Historische Ausstellung Ausstellung "Justiz und Nationalsozialismus" in Königswinter

KÖNIGSWINTER · Mit der Aufarbeitung dieses Justizunrechts beschäftigt sich die Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ NRW, die hierzu eine neue Wanderausstellung erarbeitet hat.

 Bei der Eröffnung (v. l.): Oliver Schoenijahn, Dirk Frenking, Leiter der Dokumentations- und Forschungsstelle, sowie Gerhard Fieberg.

Bei der Eröffnung (v. l.): Oliver Schoenijahn, Dirk Frenking, Leiter der Dokumentations- und Forschungsstelle, sowie Gerhard Fieberg.

Foto: Frank Homann

„Wir schwören bei der Seele des deutschen Volkes, dass wir unserem Führer auf seinem Wege als deutsche Juristen folgen werden bis ans Ende unserer Tage.“ Dieser Treueschwur auf Adolf Hitler, den die Teilnehmer des Leipziger Juristentages im Jahr 1933 leisteten, zeigt, wie sehr die Justiz damals bereit war, ihren Beitrag zur Unterstützung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu leisten.

Als Staatsanwälte verfolgten sie Unschuldige, als Richter verhängten sie ungerechte und unmenschlich harte Strafen. Die erschreckende Bilanz: mehr als 16 000 Todesurteile. In vielen Fällen handelte es sich um nichts anderes als Justizmord auf Geheiß der NS-Führung. Mit der Aufarbeitung dieses Justizunrechts beschäftigt sich die Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ NRW, die hierzu eine neue Wanderausstellung erarbeitet hat. Seit dieser Woche ist sie im Königswinterer Amtsgericht zu sehen – bis zum 26. Oktober.

Auf zehn großformatigen Tafeln können sich Interessierte kurz und prägnant über das Thema „Justiz und Nationalsozialismus“ informieren. Die Themen reichen von der Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zu den personellen Kontinuitäten in der bundesdeutschen Nachkriegsjustiz und die Bemühungen um Wiedergutmachung.

Originaldokumente aus der Zeit verdeutlichen, wie Rechtsprechung im Dritten Reich aussah. So kann man zum Beispiel ein Gerichtsurteil lesen, in dem eine Postfachangestellte wegen „Unterdrückung von Feldpostsendungen“ als „Volksschädling“ zum Tode verurteilt wurde.

Thema der Gerechtigkeit weiter aktuell

„Ich persönlich freue mich sehr, diese Ausstellung hier zu haben“, sagte der Präsident des Amtsgerichts Königswinter, Oliver Schoenijahn. Das Thema sei schließlich auch heute noch ein ganz wichtiges. „Wir alle, die wir hier im Gericht tätig sind, sind an Recht und Gesetz gebunden.“ Dennoch könne sich sicherlich der ein oder andere an Fälle erinnern, bei denen er sich gefragt habe, ob durch die Rechtsprechung tatsächlich Recht geschaffen werde oder ob das legislativ legitimierte Recht nicht in diesem Fall unrecht sei.

Diesem Konflikt seien die Juristen im Dritten Reich noch sehr viel stärker ausgesetzt gewesen. Den vielen interessierten Besuchern, die zur Eröffnung erschienen waren, wünschte Schoenijahn daher „viele Anstöße zur Nachdenklichkeit durch den Besuch dieser Ausstellung“.

Weshalb Juristen nicht nur „auf dem rechten Auge blind waren“, sondern das NS-Regime nach Kräften unterstützten, erläuterte im Anschluss Gerhard Fieberg, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Justiz, in einem spannenden Vortrag über die Justizgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung im Amtsgericht, Drachenfelsstraße 30-41, kann zu den Öffnungszeiten montags bis freitags von 8 bis 15.30 Uhr angeschaut werden. Der Eintritt ist frei. Auf Wunsch werden nach Voranmeldung Führungen für Gruppen angeboten. Bei Betreten des Gerichtsgebäudes werden Einlasskontrollen durchgeführt.

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