Bahnhof in Königswinter Café und Konditorei im alten Wartesaal

Königswinter · Nach mehr als zwölf Jahren will ein neuer Eigentümer wieder Leben in den Bahnhof in der Königswinterer Altstadt bringen. Nach seinen Plänen soll im alten Wartesaal am 1. Juni 2018 eine Konditorei mit Café eröffnen.

 Frühlingserwachen vor dem in den 1860er Jahren erbauten Königswinterer Bahnhof.

Frühlingserwachen vor dem in den 1860er Jahren erbauten Königswinterer Bahnhof.

Foto: Frank Homann

Vor zwei Wochen wurde der Notarvertrag zwischen dem neuen Eigentümer Oliver Schell und dem Verkäufer LBB-Immobilien (Hennef) unterzeichnet. LBB-Immobilien hatten den unter Denkmalschutz stehenden Bahnhof im Jahr 2012 von der Stadt erworben, damals selbst in der Absicht, dort Gastronomie anzusiedeln.

Im Hennefer Bahnhof praktizieren sie dies bereits seit vielen Jahren mit großem Erfolg. „Wir sind jedoch zu sehr mit anderen Projekten beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Horst Löwenberg. „Außerdem ist Königswinter eine andere Lage und ein anderes Projekt. Es dort so ähnlich zu gestalten wie in Hennef hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert.“

Dennoch hätte man das Gebäude lieber vermietet, der neue Betreiber sei jedoch nur an einem Kauf interessiert gewesen. Um der Entwicklung des Bahnhofs und dem Vorankommen der Stadt Königswinter nicht im Wege zu stehen, habe man sich schließlich auf einen Kaufpreis geeinigt und den Kaufvertrag mit Zustimmung der Stadt notariell beurkundet. Die Stadt musste zustimmen, weil sie ein Vorkaufsrecht hatte.

Kauf statt Pachtung

Oliver Schell bestätigte dies am Dienstag. „Ich habe einen einfachen Grundsatz: Ich pachte nicht, damit man mich nach zehn Jahren nicht rausschmeißen kann“, sagt der 48-Jährige. Das habe er auch Löwenberg klar gemacht.

Die Idee, eine eigene Konditorei mit Café aufzumachen, ist in der Familie Schell allmählich gewachsen. Olivers Frau Hedwig (47) machte vor 30 Jahren eine Ausbildung zur Konditorin. Tochter Sarah (20) wird zurzeit im Rahmen eines trialen Studiums ebenfalls zur Konditorin ausgebildet und hat im Sommer voraussichtlich ihren Meister. „Mit zwei Konditorinnen in der Familie haben wir uns schon mal locker umgeguckt“, erzählt Schell, der selbst Groß- und Einzelhandelskaufmann ist und als Berater für Logistik arbeitet.

Bevorzugter Standort der Familie, die in Bonn-Holzlar wohnt, war Hangelar, doch dort fehlte das geeignete Objekt. „Dort wussten wir, dass das Dorf funktioniert. Das wissen wir in Königswinter nicht“, so Schell. Als die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) im November jedoch den Kontakt zwischen ihm und LBB-Immobilien herstellte, war man aber doch interessiert.

„Der Bahnhof hat was“, sagt Schell immer wieder beim Rundgang durch das Gebäude mit einer Nutzfläche von 1.200 Quadratmetern, davon rund 500 im Erdgeschoss. „Auch wenn wir es liebevoll unseren kleinen Trümmerhaufen nennen. Es ist schon ein echter Sanierungsfall.“ 14 Monate habe man daher auch eingeplant. Am 1. Juni 2018 möchte man die ersten Gäste bewirten. Die Gesamtinvestition schätzt er auf knapp zwei Millionen Euro.

Besonders der 140 Quadratmeter große alte Wartesaal mit seinem großen bunten Glasfenster mit typisch Königswinterer Motiven wie Rhein, Petersberg, Fähre oder Zahnradbahn hat besonderen Charme. Der neue Eigentümer würde das Fenster allerdings gerne versetzen und zur Straße hin durch eine Scheibe aus klarem Glas ersetzen – wenn die Denkmalschützer mitspielen. „Das Café lebt ja vom Kontakt zur Außenwelt“, sagt er.

Im ehemaligen Wartesaal wird sich neben dem Café auch die Verkaufstheke der Konditorei befinden. Nebenan gibt es ein etwa 50 Quadratmeter großes Kaminzimmer. Der dritte Raum im Erdgeschoss – rund 80 Quadratmeter groß – ist für Geburtstagfeiern, Hochzeits- oder Beerdigungscafés vorgesehen. Im Obergeschoss sind Wohnungen und Wohngemeinschaften für Studenten geplant.

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