Ausstellung im Haus Bachem 15 Künstler aus der Region zeigen in Königswinter "Ansichtssachen"

KÖNIGSWINTER · Dieser Gentleman war im wahrsten Sinne des Wortes zum Anbeißen. Außen Schokoguss und Zuckerummantelung, innen ein filigran in Form gebrachter Kuchenturm. Geschmacksrichtungen: Schokolade und Mohn.

 Augenweide und Gaumenschmaus: 50 Stunden Arbeit hat Susanne Küstner in ihre köstliche Porträtbüste gesteckt.

Augenweide und Gaumenschmaus: 50 Stunden Arbeit hat Susanne Küstner in ihre köstliche Porträtbüste gesteckt.

Foto: Frank Homann

Augenweide und Gaumenschmaus zugleich - die detaillierte Porträtbüste der jungen Künstlerin Susanne Küstner, betitelt "Le secret de beauté", zog alle Blicke auf sich. 50 Stunden Arbeit verteilt auf vier Tage, das war der 25-Jährigen ihr aufwendiges Cake-Design-Experiment wert gewesen. Der einzige Wermutstropfen: Nach rund zwei Stunden erinnerten nur noch Krümelhaufen an das eindrucksvolle - und vor allem außerordentlich köstliche - "Geheimnis der Schönheit".

"Porträts von innen und außen" hatte die Künstlergruppe "RheinRADler" versprochen, als sie am Sonntag in Kooperation mit der Stadt Königswinter im Haus Bachem ihre neue Ausstellung eröffnete. 15 Künstler aus Königswinter und Umgebung steuerten unter dem Titel "Ansichtssachen" ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Innenleben und äußeren Schein des Menschen bei - zeichnerisch, bildnerisch, textlich und sogar musikalisch.

Abwechslung und Vielfalt wurden großgeschrieben; kein Werk glich dem anderen. Kein Wunder, schließlich ist es der Anspruch der Künstlervereinigung - einer Regionalgruppe der bundesweiten Gemeinschaft künstlerisch arbeitender Christen "Das Rad e.V." -, sich gegenseitig über alle Disziplinen hinweg zu inspirieren. Interdisziplinär daher auch die Ausstellungseröffnung: Den musikalischen Rahmen der Vernissage lieferten Esther und Werner Hucks; Bodo Mario Woltiri leitete mit einer eloquenten Monolog-Performance in das Thema der Ausstellung ein.

Die essbare Skulptur war nicht der einzige Beitrag, den Susanne Küstner beigesteuert hatte. Auch ihr Zyklus von unwirklich, beinahe gespenstisch anmutenden Zeichnungen mit dem Titel "Odeur" gehören zu den Höhepunkten der Ausstellung. Bei den in Mischtechnik auf Papier gebannten Figuren mit ihrer unwiderstehlich düster-bizarren Aura handelte es sich um ausgewählte Auszüge aus der Bachelor-Arbeit der Kunststudentin, die sogar mit der Traumnote 1,0 bewertet worden war. Die wohl frischesten Exponate der Ausstellung gingen auf das Konto ihres Vaters Uwe Küstner: Noch am Morgen der Ausstellung verlieh er mit letzten Pinselstrichen seinen großflächigen Farbspektakeln den letzten Schliff. Sohn Jens Küstner verzauberte mit eindringlichen Momentaufnahmen des Lebens in Afrika; mit einem Ausflug ins Fantastische komplettierte Tochter Tina Küstner die Künstlerfamilie.

Wundervoll auch das aufgewühlte, rauschhaft sprudelnde Zusammenspiel von Blau- und Weißtönen in Rosemarie Vollmers "Seelenportrait einer Sophia" (Öl und Lack auf Holz). Unterdessen verwob Theo Dietz die archaische Keramiktechnik mit der Ambivalenz zeitgenössischer digitaler Pixelkunst. Alle Werke hatten eines gemeinsam: Es ging, wie bei jedem guten Porträt, nicht bloß um die äußere Erscheinung - sondern darum, die Essenz des Individuums einzufangen.

Die Ausstellung "Ansichtssachen - Porträts von innen und außen" ist noch bis Sonntag, 21. Juni, im Haus Bachem zu sehen. Geöffnet ist wochentags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr und am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr.

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