Themenwochen der CDU Rhein-Sieg „Heimat ist für jeden etwas Eigenes“

Königswinter · Teilnehmer sprechen in einer Podiumsdiskussion im Siebengebirge über ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Begriff Heimat.

 Diskutierten im Rahmen der CDU-Themenwochen im Königswinterer Siebengebirgsmuseum über den Begriff „Heimat“: (v. l.) Ex-GA-Chefredakteur Helmut Herles, Hedwig Roos-Schumacher, Andrea Milz, Michael Lingenthal, Eliane Wirtz und Gabriele Dafft.

Diskutierten im Rahmen der CDU-Themenwochen im Königswinterer Siebengebirgsmuseum über den Begriff „Heimat“: (v. l.) Ex-GA-Chefredakteur Helmut Herles, Hedwig Roos-Schumacher, Andrea Milz, Michael Lingenthal, Eliane Wirtz und Gabriele Dafft.

Foto: Frank Homann

Heimat ist für jeden etwas Eigenes“, stellt Gabriele Dafft, Referentin im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte zu Beginn fest. Und so unterschiedlich waren dann auch die Ansichten der Teilnehmer zu dem Thema der Podiumsdiskussion im Siebengebirgsmuseum, zu der die CDU Rhein-Sieg im Rahmen ihrer Themenwochen eingeladen hatte.

„Heimat ist da, wo ich bleiben könnte“, findet Michael Lingen-thal, der als ehemaliger Auslandsmitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung insgesamt 30 Umzüge in seinem Leben mitgemacht und in neun Ländern gearbeitet hat. So könnten auch Peru, Paraguay oder Brasilien seine Heimat sein, denn: „Das soziale Element ist wichtig.“ Doch wo das in Zukunft ist, ist unsicher, er meint dazu: „Wo uns das alles hinführt, kann ich nicht sagen.“

Das Element gilt auch für Hedwig Roos-Schumacher, Leiterin der VHS Siebengebirge, die den Begriff Heimat mit „sozialen Bezügen“ verbindet: „Heimat ist da, wo meine Familie ist. Und das könnte auch woanders sein“. Sie selbst hat nur zwei Jahre ihres Lebens nicht im Rheinland, sondern in Berlin, gelebt, ihre Töchter hingegen wohnen jetzt quer über Deutschland verteilt. Doch auch, wenn sie ihre Freundin in der Hauptstadt besuche, sei dies „ein Stück Heimat“.

Helmut Herles sieht die Heimat eng mit der Herkunft verbunden. Er unterstrich das mit einer Anekdote, als ein Kind während einer Wanderung auf die Frage, wo es denn herkommt, nur antwortete: „Aus dahoam“. Doch diese Ansicht ist auch eng mit eigenen Erlebnissen verbunden. Zweimal wurde der Publizist und ehemalige Chefredakteur des GA vertrieben, zweimal musste er flüchten. „Ich habe das Gefühl der Heimatlosigkeit erlebt, jetzt fühle ich mich hier im Rheinland zu Hause“. Er sieht sich aber wie einen „Baum mit vielen Wurzeln; seien es böhmische, thüringische, berlinerische, hessische und auch römische“.

Wie schwierig es ist, eine neue Heimat zu finden, davon erzählte Eliane Wirtz. Die Brasilianerin lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Eigentlich wollte sie nur ihre Schwester besuchen, die hier lebt, sie blieb der Liebe wegen dann doch in Königswinter. „Es war sehr schwierig am Anfang, und sehr kalt“, erzählt sie schmunzelnd. Drei Hosen und vier bis fünf Jacken habe sie immer getragen. Ihre Eltern haben die Welt nicht verstanden, als sie nach Deutschland zog, meinten aber, dass es auch gut sei, wenn sie jetzt zu zweit, zusammen mit ihrer Schwester, hier seien. Auch wenn sie ihre Familie und ihre andere Schwester in Brasilien vermisse, sagt sie: „Meine Heimat, mein zu Hause ist hier“.

Aus wissenschaftlicher Sicht konnte Gabriele Dafft diese Ansichten unterstreichen: „Heimat wird als Erlebnis- und Erfahrungsraum wahrgenommen, als sozialer Ort. Man baut sich sein persönliches Heimatpuzzle zusammen.“ Es sei mittlerweile ein dynamischer und offener Begriff. Es gibt ein „sehr flexibles Heimatverständnis, vor allem auch bei jungen Leuten“, resümiert sie.

Andrea Milz, stellvertretende Vorsitzende der CDU Rhein-Sieg, knüpfte in ihrer Moderation auch an die Flüchtlings-Diskussion an. Die Runde war sich einig, dass den Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten und nach Deutschland kommen, die Sprache vermittelt werden müsse. „Sprache macht die Türen auf“, so Roos-Schumacher. Doch auch das Verteilen von Aufgaben, die Vermittlung von Werten und der Kultur seien wichtig.

Mit Blick auf politische Diskussionen müsse der Begriff breiter gefasst werden, bilanzierte Milz zum Abschluss. Heimat ist, so Dafft, kein „unproblematischer Begriff“. Und eines zeigte die Diskussion besonders deutlich: Heimat ist sehr subjektiv geprägt.

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