Linie 66 und Siegfähre Aufräumen nach dem Hochwasser in Bonn und der Region

Königswinter · Nach dem Hochwasser wird in Bonn und der Region aufgeräumt. Die Teilsperrung der Linie 66 wurde am Freitagvormittag wieder komplett aufgehoben. Auch die Fähre Rheinnixe fährt wieder.

Der Pegel sinkt: Mitarbeiter der Stadt und Anlieger am Rheinufer haben nun alle Hände voll zu tun, Schlamm und Treibgut zu beseitigen. Dabei zeigen sich vor allem die Gastronomen gelassen: Viel Schaden habe das Hochwasser ihnen nicht zufügen können, sagen sie. „Wir sind auf solche Fälle vorbereitet“, sagt zum Beispiel Konstantin Stützer von der Bastei. „Das Mobiliar in der Schänke ist so konzipiert, dass wir es mitsamt der Theke in kurzer Zeit ausbauen und abtransportieren können. Zudem liegen die meisten Stromleitungen in der Decke, also zwei Meter in der Höhe.“ Etwa einen Meter hoch habe das Wasser in dem Lokal gestanden. Als es schließlich weg war, sei eine bis zu zehn Zentimeter dicke Schlammschicht auf dem Boden zurückgeblieben. „Am Samstag werden wir wieder eröffnen. Die Reinigung und die Aufräumarbeiten sind bis dahin erledigt“, so Stützer.

Gute Nachrichten gibt es auch von der Stadtbahnlinie 66, nachdem diese fünf Tage ob des Hochwassers nur bis Oberdollendorf fahren konnte. Seit Mittwochmittag fuhren die Bahnen bereits wieder bis zur Haltestelle „Clemens-August-Straße“ in Königswinter, am Freitagvormittag vermeldeten die Bonner Stadtwerke (SWB) dann wieder den Normalbetrieb: Die Stadtbahn fährt wieder bis nach Bad Honnef. Das Rheinwasser musste zuvor allerdings auch aus den Kabelschächten entlang der Strecke abgeflossen sein, bevor Gleise sowie die Signal- und Stellwerkstechnik von den SWB-Mitarbeitern gereinigt wurden. Anschließend wurde die Strecke wieder freigegeben.

Glimpflich ist es auch für das Weinhäuschen an der Fährstraße in Mehlem verlaufen. „Wir haben das Lokal am Samstag leer geräumt und schon am Montagabend wieder eingeräumt“, so die Angestellte Hannelore Berger. „Der Schaden hält sich in Grenzen, aber es war eine Menge Arbeit, alles wieder sauber zu kriegen.“ Im Rheinhotel Dreesen in Rüngsdorf liefen am Donnerstag ebenfalls die Hochdruckreiniger. „Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Hotelchef Olaf Dreesen. Die Keller seien zwar randvoll gelaufen, schlimmere Schäden aber nicht eingetreten.

Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser
6 Bilder

Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser

6 Bilder

Die Autofähre zwischen Mehlem und Königswinter ist bereits wieder in Betrieb, die Fähre zwischen Bad Godesberg und Niederdollendorf soll laut Lux GmbH voraussichtlich an diesem Freitag wieder starten.

Die Stadt Bonn konnte noch nicht alle Bereiche auf Schäden überprüfen. „So wissen wir beispielsweise aufgrund des Wasserstandes noch nicht genau, ob es an der Uferbefestigungsmauer Schäden gibt. Das werden wir erst in einigen Tagen sagen können“, so Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Die gesperrten Straßen würden nach und nach wieder freigegeben. Vorher muss Bonnorange noch reinigen.

Aufräumen in Königswinter und Bad Honnef

Am Mittwoch begann in Königswinter und Bad Honnef im Anschluss an das Hochwasser das große Aufräumen. Kaum hatte der sinkende Pegel die Rheinallee in Königswinter frei gegeben, rückten die Mitarbeiter des Baubetriebshofs aus, um in drei Schichten die Straße vom Schlamm zu reinigen. „Sie sind quasi dem Wasser hinterhergezogen“, sagt Nico Graefe, Sprecher der Stadt Königswinter. „Wenn der Schlamm eintrocknet, wird er fest wie Beton und man bräuchte einen Presslufthammer, um ihn zu entfernen.“ Bereits am Donnerstag rollte der Straßenverkehr wieder über die Rheinallee, die Fuß- und Radwege bleiben allerdings laut Stadt voraussichtlich noch einige Tage gesperrt.

21 Feuerwehrleute des Löschzugs Königswinter Altstadt waren im Einsatz, um 50 Meter Steg in Niederdollendorf und in der Altstadt wieder zu demontieren. „Wir sind glimpflich davongekommen“, sagt auch Lutz Schumacher, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter. Fünf Häuser an der Hauptstraße seien zeitweise nicht mit dem Wagen zu erreichen gewesen. Für die Bewohner hatte die Wehr einen Fahrdienst eingerichtet, der jedoch laut Schumacher nicht in Anspruch genommen wurde.

Bereits am Mittwochabend hatte die Stadt Bad Honnef unter anderem den Parkplatz an der Insel Grafenwerth, den Park-und-Ride-Parkplatz am Rhöndorfer Bahnhof sowie die Zu- und Abfahrten auf die B 42 wieder für den Verkehr freigeben können.

Am Donnerstagnachmittag waren dann auch die Aufräumarbeiten an der Unterführung „Zum Steinchen“ in Rhöndorf abgeschlossen. Weiterhin gesperrt bleiben der südliche Teil der Insel Grafenwerth sowie die Rheinpromenade zwischen Rhöndorf und Königswinter. „Da ist das Wasser noch nicht abgelaufen“, sagte Christine Pfalz, Sprecherin der Stadt Bad Honnef. Die Schäden, die durch das Hochwasser entstanden seien, hielten sich gleichwohl in Grenzen. Keine Probleme hätten etwa das Abwasserwerk oder das Freibad auf Grafenwerth gemeldet. In Rhöndorf hingegen hätten die Wassermassen eine Mauer abgetragen, und auch an der Nato-Rampe an der Autofähre habe das Hochwasser Spuren hinterlassen.

Großes Reinemachen an der „Siegfähre“

Im Sommer ist es schwer, an der Gaststätte „Zur Siegfähre“, die 1923 erbaut wurde, einen Sitzplatz zu bekommen. Auch die Parkplätze für Autos und und selbst für Fahrräder sind meist schon früh belegt. Ein anderes Bild bot sich in den vergangenen Tagen. Das Ausflugslokal in Troisdorf-Bergheim, direkt an der Sieg gelegen, hat das erste Hochwasser des Jahres überstanden und jetzt stehen Inhaber Alexander Adscheid und Geschäftsführer Norbert Mondorf mit Watthose und Gummistiefel ausgerüstet in der Gaststätte und kehren mit Besen und Abziehern die Wassermassen aus dem Lokal.

Alle Jahre wieder gilt es für den Gastwirt, nach dem Saisonende im Oktober täglich den Wetterbericht zu hören. Denn aufgrund starken Niederschlags kann aus der ruhigen Sieg ganz schnell ein anschwellender Fluss werden, dessen Fluten in den Rhein münden wollen. Hat der Rhein selbst Hochwasser, staut sich die braune Brühe im Mündungsgebiet der unter Naturschutz stehenden Auenlandschaft, und die Gaststätte versinkt langsam in den schmutzigen Fluten. Bevor es soweit kommt, muss das Lokal, zu dem auch Deutschlands einzige Gierfähre (Einmann-Fähre) gehört, komplett leer geräumt und gesichert sein. „Wir packen in jedem Jahr Tische, Stühle, Schränke und alle beweglichen Gegenstände ein und bringen sie in einer Halle unter“, so Adscheid.

Am vergangenen Wochenende reichten die Wassermassen bis an die Dachrinne der „Siegfähre“. Daher war nach dem langsamen Rückgang des Hochwassers zu Wochenbeginn schneller und tatkräftiger Einsatz angesagt. Am Donnerstag begann ein Kampf gegen die Uhr, denn die schmutzigen Wassermassen dürfen nicht trocknen. „Wir müssen jetzt schnell mit Hochdruckreinigern ran, denn die Hinterlassenschaften der Sieg werden hart wie Beton“, so Adscheid.

Während draußen die kalten Wassermassen der Sieg noch bis zur Sonnenterrasse standen, hatte der Innenraum eine erste Grundreinigung mittels Schrubber und Dampfstrahler erfahren. Nach dem Trocknen der Wände erfolgt der neue Anstrich. Adscheid geht mit dem jährlichen Prozedere mit bewundernswerter Gelassenheit um. „Ich habe die Gaststätte im März 1991 von meinen Eltern übernommen, sie modernisiert und wegen des jährlichen Hochwassers auch laufend renoviert. Ich habe in 25 Jahren über 40 Hochwasser hier erlebt. Mal stand das Wasser nur einen Meter im Lokal, mal stand es bis zur Dachspitze. Da bekommt man Routine, und zudem ist das mein Beruf und meine Existenzgrundlage“, so Adscheid.

Neu im Betrieb ist Geschäftsführer Norbert Mondorf, denn Inhaber Adscheid ist auch zugleich Chefkoch und Arbeitgeber von 20 Mitarbeitern, zu denen auch Ehefrau Petra und Tochter Alina gehören. Aber nicht nur im Winter kann das Hochwasser kommen, sondern auch im April hat es das Lokal schon schlimm erwischt. „Wir öffnen meist zur Frühjahrssaison kurz vor Ostern. Einmal kam das Hochwasser kurz vor der Eröffnung derart schnell, dass wir erst im letzten Moment noch alles einpacken und abtransportieren konnten. Nach dem Hochwasser stand dann auch wieder eine Grundreinigung vor der erneuten Eröffnung an“, so Alexander Adscheid. Aufgeben kommt für ihn nicht infrage. „Nie“, sagt er. (Dieter Hombach)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort