Thementage "Letztes Geleit" in Oberpleis Über den Tod ins Gespräch kommen

Oberpleis · Podiumsdiskussion, Ausstellung, Kabarett: Von Allerseelen bis zum Ewigkeitssonntag drehen sich zahlreiche Veranstaltungen in der Pfarreiengemeinschaft Königswinter - Am Oelberg um die Themen Tod und Bestattung. Zum Auftakt wird am Mittwoch die Ausstellung "Radieschen von unten" eröffnet.

 Haben sich eines schwierigen Themas angenommen: (v.l.) Udo Casel, Judith Effing und die Kuratorinnen Anke Oedekoven und Hedwig Nosbers.

Haben sich eines schwierigen Themas angenommen: (v.l.) Udo Casel, Judith Effing und die Kuratorinnen Anke Oedekoven und Hedwig Nosbers.

Foto: Heike Hamann

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag: Wie kein anderer Monat steht der November im Zeichen des Gedenkens – an die Verstorbenen, den Tod, das Sterben. Alles andere als angenehme Themen, die man im Alltag gerne verdrängt oder gar nicht erst anspricht. „Trotzdem haben wir festgestellt, dass viele Menschen Fragen umtreiben, etwa: Wie will ich beerdigt werden?“, sagt Judith Effing, Gemeindereferentin der Pfarreiengemeinschaft Königswinter – Am Oelberg. Gemeinsam mit dem Katholischen Familienzentrum hat sie das Konzept zu den Thementagen „Letztes Geleit“ entwickelt, die am Mittwochabend eröffnet werden. Ziel der rund ein Dutzend Veranstaltungen: tabufrei ins Gespräch kommen über den Tod.

„Ausgangspunkt war vor rund einem Jahr die Idee, eine Podiumsdiskussion zu veranstalten, in der es um die verschiedenen Möglichkeiten der Bestattung geht“, erinnert sich Effing, die am Samstag gemeinsam mit Diakon Udo Casel das Programm der Thementage vorstellte. In den vergangenen Jahren habe sich die Friedhofskultur stark gewandelt, neue Formen der Beisetzung wie etwa in einem Friedwald seien entstanden.

„Die Podiumsdiskussion, bei der Bestatter, aber auch Seelsorger und eine Theologin auf dem Podium sitzen, soll zugleich aufzeigen, welche Position die Kirche vertritt“, so Casel. Als Diakon erlebe er es nicht selten, dass erst im Todesfall die Frage aufkomme, wie der Verstorbene eigentlich hätte bestattet werden wollen. Casel: „Für Antworten ist es dann jedoch zu spät.“

Eine Art „Türöffner“ für das schwere Thema könnte die Ausstellung „Radieschen von unten – Am Ende ist nicht Schluss“ sein, die mit einer Vernissage am Mittwochabend im Probst-Gerhard-Saal in Oberpleis eröffnet wird. Warum ist der Leichenkribbel – also der Streuselkuchen, der beim Beerdigungskaffee gereicht wird – wichtig? Warum hatten Witwen früher häufig Trauerränder unter den Nägeln? Warum überlassen die Tibeter ihre Toten den Vögeln und kommen die Mexikaner zum Picknick auf den Friedhof? Kunsthistorikerin Anke Oedekoven und Kulturwissenschaftlerin Hedwig Nosbers haben sich mit den vielfältigen Facetten rund um den Tod eines Menschen auseinandergesetzt, den Formen der Bestattung, des Trauerns und des Erinnerns.

„Die Idee ist es, sich mit wissenschaftlichem Anspruch diesem fast schon tabuisierten Thema zu nähern, zu informieren, ihm aber auch etwas von der Dramatik zu nehmen“, sagt Oedekoven. „Die Ausstellung will nicht werten oder eine ethische oder moralische Position beziehen. Aber sie möchte zum Gespräch anregen.“ Und zwar im Idealfall generationenübergreifend, wie Effing betont: „Schön wäre es, wenn zum Beispiel auch Schulklassen dieses Angebot wahrnehmen würden.“

Überhaupt war es den Organisatoren der Thementage wichtig, ganz unterschiedliche Veranstaltungen in das Programm aufzunehmen: Neben Podiumsdiskussion und Ausstellung gehören da etwa der Kabarettabend „Tod im Rheinland“ mit Rainer Pause und Martin Stankowski dazu, ein Kreativworkshop, Kinovorführungen, ein Märchenabend für Erwachsene in der Krypta in Sankt Pankratius und – in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Hospizdienst Ölberg – ein Erzählcafé: Mal über den Tod ins Gespräch kommen, ganz ungezwungen bei Kaffee und Kuchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort