Neuanfang in Form und Farbe Ausstellung über Zweiten Weltkrieg im Haus Schlesien

HEISTERBACHERROTT · Eine neu eröffnete Ausstellung im Haus Schlesien widmet sich sechs Künstlern, die ein Schicksal teilen: Sie verloren im Zweiten Weltkrieg ihre Heimat und viele ihrer Werke.

Sechs Künstler, ein Schicksal: Sie eint nicht nur der Verlust der Heimat im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch der Verlust eines großen Teils ihrer Vorkriegswerke. Und sie alle standen vor der Herausforderung, an einem fremden Ort in schwierigen Zeiten völlig neu beginnen zu müssen – der eine mit Erfolg, der andere mit weniger. Diesen sechs Künstlern ist nun eine Ausstellung gewidmet, die am Sonntag im Haus Schlesien eröffnet wurde. Unter dem Titel „Neuanfang in Form und Farbe“ sind hier noch bis zum 21. Oktober Bilder der Maler Wolfgang von Websky, Wolf Röhricht und Markus von Gosen sowie Skulpturen der Bildhauer Robert Bednorz, Herbert Volwahsen und Kurt Kupke zu sehen. Die rund 60 Werke von der Miniaturplastik aus Bronze bis hin zum großformatigen Ölgemälde stammen ausnahmslos aus dem eigenen Bestand des Museums.

Die Beschäftigung mit der eigenen Sammlung war ein erklärtes Ziel der Ausstellung – weshalb auf Leihgaben bewusst verzichtet wurde, auch wenn die Dokumentation dadurch die eine oder andere „Lücke“ aufweist. Andererseits biete die Maßgabe, nur die eigene Sammlung zu zeigen, die häufig nicht genutzte Möglichkeit, auch unbekanntere Werke zu präsentieren, „Arbeiten, die eben nicht zu den Hauptwerken eines Künstlers zählen“, so Kuratorin Bernadett Fischer. Die Beschäftigung mit dem eigenen Werk habe an mehreren Stellen sogar „sehr viel mehr geboten als erwartet“.

Die sechs Künstler, deren Geschichte nicht nur anhand ihrer Werke, sondern auch mit informativen Begleittexten in der Ausstellung vorgestellt wird, mussten allesamt einen Umbruch meistern. „Zwar sind der Zeitpunkt und die Bedingung des Neuanfangs bei jedem etwas anders gelagert, der Bruch als Folge von Krieg und Vertreibung findet sich aber in allen Biografien“, so Fischer.

Nur ein Album im Fluchtgepäck

Zu sehen sind unter anderem Landschaftsaquarelle von Wolf Röhricht, der ebenso wie sein Künstlerkollege Wolfgang von Websky der „Verschollenen Generation“ zugeordnet wird. Besonderes Markenzeichen ist der Verzicht auf das für Maler an sich klassische Werkzeug: „Am liebsten male ich ja ohne Pinsel“, sagte er einst selbst. „Bei Aquarellen macht man das Papier völlig nass. Ich lasse Farben darauf laufen, schaukele das Aquarell hin und her, damit die Farbe richtig läuft und sich mit den Farben, die ich an anderen Stellen übergossen habe, verbindet. Kurz: es verbreitet sich eine anmutige Schweinerei.“ Von besagter Schweinerei ist beim Betrachten der Bilder allerdings nichts mehr zu sehen, geblieben ist indes der Anmut der Farben und Formen, die den besonderen Reiz der Landschaftsbilder ausmachen.

Der unbekannteste der sechs Künstler ist wohl der Bildhauer Kurt Kupke, der ebenfalls den Verlust seines gesamten Werkes zu bewältigen hat. Nur ein Album mit Fotos seiner Skulpturen und ein paar Kleinplastiken konnte er in seinem Fluchtgepäck mitnehmen. Er ist ein Beispiel für den verzweifelten und weitestgehend erfolglosen Kampf, sich in der neuen Heimat im Ruhrgebiet eine Existenz als Künstler aufbauen zu können. Zur Existenzsicherung sollten seine zumeist „tierischen“ Skulpturen zeitlebens nicht ausreichen. „Die Leute scheuen heute alle großen Ausgaben für künstlerische Werke, da sie durch Wiederaufbau und Wiederbeschaffung wirtschaftlich in Anspruch genommen sind“, schrieb er in einem traurigen Brief an seine Ehefrau Maria.

Die Ausstellung im Museum des Haus Schlesien ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet, außerdem an Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet drei, ermäßigt 1,50 Euro. An jedem dritten Donnerstag im Monat wird um 14.30 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung angeboten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort