenberg".

Fehlende Straßen und Infrastruktur führten zu hohen Transport- und damit zu hohen Produktionskosten. "Es existierte nicht einmal eine Bahnstrecke", so Kieß. Mit den günstiger produzierenden Gruben des Sieger- und Sauerlandes, später auch des Auslandes, konnten die hiesigen Gruben nicht konkurrieren und mussten schließen.

Kieß, Dormagen und Rieche hat es zu diesen Recherchen getrieben, weil die Vergangenheit des Erzabbaus ein kaum beackertes Gebiet ist. Für Heimatforscher also ein zu füllendes Vakuum.

Für das Buch recherchierten die drei intensiv in etlichen Archiven. Die damaligen Bergwerksleute kümmerten sich aber meist eher ums Geschäft als um die Dokumentation ihrer eigenen Geschichte, sodass gerade Bilder kaum überliefert sind.

Dennoch gibt es aus Sicht von Christian Kieß bei diesem Thema "viele zu berücksichtigende Zusammenhänge". Über einen Zeitraum von zehn Jahren haben die drei diese zusammengetragen wie Mosaiksteine.

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