Einsatz von Harz im Handball „Wer nicht harzt, hat einen Wettbewerbsnachteil“

Oberpleis · Trotz des Verbots von Harz durch den Handballverein Mittelrhein überlässt der Verband der Handballer die Entscheidung über den Gebrauch des Haftmittels den Städten und Gemeinden als Halleneignern.

 Bestimmte Dreh- und Trickwürfe wären im Handball ohne den Einsatz von Haftmitteln nicht möglich.

Bestimmte Dreh- und Trickwürfe wären im Handball ohne den Einsatz von Haftmitteln nicht möglich.

Foto: Wolfgang Henry

„Ein attraktives Handballspiel, wie man es kennt, ist ohne Harz nicht möglich“, sagt Oliver Schulz, bis vor einem Jahr Kapitän der Oberliga-Handballer der HSG Siebengebirge. Statt Baumharz werde heute in der Regel wasserlöslicher Harz verwendet.

In den Bestimmungen des Handballverbands Mittelrhein heißt es zwar, die Benutzung von Haftmitteln ist grundsätzlich verboten. Vereine, deren Spieler Haftmittel nutzen, werden mit einer Geldbuße von 150 Euro belegt. Für den vom Westdeutschen Handballverband, seinen Handballverbänden und deren Untergliederungen geleiteten Spielbetrieb gilt jedoch die Entscheidung des Halleneigners – in der Regel haben also die Stadt oder Gemeinde das letzte Wort. Die Genehmigung des Halleneigners muss der spielleitenden Stelle beim Verband spätestens 14 Tage vor Beginn der Saison schriftlich vorliegen.

Mit der neuen Regelung kam der Verband jahrelangen Forderungen der Handballer nach, die Benutzung von Harz zuzulassen. „Harz ist ein Hilfsmittel. Wenn man jahrelang mit Harz gespielt hat, ist der Ball wie eine heiße Kartoffel in der Hand“, sagt Schulz. Bestimmte Dreh- oder Trickwürfe, die den Sport ja erst richtig spektakulär machen würden, seien ohne Harz gar nicht möglich. Ein Handball sei gemessen an der Größe des Handtellers eines Spielers schon ziemlich groß. Bei der HSG Siebengebirge galt bisher im Training absolutes Harzverbot, was sich bei den Spielen aber als Problem herausstellte.

Wer Harz vermeidet, hat einen Nachteil

„Wer nicht harzt, hat einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Teams“ sagt Schulz. Wenn seine Mannschaft im Oberbergischen gespielt habe, wo sehr stark geharzt werde, hätten die HSG-Spieler sich die Bälle zum Teil versehentlich auf die Füße geworfen, weil der Ball an der Hand kleben blieb. „Da mussten wir uns zu Beginn der Spiele immer erst dran gewöhnen“, sagt Schulz. In Aachen hingegen sei das Harzen auch bei den Spielen generell verboten. Der ägyptische Präsident des Handball-Weltverbands (IHF), Hassan Moustafa, hatte 2016 angekündigt, dass der Gebrauch von Harz ab diesem Jahr weltweit verboten werden soll.

Die IHF hat einen Hersteller beauftragt, einen speziell haftenden Ball zu entwickeln, der den Einsatz von Harz unnötig machen soll. Wozu das Harzen führen kann, zeigte sich bei einem Spiel im baden-württembergischen Waldkirch-Denzlingen. Der Ball sprang beim Stande von 31:31 kurz vor Schluss unters Lattenkreuz und blieb dort kleben. Es blieb beim Unentschieden.

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