Flüchtlinge im Siebengebirge Alle Turnhallen sind wieder freigegeben

Siebengebirge · Königswinter und Bad Honnef haben in diesem Jahr noch keine neuen Flüchtlinge zugewiesen bekommen.

Am 18. August 2015 erreicht die Stadtverwaltung Königswinter der Anruf der Bezirksregierung. Innerhalb von drei Tagen muss die Verwaltung eine Notunterkunft für 100 Flüchtlinge schaffen. Es brechen hektische Zeiten an: Nach intensiven Beratungen entschließt man sich noch am selben Tag, die Turnhalle Palastweiher als Unterkunft zu nutzen, allerdings als Mensa und Versammlungsraum, während die Flüchtlinge in Zelten auf dem Parkplatz untergebracht wurden.

Als die Ersten von ihnen am Freitagabend eintreffen, ist Sozialdezernentin Heike Jüngling entsetzt: Es sind mehr Menschen als angekündigt und vor allem viel mehr Kinder. Die Menschen haben keine Papiere, müssen untersucht werden. Und es geht Schlag auf Schlag weiter. Immer mehr Menschen werden zugewiesen. Schließlich muss auch die Turnhalle in Sandscheid mit Flüchtlingen belegt werden. Erst als die Stadt mit der Paul-Moor-Schule und dem ehemaligen Haus Katharina zwei große Gebäude belegen kann, entspannt sich die Lage. Die Notunterkunft Palastweiher kann geschlossen werden, Ende des Jahres richtet das Land im ehemaligen Jugendhof Rheinland eine Notunterkunft ein.

Für Aufregung gesorgt war auch in Bad Honnef – unter anderem Vorzeichen. Auslöser war ein Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung Köln im Oktober 2015; ein Amtshilfeersuchen können Kommunen, anders als es das Wort vermuten lässt, nicht ablehnen. Binnen nur eines Wochenendes kam Bad Honnef der Pflicht nach. Unter Aufbietung größter haupt- wie auch ehrenamtlicher Kräfte wurde die Sibi-Turnhalle zur Notunterkunft umfunktioniert. Dann die Überraschung: Die Bezirksregierung rückte von der Lesart ihres Aufrufes ab. Es habe sich nur um eine Bitte gehandelt.

Das sorgte für Verärgerung nicht nur in Bad Honnef. Meckenheim, Swisttal und Much, die Ähnliches erlebten, zogen ihre Raum-Angebote zurück. Die Bad Honnefer machten aus der Not eine Tugend: Einmal eingerichtet, fungierte die Sibi-Turnhalle als reguläre Unterkunft, da den steigenden Zuweisungen keine freien Kapazitäten in Stadt-Unterkünften mehr gegenüberstanden.

Bis Februar dauerte der Interimszustand in Bad Honnef, seitdem steht die Halle wieder Vereinen und Schule zur Verfügung. Auch in Königswinter sind inzwischen alle Turnhallen wieder freigegeben, „und auch in Zukunft wollen wir keine Hallen belegen“, so der Technische Dezernent Theo Krämer. Ob und wenn ja wie viele Flüchtlinge 2016 kommen, ist unklar. Derzeit rechnet die Stadt mit rund 260 Menschen. „Aber das ist wie ein Blick in die Kristallkugel.“

Zurzeit verfüge die Stadt über einen gewissen Puffer bei den Unterbringungsmöglichkeiten. „Wir müssen also im Falle von Zuweisungen nicht 260 neue Plätze schaffen“, so Krämer. Und das, obwohl die geplante Flüchtlingsunterunterkunft in Leichtbauweise im Krahfeld derzeit nicht zur Verfügung steht. Wie berichtet, hatte die beauftragte Firma Containermodule geliefert, die nicht den Sicherheitsstandards entsprachen.

Derzeit ist unklar, wie es dort weitergeht. Die Stadt sucht nach festen Gebäuden, in denen sie im Falle weiterer Zuweisungen Menschen unterbringen kann. Ein solches Haus entsteht, gebaut von einem privaten Investor, derzeit in Thomasberg. Die Stadt informiert interessierte Anwohner über die geplanten Unterkünfte „Am Limperichsberg“ in einer Bürgerversammlung am Montag, 25. Juli, ab 17 Uhr, im Franz-Unterstell-Saal, Obere Straße 8 a in Thomasberg.

Derzeit leben in Königswinter 521 Flüchtlinge. Sie sind untergebracht in der Flüchtlingsunterkunft in Stieldorf (156), in der Paul-Moor-Schule in Oberpleis (73) sowie im ehemaligen Haus Katharina in der Königswinterer Altstadt (202) und im italienischen Restaurant an der Ittenbacher Hauptstraße (24). Die übrigen Flüchtlinge leben in dezentralen Wohnungen (66). In diesem Jahr hat die Stadt noch keine Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Bis Ende des Jahres rechnet man mit 260 Menschen, die zusätzlich unterbracht werden müssen.

454 Flüchtlinge leben derzeit in Bad Honnef. Aktuell ziehen die ersten 43 Flüchtlinge aus von Privat angemieteten Objekten in die Unterkunft in Rottbitze um. Über neue Zuweisungen ist der Stadt bislang nichts bekannt.

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