Solaranlagen im Rhein-Sieg-Kreis Über 100.000 Dächer gut geeignet

RHEIN-SIEG-KREIS · Wer sich mit dem Gedanken trägt, in eine Photovoltaikanlage oder in Solarthermie zu investieren, der bekommt im Rhein-Sieg-Kreis nun verbesserte Basisinformationen.

Der Kreis stellte jetzt zusammen mit der Kreissparkasse Köln das rundumerneuerte Solarflächenkataster vor. Die im Internet abrufbare Datenbank zeigt indes nicht nur auf, welche Flächen sich für die Nutzung von Sonnenenergie eignen. Jeder Grundstückseigentümer kann so herausfinden, ob und wann sich eine Anlage für ihn rechnet.

Das Solarkataster gibt es für den Kreis bereits seit 2010. Bislang bezog es sich aber nur auf die Dachflächen von Gebäuden. Das neue Kataster - es basiert auf den Messdaten der nordrheinwestfälischen Landvermessung GEObasis NRW - ist viel präziser. "Wir haben jeden Baum und jeden Strauch erfasst", erklärte Professorin Martina Klärle, die die Datenbank weiterentwickelt hat. Möglich machte es eine Überfliegung des Kreisgebiets, bei der ein Laserscanverfahren zum Einsatz kam.

Für jeden Fleck im Kreis kann nun eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt werden, in die Faktoren wie Anlagenleistung, Darlehenskonditionen und Eigenverbrauch einfließen. Letzteres hat beim Bau von Photovoltaikanlagen an Bedeutung gewonnen, da bei Dachanlagen nicht mehr die gesamte produzierte Strommenge nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet wird.

Die Datenbank bietet für Nutzer auch die Möglichkeit, verschiedene Speichertechniken einzurechnen. Bislang laufen rund 8000 Photovoltaikanlagen im Kreis. Landrat Sebastian Schuster hat keine. Er probierte das neue Solarkataster für sein Haus in Königswinter aus - allerdings mit mäßigem Ergebnis: zu viel Schatten.

Gleichwohl hat die Erneuerung des Katasters ergeben, dass von den kreisweit 353 000 Gebäuden immerhin 115 000 eine gute Eignung aufweisen; diese Dächer sind noch frei. "Wenn nur für jedes zehnte Haus eine Anlage errichtet wird, dann würde das 11 500 neuen Anlagen entsprechen und einem Investitionsvolumen von 82 Millionen Euro", sagte Kreis-Wirtschaftsförderer Hermann Tengler. "Das regionale Handwerk profitiert in hohem Maße davon." Die Daten, die das Solarkataster ermittelt, sollten aber nur als erste Grundlage dienen. "Sie ersetzen keinen qualifizierten Energieberater", sagte Klärle. Fragen wie die Tragfähigkeit des Daches könnten nur vor Ort geklärt werden.

Neu im Solarkataster sind die Informationen über Freiflächen, die ebenfalls sehr sonnenreich sein können. Allerdings, schränkte Klärle ein, seien große Anlagen auf der "grünen Wiese" nicht unbedingt wünschenswert. Denkbar seien sie eher auf ehemaligen Deponien, auf Parkplätzen oder in Kombination mit Baumaßnahmen wie Lärmschutz an der Autobahn. Größere Freiflächenanlagen gibt es im Kreis vor allem in Troisdorf und in Rheinbach.

Beim Kreis kümmert sich seit Jahren die Wirtschaftsförderung um das Thema "Erneuerbare Energien". Bereits 2008 gab der Kreis, auch damals schon mit Unterstützung der Kreissparkasse Köln, eine Potenzialanalyse heraus. Sie sollte Aufschluss darüber geben, welche erneuerbaren Energien im Kreisgebiet vorhanden sind und verstärkt genutzt werden könnten.

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