Bebauung des Penaten-Geländes in Rhöndorf Wohnungen und Supermarkt geplant

Rhöndorf · Ein Joint Venture hat das frühere Penaten-Firmengelände gekauft und will dort noch in diesem Jahr bauen. Bewohner der benachbarten Wohnsiedlung kritisieren in einem offenen Brief an die Stadt die ihrer Meinung nach zu massive Bebauung.

 Noch ist der Blick unverbaut: Anwohner Heinz Kröll schaut über die Freifläche Richtung Rhöndorfer Straße.

Noch ist der Blick unverbaut: Anwohner Heinz Kröll schaut über die Freifläche Richtung Rhöndorfer Straße.

Foto: Frank Homann

Immer wieder wurde über Verkaufsabsichten für Restflächen des ehemaligen Penaten-Areals spekuliert. Immer wieder wurden solche vom bisherigen Eigentümer dementiert. Jetzt ist das Gelände verkauft, und die mögliche Bebauung mit 150 Wohnungen in viergeschossigen Gebäuden und 2800 Quadratmetern Supermarkt machte in Fachblättern die Runde. Die Anwohner „Auf Penaten“ treibt nun die Sorge vor einer massiven Bebauung um.

In einem offenen Brief an die Stadt appellieren sie, den Belangen der Familienwohnsiedlung Rechnung zu tragen. Michael Winter, Managing Partner der SWIFT Rhein-Main Projektentwicklungsagentur GmbH & Co.KG als Teil des Joint Ventures, das das Areal gekauft hat, sagte dem GA: „Es gibt Ideen, eine Grundvorstellung, aber nichts, das wir schon kommunizieren könnten.“ So die Sache konkreter werde, gehörten die Nachbarn „mit zu den ersten Ansprechpartnern. Jetzt müssen wir aber erst mal unsere Hausaufgaben machen“. Winter verhehlte nicht: Bei allem müsse auch die Wirtschaftlichkeit gegeben sein.

Das Penaten-Areal hat Stadt und Politik beschäftigt wie kaum ein anderes in Bad Honnef. Nach dem Verkauf an Johnson & Johnson 1987 stellte Penaten die Produktion auf dem etwa vier Hektar großen Gelände 1999 ein; die Produktion wurde abgerissen. 2001 wechselte das Gelände den Besitzer. Die neue Eigentümerin, die Business-Park GmbH – eine Tochter des Instituts für Stadtentwicklung Köln – plante einen Gewerbestandort.

Daraus wurde nichts, und jahrelang beschäftigten die Pläne die Politik. Los ging es bereits vor dem Verkauf an die Business-Park GmbH: 1999 wurde die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen, denn der alte B-Plan aus den 70er Jahren hatte eine riesige Gewerbe-Baufläche vorgesehen. 2004 erhielt der neue B-Plan Rechtskraft. Im Wesentlichen erlaubte er zwei- bis viergeschossige „Bauriegel“ sowie im Zentrum einen sechsgeschossigen Solitär.

Ab 2007 folgte eine zentrale Änderung: Der Investor plante auch einen Supermarkt, 1500 Quadratmeter Vollsortimenter und 400 Quadratmeter Getränkemarkt. Der Stadtrat beschloss den geänderten Plan 2011. An Grundzügen wie etwa den Gebäudehöhen wurde nicht gerüttelt. Die bislang letzte Änderung betraf die Erschließung: Ein Kreisel an der Rhöndorfer Straße wurde zur Auflage gemacht. „Die Verpflichtung haben wir quasi mit gekauft, und das macht da auch Sinn“, so Guido Schürken von DERECO Köln, zweiter Partner im genannten Joint Venture.

Gebaut wurden bereits ein Seniorendomizil und Einfamilienhäuser

Gebaut wurde im Zentrum des Geländes nicht. Anders verhielt es sich mit dem Penaten-Verwaltungsgebäude; dieses wurde verkauft und zum Seniorendomizil umgebaut. Ebenfalls verkauft wurden Grundstücke am Mühlenweg. Ein Bauträger errichtete dort Einfamilienhäuser. Weitere Wohnhäuser entstanden durch einen anderen Bauträger im ehemaligen Nachtigallenwäldchen.

Gerade letztgenannte Entwicklungen 2012 bis 2014 sollten Anlass für Stadt und Politik sein, in sich zu gehen, meinen die Anwohner. Denn: Entstanden sei ein Wohngebiet für Familien mit lebendiger Nachbarschaft. Da bereiten etwa die im B-Plan verankerte Viergeschossigkeit, die Anzahl der Wohnungen, wenig Freiflächen, Lärm und Verkehr, die hohe Baudichte angrenzend ans Wohnquartier und Abholzungen Bauchschmerzen. „Wir haben immer gewusst, dass dort gebaut wird. Und Rhöndorf braucht auch den Supermarkt“, so eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden will. Aber: „Die Zahl von vier Geschossen hat uns doch sehr erschreckt.“ Das, sagt sie, sei den heutigen Gegebenheiten des Wohnquartiers nicht angemessen. Andere Interessenten hätten zwischenzeitlich mit anderen Margen gearbeitet. „50, 60 Wohnungen, das wäre vertretbar“, meint ein anderer Anwohner.

Fest zu stehen scheint: Nach jahrelangem Stillstand sollen tatsächlich die Bagger rollen auf dem Gelände. Das jedenfalls hat sich das Frankfurt-Kölner Joint Venture vorgenommen. SWIFT zeichnet für die Projektentwicklung verantwortlich, die DERECO für Finanzierungsfragen. „Wir haben das Gelände im Februar erworben“, bestätigte Schürken dem GA auf Anfrage. Er geht davon aus, dass Ende April, Anfang Mai eine Bauvoranfrage gestellt wird. Und: „Wir streben an, dass noch in diesem Jahr die Bagger rollen und 2019 alles fertig ist.“ Dazu laufe gegenwärtig der „klassische Prozess der Baurechtsabstimmung“. Winter ergänzte, man müsse sich am B-Plan orientieren, schauen, dass sich das Bauvorhaben einfüge und „gemeinschaftlich machbar“ sei.

Für den Supermarkt gibt es schon Interessenten

Ob letztlich eine „Grobkennzahl“ von 150 Wohnungen realisiert werde, sei offen, so Schürken. Zum Vollsortimenter gebe es Gespräche mit Interessenten. Zu den Bedenken der Anwohner sagte er: „Wir haben den Anspruch, etwas Gutes zu realisieren. Wir werden dort sicher kein Hochhaus bauen“, das sei ohnehin nicht zulässig. Man wolle den Dialog „auch mit den Anliegern“.

Die hoffen, dass den Worten Taten folgen. „Wir sind nach Rhöndorf gezogen, weil die Wohnlage für uns und unsere Familien reizvoll war und noch ist“, schreiben sie in ihrem offenen Brief. In dem Schreiben an Bauamt und Bürgermeister Otto Neuhoff heißt es unter anderem weiter: „Wir möchten Sie auffordern, unsere Belange bei einer Entscheidung über einen zu erwartenden Bauantrag zu berücksichtigen. Bad Honnef hat mehrfach als Ziel erklärt, den Zuzug von Familien in der Stadt fördern zu wollen. Die Konsequenz ist, dass ein familienfreundliches Umfeld mit hoher Lebensqualität erhalten werden muss.“

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