Firmenerweiterung in Bad Honnef und Windhagen Wirtgen-Gelände ist jetzt zweieinhalb Kilometer lang

Bad Honnef/Windhagen · Maschinenbauer investiert 60 Millionen Euro in Erweiterung über Landes- und Kommunalgrenzen hinweg. Im Mittelpunkt steht eine Akademie für die Kunden der Firma.

 Zwei solcher Korridore für Wildtiere sind am Dachsberg entstanden, um die Querung zum Tunnel an der A 3 zu ermöglichen.

Zwei solcher Korridore für Wildtiere sind am Dachsberg entstanden, um die Querung zum Tunnel an der A 3 zu ermöglichen.

Foto: Barbara Frommann

Landesgrenzen haben „für Wirtgen noch nie eine Rolle gespielt“, sagte Marketingleiter Martin Heitz. Schließlich ist der Maschinenhersteller Wirtgen Group ein echter Global Player. Mit der Erweiterung vom rheinland-pfälzischen Windhagen aus über die Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen hinweg auf Bad Honnefer Stadtgebiet vergrößert Wirtgen das Betriebsgelände am Stammsitz nun von 380.000 auf 470.000 Quadratmeter.

Ein Projekt, realisiert mit einem gemeinsamen Zweckverband der beteiligten Kommunen unter Leitung von Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff und so zugleich ein Novum.

Für dessen Gelingen dankte Domenic Ruccolo, Vorstandschef der Wirtgen Group, am Montag bei einer Ortsbesichtigung allen Beteiligten. „Diese Erweiterung ist ein Meilenstein in der Unternehmenshistorie hier in Windhagen“, so Ruccolo.

Parallel zur A 3 entsteht nun das „Centre for Training and Technology“ (CTT), eine eigene Akademie, in der vor allem Kunden im Umgang mit den hochkomplexen Maschinen „Made in Windhagen“ geschult werden.

Am Standort werden laut Heitz von aktuell 2000 Mitarbeitern, darunter 130 Auszubildende, insgesamt 115 Maschinentypen gebaut. Neben dem CTT-Gebäude entsteht ein Demo-Gelände, auf dem die hochkomplexen Technologien unter Realbedingungen getestet werden können. Erschlossen wird das CTT über den bestehenden Kreisverkehr am Gewerbepark Dachsberg.

Die Tiefbauarbeiten sollen bis April 2020 abgeschlossen sein. Die Fertigstellung des CTT ist für April 2021 geplant. Die Arbeiten nehmen schon Fahrt auf. Eine riesige Baugrube ist entstanden, für die eine halbe Million Kubikmeter Erde bewegt wurde. Der Kampfmittelräumdienst hat seine Arbeit abgeschlossen.

Wildtierzaun und Schutz für wandernde Amphibien

Und entlang der Kreisstraße 30 steht der neue Zaun, der Wildtieren über zwei Grünkorridore am Dachsberg den Weg zu sicheren Unterquerungen der A 3 weist. Noch wirkt das Gelände am Zaun beängstigend kahl. Ein Fichtenhain wurde gefällt. Unter anderem heimische Heide solle für Begrünung sorgen, so Werksleiter Norbert Dinspel. Zudem gehöre weitere Kompensation zum Konzept. Auch für die Amphibienwanderung wurde vorgesorgt.

Alles in allem investiert die Wirtgen Group allein in das ökologische Gesamtkonzept gut vier Millionen Euro – „eine gute Sache für die Natur und eine gute Sache für uns“, so Dinspel in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Politik und Verwaltung, darunter die Bürgermeister Neuhoff und Josef Rüddel (Windhagen), Neuwied-Landrat Achim Hallerbach, Asbachs Verbandsgemeindebürgermeister Michael Christ und Christoph Schwarz, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises.

Am Standort investiert Wirtgen nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro. Weitere 30 Millionen hat das Unternehmen zuvor in die Erweiterung der Fertigung am anderen Ende des Geländes investiert. Dinspel: „Wirtgen ist jetzt 2,5 Kilometer lang.“ Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Kommunen habe die Erweiterung der Fertigung erst möglich gemacht, da für das CTT ursprünglich Flächen in Rheinland-Pfalz vorgesehen waren.

So viele Behörden wie noch nie waren einbezogen

Begleiterscheinung der Kooperation: Im Gegensatz zu vergleichbaren Verfahren seien doppelt so viele Institutionen beteiligt gewesen. Neben der Bezirksregierung Köln und der rheinland-pfälzischen Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord waren dies unter anderem je zwei Straßen- und Autobahnämter, Forstämter sowie Abwasserwerke.

Das Ergebnis dieses „Teamworks“ (Ruccolo) freut naturgemäß auch die Bürgermeister. „Es war kein leichtes Stück Arbeit“, waren sich Neuhoff und Rüddel einig. Rüddel: „Ich bin froh, dass wir nun sagen können: Es geht voran.“ Noch glücklicher wäre er freilich, träfe dies auch auf den dringend benötigten Kreisel K 30/ Rottbitzer Straße zu.

Wie berichtet, sah der Landesbetrieb Straßen NRW – bei eigentlich schon abgestimmten Plänen – Nachbesserungsbedarf. Das Projekt musste neu aufgesetzt werden, so Neuhoff. „Allein kann Bad Honnef das nicht“, beschwor Rüddel die Zusammenarbeit. Neuhoff: „Eines Tages wird das auch noch was mit dem Kreisel.“

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