Strafvollzug mit Audioüberwachung Überwachung als Thema im Jugendtheater in Königswinter-Ittenbach

ITTENBACH · Die totale Überwachung: Das ist der Kern eines Stücks, das Jugendliche in Königswinter-Ittenbach auf die Bühne bringen. Dabei schlüpfen sie gekonnt in gänzlich ungewohnte Rollen.

Mit dem Schreiben von Theaterstücken hat Andrea Loers Erfahrung. Schließlich erfindet die Jugendleiterin der evangelischen Kirchengemeinde jedes Jahr eine neue Weihnachtsgeschichte fürs Krippenspiel. Jetzt verfasste sie eine Story für Jugendliche. Titel: „Verschlossene Gesellschaft!“ An diesem Freitag ist im Gemeindehaus am Kantering in Ittenbach Premiere. Und die 14- bis 17-jährigen Schauspieler sind schon aufgeregt. Nach der letzten Probe gab Loers, die mit dem Theatercoach Holger Klän zusammenarbeitet, eine „Beruhigungspille“ getreu der Theaterweisheit: Pannen in der Generalprobe sind ein gutes Omen.

Allerdings lief es schon ziemlich rund. Mal ein kleiner Texthänger, mal eine Korrektur von Mimik, Haltung oder Standplatz in der Szenerie. Die Kulisse für diese Geschichte ist minimalistisch – einige Tische und Stühle, das genügt.

Die Atmosphäre im Stück ist aggressiv, immer wieder gibt es lautstarken Streit unter den Jugendlichen, die als Brandstifter oder aufgrund eines Diebstahls oder Körperverletzung verurteilt wurden und nun zusammen unter Audioüberwachung ihre Strafe „absitzen“. Alle tragen eine rote, blinkende Armbanduhr, über die sie eine Art „Therapie“ erfahren sollen mit dem Ziel der Resozialisierung. Nach dem Motto: Wir stecken euch in eine Maschinerie, und ihr kommt fertig wieder heraus.

Das Unsympathische perfekt gespielt

Ein Mädchen schafft es, die Uhr abzuschalten. Der Computer und das System insgesamt stürzen daraufhin ab. Hunger stellt sich ein, das Klima im Raum gerät durcheinander. Die Jugendlichen wollen ausbrechen, sich retten.

Dargestellt werden sie von Annika Göckel, die mit 14 Jahren die jüngste Schauspielerin ist, Heidi Lorenz (16), Isabel Tapia (15), Lilli Klän (15), Rabia Beyhan (15) und Ken Hüttig (17). „Es sind tolle Jugendliche, die das Unsympathische sehr gut schauspielern“, sagt Regisseurin Andrea Loers. Lilli Klän meint: „Am Anfang war das schwer, so aggressiv zu sein.“ Und Rabia findet: „Wer nicht so schüchtern ist, kann das vermutlich leichter.“ Und Heidi ergänzt: „Man nimmt eine andere Persönlichkeit an.“ Ken, der einzige Junge im Team: „Das ist mal etwas anderes.“ Aber es sei kein Problem. Schlimm und „schon gruselig“ findet er die totale Überwachung in dem Stück, das die Autorin sich ausgedacht hat, und die körperlichen Angriffe der Jugendlichen untereinander.

Wie wird es ausgehen? Das wird noch nicht verraten. Das Publikum wird jedenfalls eine Menge Gesprächsstoff haben. Aber sicher auch über die schauspielerischen Leistungen der Jugendlichen staunen.

Die Aufführung von „Verschlossene Gesellschaft“ findet am Freitag, 17. November, ab 17 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Kantering/Ringstraße in Ittenbach statt. Der Eintritt ist frei.

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