Podiumsdiskussion am CJD Alle wollten Adenauer aufhalten

SIEBENGEBIRGE · Dramatisch sei es damals gewesen, "ganz anders, als wir uns das heute vorstellen". Hermann Kusterer kann sich noch genau an den 22. Januar vor 50 Jahren erinnern. Damals unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Paris den Elysée-Vertrag, und Kusterer war hautnah dabei.

 Adenauer mit Sorbonne-Studenten 1964: Der Kanzler setzte sich für deutsch-französische Begegnungen der damaligen jungen Generation ein.

Adenauer mit Sorbonne-Studenten 1964: Der Kanzler setzte sich für deutsch-französische Begegnungen der damaligen jungen Generation ein.

Foto: GA

Bei einer Podiumsdiskussion vor Schülern des CJD erzählte der ehemalige Dolmetscher, wie er die Ereignisse rund um den Vertragsabschluss erlebt hat. Eingeladen zu der Veranstaltung hatten die Schüler des Französischgrundkurses der Jahrgangsstufe 12/13. "Wir möchten den anderen vermitteln, wozu der Elysée-Vertrag eigentlich da ist", erläutert Schülerin Viktoria Gerken. "Viele Schüler können sich heute ja gar nicht mehr vorstellen, dass Deutschland und Frankreich einmal Erzfeinde waren."

Unvorstellbar war es vor 50 Jahren daher auch für viele Menschen, dass die beiden Länder einen Freundschaftsvertrag unterzeichnen wollten. "Dramatisch war es nicht wegen des Vertrages an sich, sondern weil alle Welt versucht hat, Adenauer davon abzuhalten, den Vertrag zu unterzeichnen", berichtet Kusterer. Der Kanzler habe ein ungeheures Stehvermögen benötigt, damit der Vertrag überhaupt zustande kam.

Bereits am Vorabend, "als ich mit meiner Sekretärin dabei war, im Hotelzimmer den deutschen und den französischen Vertragstext zu tippen", hätten Politiker wie Walter Hallstein auf Adenauer eingeredet. "Und als wir am 22. Januar bereits im Auto saßen, kam Karl Carstens angerannt und rüttelte wie verrückt am Fenster." "Sie dürfen den Vertrag auf keinen Fall unterzeichnen", habe der gesagt, erinnert sich der damalige Dolmetscher. Doch all dem zum Trotz wurde der Vertrag geschlossen und gilt bis heute als Meilenstein für die deutsch-französische Freundschaft.

Ohne ihn wären junge Leute wie Monique Jaquemin wohl nie nach Deutschland gekommen oder andersherum nach Frankreich gereist. "Ich habe als Kind viel von den Erzählungen über den Krieg und die Besatzungszeit verinnerlicht", erinnert sich die in Lothringen aufgewachsene Französin, die am CJD unterrichtet. "Als dann die Austausche kamen, habe ich angefangen, Deutschland anders zu sehen."

Viel über das deutsch- französische Verhältnis, die Geschichte und Kultur beider Länder konnten die CJD-Schüler aber nicht nur bei der Podiumsdiskussion lernen, an der neben Kusterer und Jaquemin auch Karsten Hinrichs von Partnerschaftsverein Königswinter-Cognac, die deutsche Zeitzeugin Rita Manz sowie der stellvertretende Bürgermeister Peter Gola teilnahmen - die 15 Schüler des Französisch-Kurses hatten obendrein in Eigenregie zwei bemerkenswerte Ausstellungen auf die Beine gestellt.

Zwei Monate lang waren sie mit den Vorbereitungen beschäftigt. "Es war total stressig, hat aber auch unheimlich viel Spaß gemacht", so Gerken. Dankbar waren die jungen Organisatoren, dass sie so viel Unterstützung von Schülern und Lehrern erhalten hatten. Lehrerin Stephanie Manz jedenfalls war "total stolz auf ihre Schüler, die das alles ganz alleine auf die Beine gestellt haben". Damit es ein Tag ganz im Zeichen des französischen Lebensgefühls war, gab es am CJD obendrein selbst gebackene Crêpes, Baguette-Sandwiches und Madeleines.

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