Sanierungsfall Wasserschäden im Bad Honnefer Rathaus sind größer als gedacht

BAD HONNEF · Das Rathaus in Bad Honnef ist ein Sanierungsfall. Feuchtigkeit hat dem gesamten Gebäude derart zugesetzt, dass die Substanz extrem gelitten hat. Ob saniert wird oder sogar gleich neu gebaut, muss der Stadtrat entscheiden. Ein Gesamtgutachten soll näheren Aufschluss geben.

 Der Stahlbeton bröckelt: In der Tiefgarage erläutert Jörg Sudmann (mit Taschenlampe), welche Schäden das eindringende Wasser angerichtet hat.

Der Stahlbeton bröckelt: In der Tiefgarage erläutert Jörg Sudmann (mit Taschenlampe), welche Schäden das eindringende Wasser angerichtet hat.

Foto: Frank Homann

Die Gräben rund um das Rathaus bleiben den Bad Honnefern wohl noch länger erhalten. Das ist ein Fazit eines Rundgangs, bei dem die Mitglieder des Stadtrates den Zustand des Verwaltungsgebäudes in Augenschein nahmen. Und um den steht es schlecht, wie Jörg Sudmann, Architekt im technischen Gebäudemanagement, erläuterte. Hauptproblem: Schichtwasser und unzureichende Außenentwässerung haben der Konstruktion zugesetzt. Scherbolzen und Dehnungsfugen, die die Bewegung des aus acht Bauteilen bestehenden Gebäudes aufnehmen müssen, sind marode. Sudmann: „Sie müssen sich das vorstellen wie Bauklötze, die ständig aneinander reiben.“ Und zwar ohne den nötigen Puffer.

Kostenschätzung liegt bei bis zu 18 Millionen Euro

Wie berichtet, hatte die Verwaltung im Herbst 2017 einen Zwischenbericht zum Zustand des Rathauses und dazu eine grobe Kostenschätzung präsentiert. Auf zwölf bis 18 Millionen Euro schätzte sie die Ausgaben, inklusive der mehr als vier Millionen Euro für bereits erfolgte Arbeiten wie etwa zur Schadstoffsanierung – je nachdem, ob man „nur“ die Schäden beseitigt, den Werterhalt sichert oder das Rathaus auch energetisch und technisch auf den heutigen Stand bringt.

Aufgrund dieser Dimension folgte der Stadtrat 2017 dem Verwaltungsvorschlag, externe Expertise einzuholen. Ein Gesamtgutachten soll neben der Sanierung auch einen möglichen Neubau betrachten, so die Mehrheit. Schon vorliegende Gutachten sollen genutzt werden. Auf das Gesamtgutachten wartet die Politik bis heute. „Ich bin in dem Fall der Flaschenhals. Aber wir geben jetzt Gas“, so Fachbereichsleiter Fabiano Pinto zur Vorarbeit im Bauamt, in dem offene Stellen noch nicht nachbesetzt wurden. Sudmann hatte zuvor bei der Begehung deutlich gemacht: Die Gemengelage beim Rathaus bestehe aus Defiziten und „baulichen Mängeln“ aus der Entstehungszeit, unterlassener Instandhaltung und Modernisierung und fortschreitendem Verfall. „Es geht uns nicht um eine Vorfixierung zu politischen Entscheidungen. Wir wollen Ihnen nur einmal plastisch machen, was Sie sonst auf dem Papier zu sehen bekommen.“

"Der Untergrund wird dauernd bewässert"

Dass der Zahn der Zeit am Stahlbeton genagt hat, hatte 2015 ein Gutachten gezeigt. Was folgte, bezeichnete Sudmann, Projektleiter seit zwei Jahren, als „archäologische Leistung“. Mit immer neuen ernüchternden Fakten: Je weiter die Forschung in die Tiefe ging, desto mehr Schäden traten zutage. Erschwerend hinzu kam laut Pinto, dass die „Dokumentationslage dürftig“ sei. „Wir mussten sogar die Aufmaße neu ermitteln.“ Zur Frage aus dem Rat nach Haftungsansprüchen sagte Pinto: Zum Ursprungsbau seien diese verjährt. Ob sich aus späteren Arbeiten etwas ableiten lasse, müsse jedenfalls geprüft werden.

Klar ist: Das Wasser ist das Kernproblem. „Die Außenentwässerung war von Anfang an problematisch“, so Architekt Sudmann. Hinzu kämen Leitungen zur Dachentwässerung, die „schon für die Bauzeit unterdimensioniert waren“. Folge: „Der Untergrund wird dauernd bewässert.“ Petitesse am Rande: Bäume seien ausgerechnet so gepflanzt worden, dass ihre Wurzeln den Kanal durchlöchern – und das Fäkalwasser sucht sich seinen Weg. Die Auswirkungen sind vor allem in der Tiefgarage zu sehen: verrostete Scherbolzen, Risse und rostrote Streifen überall dort, wo Wasser eingedrungen ist. Mit „Bordmitteln“ und eigenen Leuten seien Sicherungsarbeiten gemacht worden, so Sudmann. Allerdings habe das alles nur vorübergehenden Charakter. „So schnell wie möglich“ müsse eine fachgerechte Abdichtung her.

Rathausplatz ist nicht als Parkplatz geeignet

Betroffen sind auch Ratssaal und Rathausplatz. Im Ratssaal sei „wie durch einen Kamineffekt“ die Feuchtigkeit von unten in den Boden hinaufgezogen. Die Folge: Schimmel. Der Boden sei abgedichtet worden, müsse bei der Sanierung aber „komplett raus“. Auch der Rathausplatz ist ein Sorgenkind. Laut Statiker gebe es dort zwar kein Standproblem. Gleichwohl müsse die Frage beantwortet werden, ob auf dem Platz weiterhin geparkt werden dürfe.

„Wir müssen auch an den Rathausplatz ran, so oder so. Eine Punktbelastung ist in Ordnung, nicht aber, dass der Platz befahren wird. Wir brauchen von Ihnen eine Entscheidung, was mit dem Platz geschehen soll“, so Sudmann. Er sei nie als Parkplatz ausgelegt gewesen; und von der Nutzung hänge das Ausmaß der nötigen Arbeiten ab.

Pinto: „Das Ganze greift auch in andere Themen ein wie das Stadtentwicklungskonzept. Denn für einen Parkplatz gibt es keine Städtebauförderung.“

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