Musser Heide Über Nacht ein Bodendenkmal

KÖNIGSWINTER/BAD HONNEF · Rund um den Eudenbacher Flugplatz, der im Zweiten Weltkrieg eine militärische Rolle spielte, flattern Bürgern in diesen Tagen Bescheide ins Haus. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland den ehemaligen Flugplatz in der Musser Heide in die Denkmalliste eintragen lassen.

 Das Land will Militäranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg in der Musser Heide bewahren.

Das Land will Militäranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg in der Musser Heide bewahren.

Foto: Frank Homann

Auch umliegende militärische Anlagen wie drei Lager, zwei Munitionslager und das Gebiet um eine ehemalige Bahntrasse sollen als Gesamtensemble "Einsatzflughafen Eudenbach" in die Liste aufgenommen werden.

Darüber informiert nicht nur die Stadt Königswinter, sondern auch die Stadt Bad Honnef stellvertretend für das LVR betroffene Anwohner. Denn der Bahndamm führte östlich an Wülscheid vorbei und Montagebaracken für Bomben lagen südlich der Honnefer Ortschaft Richtung Orscheid; einige Fundamentreste erinnern noch daran.

Nicht überall stoßen diese Mitteilungen auf Verständnis. Zumal kein Widerspruch möglich ist, sondern lediglich eine Stellungnahme der betroffenen Anlieger. Rudi Levens Grundstück liegt nahe der ehemaligen Trasse: "Dieser Bahndamm wurde 1905 zum Zweck der Basaltsteinbeförderung gebaut und verlor 1930 an Bedeutung", sagt er. Der an Heimatkunde interessierte geborene Orscheider fragt sich auch, warum jetzt - 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges - eine solche Entscheidung erfolgt. Die heutige Straße "In dem Hagen" beispielsweise, die auf dem ehemaligen Bahndamm verlaufe, sei längst mehrere Male durch Eingriffe in Versorgungsleitungen verändert worden. Anlieger führen dort seit Jahren abkürzungshalber mit Autos und Lastwagen entlang.

Das größte Problem sieht er in der Schutzzone um den Damm herum. Als Bodendenkmal ausgewiesen, sei auf betroffenen Grundstücken wie seinem und dem seiner Mutter "keine eigenständige und freie Gestaltung mehr möglich". In dem Leven vorliegenden Bescheid weist die Stadt daraufhin, dass Eigentümer Bodendenkmäler so zu pflegen hätten, dass die "Substanz auf Dauer gewährleistet ist". Beseitigungen, Veränderungen oder Nutzungsänderungen seien "erlaubnispflichtig". Rudi Leven stellt sich nun die Frage, ob er künftig melden muss, wenn er etwa einen Baum auf seinem Grundstück pflanzt.

Auf Anfrage des General-Anzeigers erläutert Wolfgang Wegener, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim LVR-Amt, dass die angestrebte Aufnahme in die Denkmallisten von Bad Honnef und Königswinter zunächst "keine großen Auflagen" Für Eigentümer bedeute. Grundsätzlich sei auch die Bewirtschaftung des Gartens kein Problem: "Bei Eingriffen bis zu 30 Zentimeter Tiefe sehe ich keine Schwierigkeiten, auch bei Fundamenten nicht." Weiter greifende Nutzungsänderungen müssten dann aber angemeldet und abgestimmt werden. Ein Einspruch gegen den Denkmalschutz sei nur dann möglich, wenn nachgewiesen würde, dass der LVR einem Irrtum erlegen und das Areal gar nicht zu militärischen Zwecken genutzt wurde.

In dem Ensemble sieht er in den Überbleibseln eine "nicht zu unterschätzende historische Bedeutung". Im vergangenen Jahr schrieb der GA über die Entdeckung einiger Ruinen durch die LVR-Archäologin Christiane Schmidt, die durch Publikationen des Heimatforschers Wilbert Fuhr auf das Areal aufmerksam wurde. Leven, dessen Mutter die Sprengung eines Waggons durch die Wehrmacht beim Rückzug vor den Alliierten noch miterlebte, empfindet die reine Aufnahme des Gebiets in die Denkmalliste als wenig hilfreich: "Leider versteht auch keiner, was und warum die Logistik und der Bombenbau des Zweiten Weltkrieges so erhaltenswert ist. Eine Erinnerungstafel wäre wesentlich hilfreicher", meint er.

Und fordert zugleich, nicht nur die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges im Blick zu behalten, sondern auch die Bergbautradition im Siebengebirge oder die Separatistenschlacht in Aegidienberg vor gut 90 Jahren. Eine Beschilderung des Gesamtensembles "Einsatzflughafen Eudenbach" ist laut LVR-Amt nicht vorgesehen. "Wir würden das bei entsprechendem Engagement aber sicher unterstützen", sagt Wolfgang Wegener.

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