Lesung im Haus Schlesien „Viele Schlösser bieten ein trauriges Bild“

HEISTERBACHERROTT · Der Kunsthistoriker Arne Franke beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten mit den Adelssitzen in Schlesien.

 Eine Widmung schreibt Arne Franke in sein Buch über die Kulturgeschichte schlesischer Schlösser. FOTO: HOMANN

Eine Widmung schreibt Arne Franke in sein Buch über die Kulturgeschichte schlesischer Schlösser. FOTO: HOMANN

Foto: Frank Homann

Mehr als 3.000 Burgen, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser gibt es in Schlesien – damit zählt die Region zu einer der am dichtesten mit Adelssitzen besetzen Kulturlandschaften Mitteleuropas.

Einige der märchenhaften Bauwerke konnten jetzt bei einem Lichtbildervortrag im Haus Schlesien zumindest virtuell bereist werden: Kunsthistoriker und Autor Arne Franke stellte sein neuestes Buch „Kleine Kulturgeschichte der Schlesischen Schlösser – 150 Adelssitze im Portrait“ vor: Ein umfassendes Nachschlagewerk, das „in jahrzehntelanger Detailarbeit zusammengetragen wurde“, so Nicola Remig, die das Dokumentations- und Informationszentrum im Haus Schlesien leitet.

Die Veranstaltung in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stieß auf große Resonanz – der Saal „Wohlau“ war bis auf den letzten Platz besetzt. Seit mehr als 20 Jahren ist Franke regelmäßig in Schlesien unterwegs – stets auf der Suche nach alten Wohnsitzen des Adels, die er fotografiert und in einer Datenbank verzeichnet.

Ein Aufenthalt in Görlitz nach dem Studium sei damals für ihn eine Art Sprungbrett für Reisen in den polnischen Teil Schlesiens gewesen, berichtet er. Dabei stellte der Kunsthistoriker nicht nur fest, dass es dort eine enorme Anzahl von Schlössern gibt, sondern auch, dass zu diesen relativ wenig Dokumentionsmaterial vorhanden ist. „Als ich angefangen habe, die Datenbank zu erstellen, hätte ich nie gedacht, bis zu einer Zahl von 3.000 Adelssitzen und womöglich noch darüber hinaus zu kommen“, berichtete er. 150, die charakteristisch für die Architekturgeschichte Niederschlesiens sind, stellt er in seinem Buch vor.

„Leider bieten viele Schlösser heute nur noch ein trauriges Bild“, so Franke. Zwar hätten rund 70 Prozent dieser architektonischen Denkmäler die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg und die Folgen des Sozialismus überstanden, doch sei seit 1989 ein zunehmender Zerfall zu beklagen. Durch mangelnde Bauunterhaltung, Vandalismus oder auch Brände sind manche der einst so stolzen Bauwerke mittlerweile zu eindrucksvollen Ruinen geworden.

Andere wiederum wurden aufwendig restauriert und beherbergen heute Hotels. Doch egal, ob Ruine oder Luxusherberge – sie alle prägen nach wie vor das Bild der Kulturlandschaft Schlesien. „Mein Buch soll nicht nur eine Anregung sein, durch Schlesien zu fahren“, sagt er. Er möchte mit seiner Arbeit junge Menschen beflügeln, sich mit der schlesischen Kulturgeschichte zu beschäftigen.

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