Population unverändert Wildschweine pflügen Gärten in Bad Honnef um

Bad Honnef · Erneut verwüstet Schwarzwild Gärten im Bad Honnefer Süden. Ein Jäger gibt Tipps, wie man sich vor den ungeliebten Gästen schützen kann.

Die Besucher haben eindeutige Spuren hinterlassen. Vier Mal in vier Wochen hatten Alois und Erika Beumer in ihrem großen Garten am Dellenweg im Bad Honnefer Süden Wildschweine zu Gast, zuletzt in der Nacht zu Veilchendienstag. Mit offenbar großer Begeisterung haben die Tiere das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück „restlos durchwühlt“, wie Alois Beumer entnervt sagt. „Und das, obwohl wir seit einigen Jahren die Fläche mit einem Maschendrahtzaun eingezäunt haben.“ Der Bad Honnefer vermutet daher, dass die ungebetenen Gäste Frischlinge waren – klein genug, um unter dem Zaun durchzukommen.

Mit ihrem umgepflügten Garten stehen sie nicht alleine da, sagen die Beumers. Auch in ihrer Nachbarschaft seien Wildschweine in den vergangenen Wochen wieder vermehrt in Erscheinung getreten. Dass sich das Schwarzwild derzeit verstärkt in private Gärten vorwagt, hat auch mit den frostigen Temperaturen zu tun, erklärt Marc Redemann, Förster des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS). „Bei der Kälte haben die Tiere einen höheren Energieverbrauch und machen sich auf die Suche nach eiweißreicher Nahrung.“ Wie zum Beispiel Larven, Schnecken oder Engerlinge.

Sind die Waldböden gefroren, treibe es die Tiere wieder in Gegenden, wo die Nahrungssuche leichter falle. „Insofern“, so Redemann, „ist es ganz typisch, dass die Wildschweine gerade in den Monaten Februar und März in die Gärten kommen. Die Tiere sind halt schlau und bequem.“ Im Fall der Familie Beumer hält es der Förster allerdings für wahrscheinlicher, dass es sich bei den Eindringlingen um sogenannte Überläufer gehandelt hat: Wildschweine, die älter als ein Jahr sind.

Nicht der erste Vorfall

Die tierischen Besucher sind in Bad Honnef seit Jahrzehnten ein Thema. Vor allem im Süden der Stadt verwandelten die Tiere immer wieder Gärten über Nacht in Ackerlandschaften, spazierten tagsüber bis auf den Spielplatz am Ohbach oder pflügten auf der Suche nach Nahrung die Wiese am Kreisverkehr am Dellenweg um.

Hans-Heribert Krahe, Jagdaufseher im Jagdbezirk Bad Honnef 1, der sich im Norden bis zur Stadtgrenze nach Königswinter, im Süden bis zur Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz erstreckt, wundert die offenkundige Vorliebe der Wildschweine für diesen Stadtteil nicht. „Gerade in Selhof gibt es viele verwilderte Grundstücke, auf denen sich Buschwerk und Brombeeren breit gemacht haben“, sagt er. Und Wildschweine liebten Einstände – geschützte Aufenthaltsorte.

„Zudem waren die vergangenen Winter sehr mild, es gibt ein großes Nahrungsangebot und entsprechend hoch ist auch die Reproduktionsrate bei den Wildschweinen“, so Krahe weiter. Bereits 2016 hatten gezielte Bejagungen in Bad Honnef stattgefunden, um die hohe Population einzudämmen. Zuletzt hatten Ende November Jäger bei einer Treibjagd zwischen dem Schmelztal und dem Rheinbreitbacher Graben insgesamt 77 Wildschweine erlegt, darunter allein 32 im Bad Honnefer Süden. „Und die gezielte Bejagung wird auch emsig fortgesetzt“, so Krahe.

Tipps für einen "sausicheren" Zaun

Zumal vor dem Hintergrund einer drohenden Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest das NRW-Umweltministerium die Schonzeit für Wildschweine per Erlass reduziert habe – ausgenommen sind nur Muttertiere mit Frischlingen unter etwa 25 Kilogramm. „Allerdings“, so Krahe, „können wir auch nicht überall jagen: In der Nähe stark befahrener Straßen zum Beispiel ist das aus Sicherheitsgründen nicht möglich.“

In Bad Honnef gebe es nach wie vor eine starke Population, sagt der Jäger. „Aber von einer Plage würde ich nicht sprechen.“ Wer wiederholt Wildschweine „zu Gast“ habe, sollte sein Grundstück auf versteckte Futterquellen wie Kompost überprüfen und sich im Zweifel an das Ordnungsamt oder die Jäger für Tipps wenden.

Ein Maschendrahtzaun jedenfalls halte die Wildschweine nicht davon ab, Gärten heimzusuchen. Krahe rät zur Verarbeitung von Baustahlmatten, die die Tiere daran hinderten, den Draht anzuheben. „Da reicht eine Höhe von 70 Zentimetern, denn Wildschweine springen nicht. Das ist im doppelten Sinne ein sausicherer Zaun.“

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