Handballer aus Königswinter Christian Fech ist erfolgreich mit dem eigenen Gin

Siebengebirge · Der 27-jährige Christian Fech ist ein kräftiger Kerl - einer mit einem feinen Geschmack. Der Handballer aus Königswinter hat das Rezept für einen Roshain-Gin erfunden und für den Vertrieb eine Spirituosen-Firma gegründet.

 Erfolg mit dem eigenen Gin: Einen klaren Kopf behält Christian Fech auch nach dem gelungenen Start seiner Spirituosen-Manufaktur.

Erfolg mit dem eigenen Gin: Einen klaren Kopf behält Christian Fech auch nach dem gelungenen Start seiner Spirituosen-Manufaktur.

Foto: Frank Homann

Es war ein richtig schöner Männerabend. Christian Fech strahlt, als er erzählt, wie er vor knapp zwei Jahren mit seinen beiden besten Freunden Eddy und André mal wieder Siedler oder Risiko spielte. Im Fernsehen lief die Serie „Die Schwarzbrenner von Virginia“.

Da hatten die Jungs auf einmal die Idee, es selbst mal auszuprobieren. Mutters Schnellkochtopf und ein paar Kupferrohre von einem Freund, der Heizungsbauer ist, und schon hatte Christian Fech seine erste eigene kleine Brennerei gebastelt. Das Produkt der Schnapsidee gibt es inzwischen in immer mehr Läden der Region zu kaufen: Roshain Gin aus dem Siebengebirge.

Auf die Idee mit dem Gin brachten ihn seine Schwester Lydia und sein Schwager. „Die ersten Versuche waren noch etwas wacholderlastig. Aber man konnte das schon Gin nennen“, erzählt er. Als die eigene Mixtur aus Alkohol und Botanicals (Gewürzen) nach langem Experimentieren genau den Geschmack hatte, den er sich selber vorgestellt hatte, suchte sich der 27-Jährige eine Brennerei.

Brennen mit viel Fingerspitzengefühl

Er fand sie in Bergisch Gladbach. Ein Familienunternehmen, genau das, was er sich vorgestellt hatte. Vor allem hat man dort Vertrauen in ihn. „Ich darf auf der Anlage selber brennen“, sagt er. Die ersten Ergebnisse waren zwar noch alles andere als berauschend, nach und nach wurde das Produkt jedoch immer besser. „Man braucht auf der großen Anlage viel Fingerspitzengefühl“, sagt Fech.

Im November 2017 gründete er dann seine eigene Spirituosen Manufaktur als Start-up-Unternehmen. So wie seine Freunde Edgar Schulz und André Kirfel ein Jahr zuvor mit „Lieblingsburger“. Alle drei spielen im Übrigen zusammen in der ersten Mannschaft des Handball-Regionalligisten HSG Siebengebirge – offensichtlich ein Sammelbecken für mutige und erfolgreiche Jungunternehmer.

Christian Fech schickt sich auf jeden Fall an, einer zu werden. Rund 150 Flaschen im Monat verkauft er inzwischen, mehrere Lebensmittelmärkte in der Umgebung sind seine Abnehmer. Auch dem Chef der Kölnarena gefällt der Roshain Gin, so dass er hier auf einen Großauftrag hoffen darf. Die Wochenenden sind vorläufig ausgebucht. Angefangen mit dem Winzerfest in Königswinter und einer Street Food Messe in Frankfurt bis zu Spirituosen-Festivals in Mönchengladbach, Kiel und Nürnberg.

Familie mit Wurzeln in Kasachstan

Der Erfolg macht den 27-Jährigen aber auch etwas nachdenklich. Schließlich ist er durch und durch ein Fech und seine Familie ist für ihn alles. Der Name steht in Königswinter für Garten- und Landschaftsbau. 1988 kamen die Eltern mit deutschen Wurzeln aus Kasachstan nach Deutschland. 1998 machte sich Vater Jakob selbstständig. Heute hat das Unternehmen im Gewerbegebiet Krahfeld – nur durch einen Parkplatz von der Handballhalle getrennt – mehr als 30 Angestellte.

Christian Fechs Geschwister Johann, Heinrich, Lydia und Julia arbeiten alle in der Firma mit. Er selbst macht nach einem abgebrochenen Bauingenieur-Studium eine Ausbildung zum Straßenbaumeister. Die Meisterprüfung hat er in diesem Jahr verschoben. „Weil so viel zu tun war.“

Bis nachmittags arbeitet er auf den Baustellen des Familienunternehmens mit, danach sitzt er oft bis 22 Uhr für seine eigene kleine Firma im Büro. Seinen Handballkollegen Oliver Dziendziol beschäftigt er inzwischen als rechte Hand. „Ich hoffe, dass ich weiter in der Firma meines Vaters tätig sein kann. Ich würde kaputt gehen, wenn ich den ganzen Tag nur im Büro wäre“, sagt er.

Kein Wunder bei seiner Statur. Als kräftiger Kerl scheint er wie seine Brüder für harte körperliche Arbeit geschaffen. Und er ist für die Unterstützung der Familie dankbar, die seinem Start-up ein Büro und vieles andere kostenlos zur Verfügung stellt.

Hommage an das Siebengebirge

Aber da ist eben auch der andere Teil von ihm. „Es interessiert mich, mit Aromen zu arbeiten und zu sehen, was man aus einem Destillat machen kann“, sagt er mit leuchtenden Augen. Hier kommt auch das Siebengebirge ins Spiel. „Ich versuche alles aus dem Siebengebirge mit einzubeziehen“, erzählt er. Der Lavendel komme aus dem eigenen Garten in Berghausen. Die Tonflaschen stammen zwar aus dem Westerwald, die schwarze Farbe ist jedoch eine Anspielung an den heimischen Basalt.

Und dann ist da natürlich das Etikett. Auf den ersten Blick zeigt es die Silhouette des Siebengebirges, beim zweiten Hinschauen entdeckt man einen Frauenkörper. „Das Design hat eine Freundin entworfen. Ich selbst habe da leider gar kein Talent“, sagt er. Neben dem Geschmack könnte dieses Aperçu auf lange Sicht vielleicht einmal den Unterschied machen. Auch seine Freundin Eva, die Mediendesign studiert, unterstützt den Jungunternehmer vielfach in kreativer Hinsicht.

Der Name seines Gins ist eine Hommage an das Siebengebirge, das Christian Fech liebt. Roshain komme nicht etwa von Rosmarin, wie manchen meinen, sondern von der Jungfrau von der Rosenau, der er bei der Internetrecherche begegnete. „Ich bin da auf diese coole Sage gestoßen. Roshain war eine kraftvolle und resolute Frau, was sehr gut zu meinem Gin passt.“

Ob im Bauunternehmen oder als Gin-Produzent – Christian Fech schätzt es vor allem, sein eigener Herr zu sein. „Da habe ich die Gene meines Vaters. Ich finde es einfach cool, selbstständig zu sein“, sagt er.

Geschmack in drei Phasen

Wie würde er seinen eigenen Gin charakterisieren? „Er hat drei Phasen: Er riecht erst mal nach Lavendel. Dann schmeckt man die Würze durch Piment. Im Abgang spürt man eine leichte Schärfe durch Nelke, Zimtblüten und natürlich den Alkohol.“

Sein großer Wunsch ist es, sein Hobby Reisen mit einem anderen lang gehegten Plan zu verbinden. „Ich war noch nie in Kasachstan, der Heimat meiner Eltern. Eine Reise über die Seidenstraße wäre ein Traum“, sagt er. Auf seinen Reisen nach Kanada, Alaska oder Neuseeland hat er in den vergangenen Jahren Gewürze oder auch Blätter gesammelt, die er künftig als Botanicals für neue Variationen des Roshain Gins verwenden möchte.

Für nächstes Jahr träumt Christian Fech aber erst einmal von einer eigenen kleinen Brennerei und einer Lizenz zum Brennen. Die Roshain-Sage hat aus dem harten Kerl im Übrigen schon einen durchaus sensiblen jungen Mann gemacht. „Wenn ich an der Rosenau spazieren gehe, höre ich Roshain sogar manchmal rufen“, sagt er schmunzelnd.

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