Intensivtäter aus Königswinter 22-Jähriger verbreitete jahrelang Angst und Schrecken

Königswinter/Bonn · Jahrelang terrorisierte und beraubte er Jugendliche. Trotz seiner kriminellen Vergangenheit seit früher Jugend setzt das Bonner Amtsgericht seine Strafe zur Bewährung aus - weil der heute 22-Jährige mit einem Geständnis seinen Opfern Aussagen im Prozess ersparte.

Schon seit frühester Jugend galt er als Intensivtäter und sorgte vor allem in Königswinter für Angst und Schrecken: Er beging Eigentums- und Gewaltdelikte, darunter eine Vergewaltigung, und wurde dafür 2011 mit 14 Jahren für eineinhalb Jahre hinter Gitter geschickt.

Nun saß der heute 22-Jährige erneut vor dem Bonner Amtsgericht, weil er wieder jahrelang junge Leute terrorisiert und beraubt hatte. Weil er sich geständig und reuig zeigte, kam er mit einer Strafe auf Bewährung davon. Sieben Taten warf die Staatsanwältin dem Angeklagten vor, doch weil er die ersten drei als Heranwachsender begangen hatte, saß er vor dem Jugendgericht. Wie sich herausstellte, hatte er einen anfangs 17-jährigen Schüler besonders terrorisiert.

Zwischen Mai 2016 und Juni 2018 wurde der Jugendliche von dem Angeklagten an Haltestellen in Dollendorf so eingeschüchtert und körperlich angegangen, dass er ihm aus Angst sein ganzes Geld gab, 14 Euro. Beim zweiten Mal musste er aus Mangel an Bargeld im nächsten Supermarkt für ihn mit der Scheckkarte Zigaretten und Alkohol für 68 Euro kaufen.

Einem 15-Jährigen droht er, ihm die Zunge abzuschneiden

Im Juni 2017 nahm der Angeklagte dem Schüler die Uhr im Wert von für 380 Euro ab, obwohl der ihn anbettelte und ihm erklärte, es sei ein Geschenk von hohem emotionalem Wert. Um die Uhr auszulösen, musste der Schüler am Bankautomaten Geld ziehen und dem Angeklagten 130 Euro geben.

Ein Jahr später traf der Junge wieder auf seinen Peiniger, der ihm mit einer Pistole im Hosenbund drohte und verlangte, ihm vier Tage später 80 Euro zu bringen. Diesmal ging das Opfer zur Polizei. Doch der Angeklagte blieb auf freiem Fuß.

Im Mai bedrohte er einen 15-Jährigen in Bonn und nahm ihm 50 Euro ab. Drei Wochen später raubte er in Königswinter einem 20-Jährigen erst 150 Euro, suchte ihn am 10. Juni zu Hause auf und drohte: „Vor Gericht sagst du nichts, ich schneide dir die Zunge ab, ich kenne viele Leute in Bonn, die für mich töten. Ich werde dich verbrennen lassen.“ Das Opfer ging zur Polizei, und diesmal kam der Angeklagte in Haft.

Anwalt: Er hat einen auf dicke Hose gemacht

Im Prozess erklärte sein Anwalt nun: Sein Mandant gebe alles zu. Er sei im Knast zur Besinnung gekommen, er „habe einen auf dicke Hose gemacht und übertrieben.“ Heute sei er selbst erschrocken.

Der Angeklagte entschuldigte sich bei seinem ersten Opfer, das als Nebenkläger auftrat. Dem heute 19-jährigen ging es vor allem darum, dass der Terror aufhört, wie er am Rande des Prozesses sagte.

Für das Gericht ist das Geständnis, mit dem der 22-Jährige den Zeugen die Aussagen und dem Gericht einen langen Prozess erspart habe, eine erhebliche Strafmilderung wert: Er wird wegen räuberischer Erpressung, versuchter schwerer räuberischer Erpressung, räuberischen Diebstahls, Diebstahls und Bedrohung zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung, 200 Sozialstunden und einem Kontaktverbot zu den Opfern verurteilt. Und er muss den Opfern das geraubte Geld zurückzahlen.

„Sie haben in Königswinter Angst und Schrecken verbreitet und ihre körperliche Überlegenheit ausgenutzt, um Schwächere zu bedrohen und auszunutzen“, hielt ihm der Richter vor. „Das hat bei Ihren Opfern Spuren hinterlassen.“ Ohne Geständnis, so der Richter, wäre er im Gefängnis gelandet. Nun aber kam er wieder frei und verließ mit breitem Grinsen das Gericht.

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