Ehrenamt in Königswinter Bewegende Momente am Lebensende

Königswinter · Klaus Mense ist der neue Vorsitzende des Ökumenischen Hospizdienstes Ölberg. Katrin Janßen sprach mit ihm über die Ziele des Vereins für die kommenden Jahre.

Klaus Mense ist 55 Jahre alt, seit 28 Jahren verheiratet, hat drei Kinder - und macht gerade die dritte Ausbildung seines Lebens. Und wenn man hört, mit welcher Intensität er davon spricht, kann man erahnen, wie wichtig sie ihm ist.

Der Diplom-Ingenieur, der lange in leitender Funktion bei der Telekom arbeitete und seit einem Jahr als selbstständiger Coach unterwegs ist, lässt sich zum Sterbebegleiter ausbilden. Und ist gleichzeitig der neue Vorsitzende des Ökumenischen Hospizdienstes Ölberg in Königswinter.

Das Thema ist für Mense kein neues, seine Frau hat sich fast von Anfang an im Hospizdienst engagiert, seit dieser 2006 gegründet wurde. Was sie von ihrer Tätigkeit berichtete, faszinierte Mense. Wenn ein Mensch dem Tod nahe ist, sei eine ganz besondere Entwicklung möglich. „Wir alle haben Themen, die wir nicht angehen, vor denen wir Angst haben.“

Doch in dieser letzten Zeit öffne sich ein Fenster, viele Sterbende schlössen ihren Frieden. „Das sind sehr bewegende Momente.“

Für Mense ist seine Entscheidung, sich auszubilden zu lassen, letztendlich ein logischer Schritt. „Ich begleite meine Kinder, ich begleite als Coach erwachsene Menschen in Krisen, und nun möchte ich auch Menschen am Ende ihres Lebens begleiten.“

Als das Amt des Vorsitzenden des Vorstands an ihn herangetragen wurde, hat Mense lange nachgedacht. „Doch noch während ich überlegt habe, ob ich eine so große Verpflichtung übernehmen soll, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich schon im Lösungsmodus war und mir Dinge überlegt habe, die man machen könnte.“

Er übernahm ein gut bestelltes Feld. „Der Verein hat sich toll entwickelt“, sagt er. Derzeit hat er 330 Mitglieder, 50 aktive Sterbebegleiter. „Wir haben mit Rita Schmitz, Babette Hünig und Monika Schwertner drei Koordinatorinnen, die beim Hospizdienst angestellt sind.“ Dem Verein stehen ein dreiköpfiger Vorstand und vier Beisitzer vor.

Trotzdem glaubt Mense, dass die Hospizbewegung „immer noch am Anfang steht“. Aber: Mit dem Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung, das der Bundestag Ende 2015 mit großer Mehrheit beschlossen hat, „hat die Hospizbewegung noch mal einen großen Schub bekommen“.

Denn unter anderem verpflichtet es Pflegeheime zur Zusammenarbeit mit ambulanten Hospizdiensten und einer palliativen Begleitung.

Die gibt es beim Hospizdienst Ölberg bereits – mit dem Haus Katharina gibt es eine lange Kooperation. Als der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Königswinterer Krankenhauses entstand, wurden in einem Kooperationsprojekt auch zwei Zimmer mit palliativnaher Versorgung eingerichtet.

„Allerdings haben wir in der Praxis schnell festgestellt, dass sich das Modell nicht bewährt“, so Mense, die beiden Betten seien auch nicht gut ausgelastet gewesen. „Wir haben daher einen neuen Vertrag mit der Einrichtung geschlossen, der ein anderes Modell verfolgt.“

Im Fokus stünden nun alle Bewohner, acht bis zehn Begleiter seien in dem Haus im Einsatz. „Einmal pro Woche setzten sich die beide Seiten zusammen, um über die Betreuung jedes einzelnen Betroffenen zu sprechen. „Wir versuchen mit einer intensiven Betreuung den Menschen die letzte Phase so beschwerdefrei wie möglich zu gestalten.“

Ein erstes Feedback zeige, dass beide Seiten die neue Kooperation schätzten. „Wir wollen sie daher fortsetzen und möglicherweise auch auf andere Häuser ausdehnen.“ Schwerpunkt der Arbeit ist derzeit aber immer noch die ambulante Begleitung, „der Verein ist ja gestartet, um Menschen, die zu Hause sterben wollen, zu unterstützen“.

Dritter Schwerpunkt ist die Trauerbegleitung, für die ebenfalls eine spezielle Ausbildung erforderlich ist. „Hier versuchen wir, die Angehörigen bei der Bewältigung des Verlustes zu unterstützen.“

Ein vierter Schwerpunkt ist die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir wollen präsenter in der aktiven Bevölkerung werden“, so Mense, quasi das Tabu Tod wieder in die Mitte des Lebens holen. Und aufklären, damit Betroffene wissen, an wen sie sich wenden können, das sei noch immer nicht selbstverständlich. In diesen Bereich fällt auch das Projekt „Hospiz macht Schule“.

Ein Lehrer und ein Begleiter konfrontieren in Workshops Schüler der zehnten Klassen des CJD mit dem Thema Tod. „Viele Schüler haben mit dem Thema schon Erfahrungen gemacht, gerade Suizid beschäftigt die Schüler.“ Bei den Veranstaltungen gehe es manchmal sehr emotional zu. Auch auf diesem Gebiet kann sich Klaus Mense eine Ausweitung durch Kooperationen mit anderen Schulen vorstellen.

Zunächst wird Mense jedoch seine Ausbildung zum Begleiter beenden. „Es ist ein sehr intensiver viermonatiger Kursus“, einmal wöchentlich treffen sich die 14 Teilnehmer, die ganz unterschiedlich alt sind und aus den verschiedensten Berufen kommen. Was sie antreibt? „Ich kann nur für mich sprechen“, sagt Mense. „Aber ich glaube, ich kann dabei persönlich wachsen und reifen.“

Wer sich an den Hospizdienst Königswinter wenden möchte, kann dies unter der Telefonnummer 02244/877473 tun; weitere Informationen unter www.hospizdienst-koenigswinter.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort