Heilfasten in Königswinter Ärztin Brita Larenz: "Die Laune wird Tag für Tag besser"

KÖNIGSWINTER · Brita Larenz begleitet 40 Teilnehmer, die am Samstag inStieldorf-Heisterbacherrott mit dem Heilfasten nach der Buchinger-Methode beginnen. Gabriela Quarg hat mit der Ärztin gesprochen.

 „Die Fastenzeit soll keine Leidenszeit sein“: Die Ärztin Brita Larenz betreut die Fastenwoche der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott bereits seit vielen Jahren medizinisch.

„Die Fastenzeit soll keine Leidenszeit sein“: Die Ärztin Brita Larenz betreut die Fastenwoche der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott bereits seit vielen Jahren medizinisch.

Foto: Frank Homann

Fasten ist „in“. Schätzungsweise 20 Prozent aller Bundesbürger verzichten zwischen Aschermittwoch und Ostern zum Beispiel auf Süßigkeiten oder Alkohol, auf das Handy oder den Fernseher. Die evangelische Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott lädt bereits seit vielen Jahren zu einer Fastenwoche ins Gemeindezentrum Emmauskirche ein.

Medizinisch begleitet werden die rund 40 Teilnehmer, die heute mit dem Heilfasten nach der Buchinger-Methode beginnen, von der Ärztin Brita Larenz. Mit ihr sprach Gabriela Quarg.

Was ist das Besondere an der Fastenwoche im Gemeindezentrum?
Brita Larenz: Das Motto der Fastenaktion der Evangelischen Kirche lautet in diesem Jahr „Sieben Wochen ohne Enge“. Wir nehmen uns eine Woche Heilfasten aus diesen sieben Wochen heraus. Dabei geht es um zwei Aspekte: zum einen den gesundheitlichen, also das Abnehmen und Entschlacken, sowie den geistig-geistlichen Aspekt, in dessen Mittelpunkt das Innehalten und sich zurücknehmen steht. Wir in Heisterbacherrott haben dazu eine schöne Tradition: Jeden Abend gibt es eine Geschichte, eine Andacht, ein Lied und ein Gebet – ja, und dann wird gemeinsam die Fastensuppe eingenommen im Gefühl der Gemeinschaft.

Welche Rolle spielt die Gemeinschaft beim Fasten?
Larenz: Ich halte die Gemeinsamkeit für ganz wichtig, nicht nur für das Durchhalten. Diese Freude, wenn die Leute abends hereinkommen und die Suppe riechen, wenn sich alle gemeinsam hinsetzen, essen und erzählen – das ist einfach fantastisch.

Warum tut uns Fasten gut?
Larenz: Der freiwillige Verzicht ist der wichtige Grundgedanke beim Fasten, dann hat jede Art von Fasten einen positiven Ansatz – auch, wenn es sich nur um den Verzicht auf Alkohol oder Süßes handelt. Beim Heilfasten wird auf übermäßige Fette, Eiweiß und Kalorien verzichtet, das tut dem Körper gut. Es findet eine Art innere Reinigung statt, darum beginnt jeder Tag auch mit dem Abführen.

Hält die erforderliche Darmreinigung nicht den ein oder anderen vom Heilfasten ab?
Larenz: Das stimmt schon. Aber ich zähle da immer verschiedene Möglichkeiten auf, zum Beispiel kann man auch mit Glaubersalz abführen. Dadurch verliert das Abführen für viele ein wenig seinen Schrecken.

Gefastet wird nach der Buchinger-Methode. Warum?
Larenz: Es ist in meinen Augen die einzige ambulante Fastenmethode, bei der kein Mangel entsteht, das heißt, dem Körper fehlt es an nichts, außer an Kalorien. Es findet kein Eiweißabbau, sondern nur ein verstärkter Fettabbau statt. Dazu wird die Gesamtkalorienzahl von rund 2000 pro Tag auf etwa 300 bis 400 reduziert. Zu sich genommen werden dürfen neben Gemüsebrühe auch Säfte, Tees oder Buttermilch. Auch etwas Honig zum Süßen ist erlaubt.

Welchen Aspekt hat das Abnehmen?
Larenz: Für viele ist das Abnehmen natürlich die erste Motivation. Beim Heilfasten handelt es sich nicht um eine Nulldiät. Das Gute ist, dass es auch keinen Jojo-Effekt gibt. Wenn man danach nicht sofort wieder in alte Sünden verfällt, sondern einigermaßen gesund weiterlebt, kann man das Gewicht auch halten. Deshalb ist das sogenannte Fastenbrechen auch so wichtig. Fatal wäre es, am ersten Tag nach dem Fasten wieder alles zu essen, was das Herz begehrt. Das würde einem nicht gut bekommen. Der Aufbau nach dem eigentlichen Fasten dauert etwa eine Woche.

Wie fühlt man sich während des Fastens?
Larenz: Die ersten zwei Tage kämpft man mit sich, aber ab dann wird die Laune Tag für Tag besser. Das liegt an dem guten Gefühl, Überflüssiges loszulassen, leichter zu werden. Beste Strategie gegen das Hungergefühl ist es, viel zu trinken. Auch ein Glas Buttermilch oder etwas Honig tun gut. Ganz wichtig ist es auch, es sich während der Fastenzeit gut gehen zu lassen, zum Beispiel, dem Ruhebedürfnis nachzugeben, sich zu pflegen oder spazieren zu gehen. Es soll ja keine Leidenszeit sein.

Was hat das Heilfasten mit der Kirche zu tun?
Larenz: Das Fasten ist ja vom Ursprung her eine geistliche Geschichte und als solche ins Christentum eingebunden. Schon die Propheten haben sich zum Fasten in die Wüste zurückgezogen, vor allem, wenn besondere Entscheidungen anstanden, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Sie haben selbst schon gefastet. Wie fühlt man sich hinterher?
Larenz: Ich habe mich sehr, sehr gut gefühlt – das berichten übrigens alle, die einmal mitgemacht haben.

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